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Erschienen in der Frankenpost am 04.11.2010 

Die nächsten sechs Wochen wird die mittlere Marienstraße von der Luitpoldstraße bis zur Schillerstraße wegen Kanalarbeiten gesperrt sein. Foto: Ernst Sammer

Angst ums Weihnachtsgeschäft

 
Seit gestern ist die mittlere Marienstraße gesperrt. Die Geschäftsleute kritisieren, viel zu spät informiert worden zu sein. Viele fürchten, dass die Kunden wegbleiben werden.

Von Lisbeth Kaupenjohann

Hof - "Das ist ein ,schönes Geschenk' der Stadt für die Einzelhändler!" Doris Tuckermann-Mündel, die seit 28 Jahren den Kinderladen Steinboss führt, ist derzeit nicht gut zu sprechen aufs Hofer Rathaus. Der erste Tag, an dem die Marienstraße wegen Kanalbauarbeiten von der Luitpold- bis zur Schillerstraße gesperrt ist, verlief erwartungsgemäß ruhig. Zu ruhig nach dem Geschmack der Geschäftsleute in diesem Bereich. Die meisten fürchten jetzt ums Weihnachtsgeschäft.

Hoffen auf Stammkunden

"Am Donnerstag letzter Woche wurden wir über die Baumaßnahme informiert. Der Einzelhandel hat aber mittlerweile ein halbes Jahr Vorlauf für das Weihnachtsgeschäft - und von diesem leben wir", sagt die Geschäftsinhaberin des Kinderladens. "Jetzt können wir nicht mehr reagieren. Welche Stadt macht denn so etwas, in der Vorweihnachtszeit eine der Hauptgeschäftsstraßen zu sperren?" Doris Tuckermann-Mündel hofft jetzt, dass ihre treuen Kunden trotzdem kommen, auch wenn sie weitab parken müssen. "Aber Einbußen wird es auf jeden Fall geben."

Catrin Hoffmann, Inhaberin des Tee- und Kräuterladens "Alraune", der heuer sein 25. Jubiläum feiert, ist am Boden zerstört. "Was soll ich tun? Ich habe das Haus voller Waren, die ich jetzt sicher nicht alle verkaufen kann", äußert sie ihre Befürchtungen. "Hätte ich vier Wochen früher von den Bauarbeiten gewusst, hätte ich weniger eingekauft oder nach anderen Verkaufsräumen gesucht. Schließlich lebe ich das ganze Jahr hauptsächlich vom Weihnachtsgeschäft." Sie hat bereits bei Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner nachgefragt, ob sie vielleicht eine Weihnachtsbude in der Altstadt einrichten oder wenigstens mit einer Werbetafel auf ihren Laden hinweisen dürfe. "Es wurden allerdings noch keine Alternativen aufgezeigt."

Eine Kundin mit einem kleinen Jungen kommt gerade herein. "Ich habe in der Bayreuther Straße geparkt und bin hergelaufen", sagt sie. "Mit einem kleinen Kind ist das nicht so einfach. Müssen diese Bauarbeiten denn gerade jetzt sein?" Natürlich werde sie trotzdem weiter hier einkaufen. "Jetzt erst recht!"

Die beiden Angestellten von Büro-Schäfer sind heute erst einmal zu spät zur Arbeit gekommen, weil sie sich erst einmal mit der neuen Verkehrslage zurechtfinden mussten. "Auch der Paketdienstfahrer hat ganz schön geflucht." Momentan könne man ja noch zu Lieferzwecken anfahren. Aber was, wenn die Straße erst einmal aufgegraben ist? "Wir haben ein Lager in der Kulmbacher Straße und müssen da mehrmals täglich hin und her."

Wenig erfreut über die Baustelle äußern sich auch andere Anwohner wie etwa die Inhaberin des Restaurants "Bangkok" oder die Betreiberin der Werbefirma Klos und Popp. Alle wissen natürlich, dass die Kanalarbeiten nötig sind und durchgeführt werden müssen. Nur der Zeitpunkt sei äußerst ungünstig.

Reinhard Seeber, Seniorchef des gleichnamigen Kinderfachgeschäfts, bleibt dennoch zuversichtlich: "Wer zu uns kommen will, wird trotz der Baustelle kommen", meint er. "In dieser Umgebung gibt es wirklich gute Läden. Das wissen die Kunden. Wir leben von zufriedenen Kunden, von denen viele sogar von auswärts kommen." Seeber weist Anrufer deshalb schon am Telefon auf die Baustelle hin und rät, das Auto im Parkhaus abzustellen. "Ich ersetze sogar die Parkgebühren."

Noch fließt der Verkehr

Zufrieden mit diesem ersten Tag ist Verkehrssachbearbeiter Alexander Horn von der Polizei-Inspektion Hof. "Es gab keinerlei Probleme." Allerdings seien derzeit auch noch Ferien. "Wenn nächste Woche wieder die Schule angeht, könnte es durchaus sein, dass es eng wird in den Straßen. Die Marienstraße ist eben eine Hauptverkehrsader." Da die obere Bismarckstraße nicht mehr vom "Strauß" her befahrbar sei, könne der Verkehr zu den Hauptverkehrszeiten schon mal ins Stocken kommen.

 

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