Von Thomas Schuberth-Roth
Hof -
Anrainer und Geschäftsleute in der Hofer Altstadt rücken zusammen.
Ob Wärschtlamo oder Rechtsanwalt, Geschäftsinhaber oder Filialleiter
und auch Haus- und Grundstücksbesitzer - Angelika Rädlein hatte für
ihre interne "Ideenbörse zur Belebung der Altstadt" am vergangenen
Mittwoch niemanden vergessen. Sie will alle ins Boot holen für das
große Vorhaben: "Die Altstadt muss belebt werden!" Das ist ihr
Vorschlag: Pflaster raus, Elektrobus rein, Verweilinseln schaffen
(siehe Artikel unten).
Knapp zwei Monate ist es her, dass letztmals große Stadtbusse die
gut 220 Meter übers Kopfsteinplaster zwischen Marienkirche und
Kugelbrunnen befahren haben. Erste Zahlenvergleiche mit den Umsätzen
der Vorjahresmonate belegten schwarz auf weiß einen Rückgang, sagt
Andre Sawka, der Filialleiter des "Allerlei".
Längst stöhnen nicht mehr nur die Filialen großer Ketten und die
gut sortierten Inhaber-Geschäfte über den Käuferschwund. Gerade an
günstigeren Läden, die auch in großen Märkten vor der Stadt zu
finden sind, lässt sich die Kundenwanderung ablesen. Sawka: "Was
dort zugelegt wird, geht in der Altstadt verloren."
Dass es allein an den kalten Winterwochen liegen soll, oder dass
die Finanzkrise eben nun auch den Einzelhandel erreicht hat, macht
nicht nur er nicht als alleinige Ursachen aus. Von seinem
Arbeitsplatz auf dem Gehweg aus hat Wärschtlamo Cetin Samat die
Altstadt "von oben bis unten" jeden Tag im Blick. Seine Beobachtung:
"Definitiv weniger Leute."
"Kurzfristig umsetzbar"
"Wenn wir jetzt nicht handeln, laufen uns Zeit und Kunden davon",
ist deshalb nicht nur Angelika Rädlein von der Metzgerei Max
überzeugt. Sie hat nun die Initiative übernommen und sich Gedanken
über eine "Zwischenlösung" gemacht - und sie hat viele Mitstreiter
gefunden.
Michael Kiel ist einer davon. Der Geschäftsführer der C&A-Filiale
in Hof hat ein gutes Gefühl: "Hier bewegt sich etwas. Da entsteht
ein neues Wir-Gefühl." Das sei auch notwendig, gelte es doch "diese
gewachsene Mischung aus Filialen und von Inhabern geführten
Geschäften mit breitem und vielfältigem Angebot zu erhalten". Die
von Rädlein vorgeschlagene Interimslösung nennt er "kurzfristig
umsetzbar". Als "machbar" bezeichnet er auch die Finanzierung.
Zunächst sogar ohne städtische Mittel. Doch will er die Stadt
deshalb nicht aus der Verantwortung entlassen. "Es ist schon gut,
dass man dort nach einem Alleinstellungsmerkmal sucht, wie der Hofer
Himmel eines gewesen wäre." Die Alstadt ist für ihn Teil eines
Konzepts "Kernstadt", in das er von der Ludwigstraße bis zur Pfarr
alle Straßen eingebunden sieht. "Die Stadt muss von Anfang an ins
Boot geholt werden."
Seitens des Hofer Oberbürgermeisters ist ein erster Schritt
bereits am vergangenen Donnerstag erfolgt. Dr. Harald Fichtner und
Wirtschaftsförderer Klaus-Jochen Weidner hatten mehr als 50
handverlesene Gäste eingeladen - für ein erstes "internes
Brainstorming". Für das städtische Konzept, das vor allem auf
kleinere Events am Freitagnachmittag und am Samstag setzt, gab es
dabei aber nicht den erhofften Beifall. Die Geschäftsleute haben
anderes vor: Sie wollen zunächst, weil dringlicher, für die
Rahmenbedingungen im Herzen der Stadt sorgen. C&A-Filialleiter Kiel
bringt es überspitzt auf den Punkt: "Wir können ja schlecht den
fünften Schritt vor dem ersten machen."
Gespanntes Warten
Die Verwaltungsspitze der Stadt hat auf die Entwicklung reagiert.
Schon in der nächsten Woche will man sich erneut zusammensetzen. Auf
das Ergebnis dieses Gesprächs ist Lutz Pfersdorf gespannt. Der
Inhaber des gleichnamigen Sportgeschäfts am Eingang der Altstadt
hofft auf einen guten Ausgang. Schließlich müsse nicht nur was
geschehen, "sondern auch noch möglichst schnell", betont er. Die von
Rädlein bereits erarbeiteten Vorschläge nennt er "sehr sinnvoll". Er
sagt: "Ich würde es genau so machen." Zuallererst müsse das Pflaster
raus. Mit "relativ günstigen Mitteln" lasse sich laut den
Rädlein-Plänen "doch etwas Ordentliches darstellen". Und darum gehe
es: Die Kunden müssten sich wohlfühlen. Pfersdorf: "Wer weiß besser,
was die Kunden wollen, als jene, die hier ihre Geschäfte haben."
Auch Haus- und Grundstücksbesitzer hat Rädlein ins Boot geholt.
Zum Beispiel Helga Gollwitzer-Anders. Sie befürwortet auf Anfrage
die Planungen "zu 100 Prozent". Auch weil diese für sie und andere
Anwohner deutliche Kostenvorteile brächten.
So oder so nämlich würden die Anrainer bei Sanierungsarbeiten an
dem vor etwa 20 Jahren verlegten Pflaster über eine Umlage zur Kasse
gebeten, weiß sie. Für die gekippte "Himmel-Lösung", erinnert sie
sich, seien für diese Arbeiten etwa 3 Millionen Euro veranschlagt
worden. Die Bodensanierung, wie sie Rädlein vorschwebe, komme nur
auf einen Bruchteil dieser Summe. |