Aktuelles
Erschienen in der Frankenpost am 12.10.2010 

Ehrenamtliche Arbeit ist in allen Generationen beliebt, Menschen jeden Alters gestalten das Leben in der Stadt.

Die Unentbehrlichen

 
Die Stadt hat untersucht, wie engagiert ihre Bürger in der Freizeit sind. Das eindeutige Ergebnis: Ohne Menschen wie Marianne Franke geht es nicht.

Von Harald Werder

Hof - Sie passen auf Kinder auf, retten Verletzte aus Autos, kochen Kaffee für Senioren, streichen Wände von Vereinsheimen oder verteilen Essen an Arme. Die Arbeit der Ehrenamtlichen ist Milliarden wert, der Lohn ist - nicht immer - ein Dank. Auch das gesellschaftliche Leben in Hof würde von heute auf morgen kollabieren, würden die freiwilligen Helfer allesamt die Hände in den Schoß legen. Die Stadt hat nachzählen lassen: Mehr als 9000 Bürger reihen sich zu den Ehrenamtlichen ein, sie engagieren sich 54 000 Stunden im Monat. Das heißt, der durchschnittliche Hofer Helfer ist jede Woche anderthalb Stunden für seinen Verein, seine Gemeinde, seinen Verband im Einsatz.

Die zuverlässigste Art, Marianne Franke zu erreichen, ist ein Anruf im Pfarrbüro von St. Konrad. "Kleinen Moment, bitte. Mariaaaaane - Teeeeelefooon!", ruft die Sekretärin durchs Haus, Sekunden später hat die 62-jährige Hoferin den Hörer in der Hand. Wahlweise kann man sie in der Kirche mit Blumenschmuck in der Hand antreffen oder mit einer Sammelbüchse, einem Stapel Pfarrbriefe oder mit Einkaufstüten, wenn die alten Leute in der Nachbarschaft es selber nicht mehr packen. Sie ist es gewohnt, zu helfen. "1957 bin ich mit den Caritas-Schwestern mit dem Handwagen zum Flüchtlingslager in die Kulmbacher Straße gezogen, um Pakete zu verteilen", erzählt sie von den Anfängen ihres Engagements für andere. Auch wenn nicht mehr alles so flott von der Hand geht, ist sie heute immer noch unentbehrlich. Bis zu 200 Stunden im Monat steht sie dafür ein, "dass es das Schönste im Leben ist, wenn man anderen helfen kann".

Keine 40-Stunden-Woche

Marianne Franke sticht heraus, steht aber keineswegs allein auf einer beeindruckenden Liste. Diese Ehrenamtlichen verbringen in ihrem Verein teils mehr Zeit als andere in ihrem Büro oder/und machen das seit Jahrzehnten. Und diese Unermüdlichen stehen stellvertretend für das mehrere Tausend Mann starke Heer aller Freiwilligen, die ihre Freizeit nach Feierabend und ihre Wochenenden opfern. Laut der Erhebung der Stadt schätzen viele das Angebot ihres Vereins, sind durch Familie oder Freunde dazugekommen oder wurden gezielt angeworben. 476 Vereine hatte die Stadtverwaltung angeschrieben, 306 haben geantwortet. 1560 Hofer, ergab die Umfrage, haben die Vereine und Institutionen als "besonders einsatzfreudig" eingestuft - das sind die Frauen und Männer, auf die niemand verzichten kann.

Marianne Franke betrachtet die Pfarrgemeinde St. Konrad als ihre Heimat. Seit Jahrzehnten fühlt sie sich dort aufgehoben, und sie weiß: "Wenn es mir einmal nicht gut geht, dann hilft man auch mir." Ihr Lohn? "Wenn mein Gott mir Gesundheit schenkt, dann habe ich schon meinen Lohn." Über ein "Dankeschön" hat sie sich natürlich auch immer gefreut. Und wenn es einmal nicht kam - auch egal.

Besonderes Engagement
 

Die Stadt Hof würdigt in besonderem Maß zum einen Bürger, die weit länger als 50 Jahre als Ehrenamtliche arbeiten: Karlheinz Ruckdeschel (SV Hof, 57 Jahre aktiv), Adolf Gebhardt (FWV, 56), Marga und Erich Bormann (CVJM, jeweils 55), Werner Fink (CVJM, 55), Gerhard Fischer (Feuerwehr, 55), Hans Köppel (Naturfreunde, 54), Hermann Paul, TSV Hof, 53) und Ernst Rietsch (Feuerwehr, 53). Geehrt werden zum anderen die, die weit über 100 Stunden monatlich helfen: Klaus Beer (Fernwehpark, 250 Stunden), Marianne Franke (St. Konrad, 200), Erika Mohr (Selbsthilfegruppe Frauenkrebs, 200), Ursula Dumann-Specht (Förderverein Botanischer Garten/Hospizverein, 262), Horst Trötscher (TSV Hof, 150), Rosemarie Rohm (VdK, 150), Dieter Schelzel (Golfclub Hof, 140), Uschi Grillmeier (CVJM/EJW, 160), Angelika Schemmel (Freundeskreis Selbsthilfegruppe Suchtkranke, 127) und Anderl Flügel (AlMed, 120).

 

zurück zur Übersicht