Die Stadt hat untersucht,
wie engagiert ihre Bürger in der Freizeit sind. Das eindeutige
Ergebnis: Ohne Menschen wie Marianne Franke geht es nicht.
Von Harald Werder
Hof - Sie
passen auf Kinder auf, retten Verletzte aus Autos, kochen Kaffee für
Senioren, streichen Wände von Vereinsheimen oder verteilen Essen an
Arme. Die Arbeit der Ehrenamtlichen ist Milliarden wert, der Lohn
ist - nicht immer - ein Dank. Auch das gesellschaftliche Leben in
Hof würde von heute auf morgen kollabieren, würden die freiwilligen
Helfer allesamt die Hände in den Schoß legen. Die Stadt hat
nachzählen lassen: Mehr als 9000 Bürger reihen sich zu den
Ehrenamtlichen ein, sie engagieren sich 54 000 Stunden im Monat. Das
heißt, der durchschnittliche Hofer Helfer ist jede Woche anderthalb
Stunden für seinen Verein, seine Gemeinde, seinen Verband im
Einsatz.
Die zuverlässigste Art, Marianne Franke zu
erreichen, ist ein Anruf im Pfarrbüro von St. Konrad. "Kleinen
Moment, bitte. Mariaaaaane - Teeeeelefooon!", ruft die Sekretärin
durchs Haus, Sekunden später hat die 62-jährige Hoferin den Hörer in
der Hand. Wahlweise kann man sie in der Kirche mit Blumenschmuck in
der Hand antreffen oder mit einer Sammelbüchse, einem Stapel
Pfarrbriefe oder mit Einkaufstüten, wenn die alten Leute in der
Nachbarschaft es selber nicht mehr packen. Sie ist es gewohnt, zu
helfen. "1957 bin ich mit den Caritas-Schwestern mit dem Handwagen
zum Flüchtlingslager in die Kulmbacher Straße gezogen, um Pakete zu
verteilen", erzählt sie von den Anfängen ihres Engagements für
andere. Auch wenn nicht mehr alles so flott von der Hand geht, ist
sie heute immer noch unentbehrlich. Bis zu 200 Stunden im Monat
steht sie dafür ein, "dass es das Schönste im Leben ist, wenn man
anderen helfen kann".
Keine 40-Stunden-Woche
Marianne Franke sticht heraus, steht aber
keineswegs allein auf einer beeindruckenden Liste. Diese
Ehrenamtlichen verbringen in ihrem Verein teils mehr Zeit als andere
in ihrem Büro oder/und machen das seit Jahrzehnten. Und diese
Unermüdlichen stehen stellvertretend für das mehrere Tausend Mann
starke Heer aller Freiwilligen, die ihre Freizeit nach Feierabend
und ihre Wochenenden opfern. Laut der Erhebung der Stadt schätzen
viele das Angebot ihres Vereins, sind durch Familie oder Freunde
dazugekommen oder wurden gezielt angeworben. 476 Vereine hatte die
Stadtverwaltung angeschrieben, 306 haben geantwortet. 1560 Hofer,
ergab die Umfrage, haben die Vereine und Institutionen als
"besonders einsatzfreudig" eingestuft - das sind die Frauen und
Männer, auf die niemand verzichten kann.
Marianne Franke betrachtet die Pfarrgemeinde
St. Konrad als ihre Heimat. Seit Jahrzehnten fühlt sie sich dort
aufgehoben, und sie weiß: "Wenn es mir einmal nicht gut geht, dann
hilft man auch mir." Ihr Lohn? "Wenn mein Gott mir Gesundheit
schenkt, dann habe ich schon meinen Lohn." Über ein "Dankeschön" hat
sie sich natürlich auch immer gefreut. Und wenn es einmal nicht kam
- auch egal.
Besonderes Engagement
Die Stadt Hof würdigt in besonderem Maß zum einen Bürger, die
weit länger als 50 Jahre als Ehrenamtliche
arbeiten: Karlheinz Ruckdeschel (SV Hof, 57 Jahre aktiv), Adolf
Gebhardt (FWV, 56), Marga und Erich Bormann (CVJM, jeweils 55),
Werner Fink (CVJM, 55), Gerhard Fischer (Feuerwehr, 55), Hans Köppel
(Naturfreunde, 54), Hermann Paul, TSV Hof, 53) und Ernst Rietsch
(Feuerwehr, 53). Geehrt werden zum anderen die, die weit
über 100 Stunden monatlich helfen: Klaus
Beer (Fernwehpark, 250 Stunden), Marianne Franke (St. Konrad, 200),
Erika Mohr (Selbsthilfegruppe Frauenkrebs, 200), Ursula
Dumann-Specht (Förderverein Botanischer Garten/Hospizverein, 262),
Horst Trötscher (TSV Hof, 150), Rosemarie Rohm (VdK, 150), Dieter
Schelzel (Golfclub Hof, 140), Uschi Grillmeier (CVJM/EJW, 160),
Angelika Schemmel (Freundeskreis Selbsthilfegruppe Suchtkranke, 127)
und Anderl Flügel (AlMed, 120). |