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Erschienen in der Frankenpost am 28.01.2010 

Der rote Teppich während des Filmtage-Sonntags im Jahr 2005 war ein "Knüller". Warum sollte eine Bodensanierung in der Altstadt diese Idee
nicht aufgreifen, fragt sich Angelika Rädlein. Ihr Vorschlag, rasch und kostengünstig zu realisieren: Pflaster raus, Asphalt drüber und mit rotem Kunstharz überziehen. Und schon flanierten die Menschen in Hof ganzjährig über einen roten Teppich.
Foto: Archiv

Altstadt-Planung weckt "Wir-Gefühl"

 
Von Thomas Schuberth-Roth

Hof - Anrainer und Geschäftsleute in der Hofer Altstadt rücken zusammen. Ob Wärschtlamo oder Rechtsanwalt, Geschäftsinhaber oder Filialleiter und auch Haus- und Grundstücksbesitzer - Angelika Rädlein hatte für ihre interne "Ideenbörse zur Belebung der Altstadt" am vergangenen Mittwoch niemanden vergessen. Sie will alle ins Boot holen für das große Vorhaben: "Die Altstadt muss belebt werden!" Das ist ihr Vorschlag: Pflaster raus, Elektrobus rein, Verweilinseln schaffen (siehe Artikel unten).

Knapp zwei Monate ist es her, dass letztmals große Stadtbusse die gut 220 Meter übers Kopfsteinplaster zwischen Marienkirche und Kugelbrunnen befahren haben. Erste Zahlenvergleiche mit den Umsätzen der Vorjahresmonate belegten schwarz auf weiß einen Rückgang, sagt Andre Sawka, der Filialleiter des "Allerlei".

Längst stöhnen nicht mehr nur die Filialen großer Ketten und die gut sortierten Inhaber-Geschäfte über den Käuferschwund. Gerade an günstigeren Läden, die auch in großen Märkten vor der Stadt zu finden sind, lässt sich die Kundenwanderung ablesen. Sawka: "Was dort zugelegt wird, geht in der Altstadt verloren."

Dass es allein an den kalten Winterwochen liegen soll, oder dass die Finanzkrise eben nun auch den Einzelhandel erreicht hat, macht nicht nur er nicht als alleinige Ursachen aus. Von seinem Arbeitsplatz auf dem Gehweg aus hat Wärschtlamo Cetin Samat die Altstadt "von oben bis unten" jeden Tag im Blick. Seine Beobachtung: "Definitiv weniger Leute."

"Kurzfristig umsetzbar"

"Wenn wir jetzt nicht handeln, laufen uns Zeit und Kunden davon", ist deshalb nicht nur Angelika Rädlein von der Metzgerei Max überzeugt. Sie hat nun die Initiative übernommen und sich Gedanken über eine "Zwischenlösung" gemacht - und sie hat viele Mitstreiter gefunden.

Michael Kiel ist einer davon. Der Geschäftsführer der C&A-Filiale in Hof hat ein gutes Gefühl: "Hier bewegt sich etwas. Da entsteht ein neues Wir-Gefühl." Das sei auch notwendig, gelte es doch "diese gewachsene Mischung aus Filialen und von Inhabern geführten Geschäften mit breitem und vielfältigem Angebot zu erhalten". Die von Rädlein vorgeschlagene Interimslösung nennt er "kurzfristig umsetzbar". Als "machbar" bezeichnet er auch die Finanzierung.

Zunächst sogar ohne städtische Mittel. Doch will er die Stadt deshalb nicht aus der Verantwortung entlassen. "Es ist schon gut, dass man dort nach einem Alleinstellungsmerkmal sucht, wie der Hofer Himmel eines gewesen wäre." Die Alstadt ist für ihn Teil eines Konzepts "Kernstadt", in das er von der Ludwigstraße bis zur Pfarr alle Straßen eingebunden sieht. "Die Stadt muss von Anfang an ins Boot geholt werden."

Seitens des Hofer Oberbürgermeisters ist ein erster Schritt bereits am vergangenen Donnerstag erfolgt. Dr. Harald Fichtner und Wirtschaftsförderer Klaus-Jochen Weidner hatten mehr als 50 handverlesene Gäste eingeladen - für ein erstes "internes Brainstorming". Für das städtische Konzept, das vor allem auf kleinere Events am Freitagnachmittag und am Samstag setzt, gab es dabei aber nicht den erhofften Beifall. Die Geschäftsleute haben anderes vor: Sie wollen zunächst, weil dringlicher, für die Rahmenbedingungen im Herzen der Stadt sorgen. C&A-Filialleiter Kiel bringt es überspitzt auf den Punkt: "Wir können ja schlecht den fünften Schritt vor dem ersten machen."

Gespanntes Warten

Die Verwaltungsspitze der Stadt hat auf die Entwicklung reagiert. Schon in der nächsten Woche will man sich erneut zusammensetzen. Auf das Ergebnis dieses Gesprächs ist Lutz Pfersdorf gespannt. Der Inhaber des gleichnamigen Sportgeschäfts am Eingang der Altstadt hofft auf einen guten Ausgang. Schließlich müsse nicht nur was geschehen, "sondern auch noch möglichst schnell", betont er. Die von Rädlein bereits erarbeiteten Vorschläge nennt er "sehr sinnvoll". Er sagt: "Ich würde es genau so machen." Zuallererst müsse das Pflaster raus. Mit "relativ günstigen Mitteln" lasse sich laut den Rädlein-Plänen "doch etwas Ordentliches darstellen". Und darum gehe es: Die Kunden müssten sich wohlfühlen. Pfersdorf: "Wer weiß besser, was die Kunden wollen, als jene, die hier ihre Geschäfte haben."

Auch Haus- und Grundstücksbesitzer hat Rädlein ins Boot geholt. Zum Beispiel Helga Gollwitzer-Anders. Sie befürwortet auf Anfrage die Planungen "zu 100 Prozent". Auch weil diese für sie und andere Anwohner deutliche Kostenvorteile brächten.

So oder so nämlich würden die Anrainer bei Sanierungsarbeiten an dem vor etwa 20 Jahren verlegten Pflaster über eine Umlage zur Kasse gebeten, weiß sie. Für die gekippte "Himmel-Lösung", erinnert sie sich, seien für diese Arbeiten etwa 3 Millionen Euro veranschlagt worden. Die Bodensanierung, wie sie Rädlein vorschwebe, komme nur auf einen Bruchteil dieser Summe.

 

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