Auf der Hofer Baustelle für
das 120-Millionen-Euro-Projekt ist der erste Bagger im Einsatz. Der
Neubau der Luftbrücke über die Gleise bildet den Auftakt auf
bayerischer Seite.
Von Jan Fischer
Hof - Wenn
ein Parlamentarischer Staatssekretär baggert, kann das mitunter
große Freude auslösen. So geschehen gestern um 12.45 Uhr am Hofer
Hauptbahnhof. Andreas Schauer aus dem Bundesverkehrsministerium nahm
am Hofer Hauptbahnhof - ganz in der Nähe der bisherigen Luftbrücke -
im Bagger Platz. Mit wenigen Handgriffen setzte er das schwere Gerät
in Bewegung. Und das erste Stück steinigen Untergrunds landete in
der Schaufel. Zahlreiche Gäste und Kameras verfolgten diesen
Höhepunkt des Festakts zum Baubeginn für die Elektrifizierung der
Bahnstrecke Hof-Reichenbach und die neue Luftbrücke.
Der Konzern-Bevollmächtigte der Bahn AG für
den Freistaat, Klaus-Dieter Josel, erklärte den Gästen im Festzelt
am Hauptbahnhof die Bedeutung des Spatenstichs: "Wir tun etwas für
die Umwelt." Zwischen Oberfranken und dem sächsischen Vogtland
sollen seinen Worten zufolge in drei Jahren elektrische Züge fahren.
Hintergrund des Großprojekts laut Josel: Die Container-Verkehre
nehmen immer mehr zu. Die Elektrifizierung sorge für eine Entlastung
auf der Nord-Süd-Verbindung. "Der Logistik-Standort Hof wird von
einer noch besseren Anbindung profitieren."
Der Aushilfs-Baggerführer Scheuer erinnerte
daran, dass erst die Konjunkturpakete - noch von der Großen
Koalition beschlossen - die Investitionen möglich gemacht hätten.
Der Parlamentarische Staatssekretär nannte den Spatenstich auf
sächsischer Seite an der Göltzschtalbrücke und den Baubeginn in Hof
als Meilensteine. "Der Bund und seine Partner nehmen viel Geld in
die Hand." Und das sei mehr als positiv zu bewerten. "Bitte reden
Sie einmal gut über die Politik."
Ministerialdirigent Hans Peter Göttler aus dem
bayerischen Wirtschaftsministerium betonte: "Unternehmen sind auf
gute internationale Anbindungen angewiesen." Der Schienenverkehr
erlebe eine Renaissance. Die neue Luftbrücke nannte Göttler ein
"optisches Highlight". Er verspricht sich davon eine Aufwertung für
die ganze Stadt. Zudem entstehe bei Hof ein neues zentrale
Umrichterwerk.
Allerdings müsse die Elektrifizierung bis nach
Nürnberg weitergehen. Hier appellierte der Ministerialdirigent an
den Bund, Chancen der Kofinanzierung für Planung und Bau auszuloten.
Ein weiterer Wunsch sei es, ein Planungskosten-Budget zu schaffen,
um Planungen künftig vorab finanzieren zu können.
Der neue Luftsteg, der über 32 Bahngleise
führe, stehe symbolisch für einen "Brückenschlag vom Dieselzeitalter
zur Elektrifizierung", sagte Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner.
Wie in der Konferenz vorher (siehe Berichterstattung auf Seite 2)
forderte der OB, gleichzeitig Vorsitzender des Regionalen
Planungsverbandes, die Bahnstrecken nach Nürnberg und Regensburg
gleichwertig zu behandeln. Wichtig sei es, dass die Elektrifizierung
weitergehe in Richtung Süden.
Fichtner beleuchtete die bewegten Tage für die
alte Eisenbahner-Stadt Hof. Nach der Zusage von Fördermitteln für
das Güterverkehrszentrum sei der Start der Elektrifizierung ein
weiterer erfreulicher Fortschritt. "Die Eisenbahner-Stadt Hof geht
gut aufgestellt in die Zukunft."
Die Aussicht auf diese - elektrische -
Zug-Zukunft feierten geladene Gäste im Festzelt. Der
Parlamentarische Staatssekretär Andreas Scheuer kam etwas später zum
warmen Buffet. Als der Ruf zur "Baustellen-Vesper" kam, meinte er
augenzwinkernd, dass ihm der Spatenstich auf die technische Art
großen Spaß bereitet habe: "Geht schon mal vor, ich baggere derweil
weiter."
Daten & Fakten
Streckenlänge: 73 Kilometer, davon 13
Kilometer auf dem Gebiet des Freistaats Bayern
Fahrzeit-Verkürzung durch die
Elektrifizierung: 15 bis 20 Minuten
Kosten: über 120 Millionen Euro (Mittel
des Bundes, des Freistaates Sachsen, der Deutschen Bahn AG und
EU-Fördermittel)
Neue Masten: 3000
Gleise mit neuer Oberleitung: 170
Kilometer
Luftbrücke: 191 Meter lange
Schrägseilbrücke mit zwei Pylonen von je 25 Metern Höhe; 130,8 Meter
Stützweite zwischen den Pylonen; Kosten: 5,6 Millionen Euro (3,4
Millionen Euro - einschließlich Fördermitteln - von der Stadt Hof)
"
Der Logistik-Standort Hof wird profitieren "
Klaus-Dieter Josel, Konzern-Bevollmöchtigter der Deutschen
Bahn AG für Bayern |