Die aktuellen Zahlen lösen
eine Bildungsdebatte im Haupt- und Finanzausschuss aus.
Bürgermeister Siller nimmt Stellung zur Situation in Hof.
Von Jan Fischer
Hof - Die
Zahlen der Bertelsmann-Studie haben im Haupt- und Finanzausschuss
des Hofer Stadtrats zu einer regen Diskussion geführt. Dabei ging es
um die Frage, wie groß der Einfluss der Stadt auf die Quote der
Schulabbrecher ist.
"Wie will die Stadt darauf reagieren?", fragte
Günter Merkel (SPD) - und löste damit eine kurze, aber heftige
Bildungsdebatte aus. Als denkbare Varianten nannte er, mehr Kurse
anzubieten, die Maßnahme "Arbeiten und Lernen" auszuweiten und keine
Kosten für die Nachhilfe zu verlangen. Merkel appellierte an die
Verantwortlichen, alles zu unternehmen, um die Schulabbrecher noch
zu einem Abschluss zu bringen. Augenzwinkernd fügte er hinzu: "Ein
Museum braucht Exponate, eine Schule qualifizierte Schüler."
Bürgermeister Eberhard Siller - verantwortlich
für den Bereich Schulen - nahm ausführlich Stellung. Die Stadt
investiere derzeit so viel in Schule und Bildung wie noch nie seit
1978. Dabei beschränke man sich nicht auf Ausgaben für Gebäude und
Möbel. "Da sind wir spitze."
Als Beispiele nannte Siller die
Jugendsozialarbeit an Hauptschulen und an der Berufsschule sowie die
Ganztagsangebote an allen Schulen. Letztere seien speziell für die
schwächeren Schüler gedacht; diese sollten damit die Möglichkeit
erhalten, zusätzliche Angebote wahrzunehmen. Hinzu kämen die
Praxisklassen an der Hofecker Schule. "Meines Erachtens tun wir
alles, was wir tun können, um die Zahlen zu reduzieren", betonte der
Bürgermeister.
Übertrittszahlen nehmen zu
Die Bemühungen seien auf fruchtbaren Boden
gefallen: Die Übertrittszahlen zu weiterführenden Schulen haben laut
Siller zugenommen. Besonders freue es ihn, dass die Übertrittsquote
der Sophienschule "explosionsartig gestiegen" sei. Gerade die
Sophienschüler zeigten an den weiterführenden Schulen eine gute
Sozialkompetenz - das heißt, sie sind häufig Klassen- oder
Schülersprecher. Spezielle Angebote trügen dazu bei, dass die Kinder
in allen Stadtteilen mittlerweile die gleichen Bildungschancen
hätten.
Wie Siller kündigte auch Oberbürgermeister Dr.
Harald Fichtner an, die Studie in der nächsten Sitzung des
Schulbeirats zum Schwerpunktthema zu machen. Fichtner brachte noch
einen Aspekt in die Diskussion: Schul-Statistiken hängen nach seiner
Meinung mit dem relativ hohen Ausländeranteil in Hof zusammen. Im
Übrigen habe Hof als kreisfreie Stadt ein Förderschulzentrum, das
auch Schüler aus dem Landkreis besuchen.
Dr. Gisela Strunz (CSU) warnte vor
übertriebenen Ansprüchen an die öffentliche Hand. "Die Bedeutung des
Elternhauses ist so groß." Schulen könnten nur teilweise
ausgleichen, was dort versäumt werde. Deshalb sei es sinnvoll,
Kinder aus sozial schwachen Familien in Krippen und Vorschulen zu
bringen. Aber mehr sei von städtischer Seite wohl nicht möglich.
"Ein Nachhilfe-Unterricht, den die Stadt anbietet, nützt nichts,
wenn zu Hause drei Fernseher laufen und es keine Unterstützung von
den Eltern gibt." |