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Erschienen in der Frankenpost am 01.10.2010 

Der Anfang ist gemacht: In orangen Warnwesten feiern (vorne, von links) Konzernbevollmächtigter Klaus-Dieter Josel, Ministerialdirigent Hans Peter Göttler und Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner den ersten Spatenstich. Aus dem Hintergrund beobachtet Bundestags-Abgeordnete Petra Ernstberger den symbolischen Akt. Weitere Fotos von der Feierlichkeiten in Hof gibt es unter www.frankenpost.de. Foto: Ernst Sammer

Großer Bahnhof zum Start

 
Auf der Hofer Baustelle für das 120-Millionen-Euro-Projekt ist der erste Bagger im Einsatz. Der Neubau der Luftbrücke über die Gleise bildet den Auftakt auf bayerischer Seite.

Von Jan Fischer

Hof - Wenn ein Parlamentarischer Staatssekretär baggert, kann das mitunter große Freude auslösen. So geschehen gestern um 12.45 Uhr am Hofer Hauptbahnhof. Andreas Schauer aus dem Bundesverkehrsministerium nahm am Hofer Hauptbahnhof - ganz in der Nähe der bisherigen Luftbrücke - im Bagger Platz. Mit wenigen Handgriffen setzte er das schwere Gerät in Bewegung. Und das erste Stück steinigen Untergrunds landete in der Schaufel. Zahlreiche Gäste und Kameras verfolgten diesen Höhepunkt des Festakts zum Baubeginn für die Elektrifizierung der Bahnstrecke Hof-Reichenbach und die neue Luftbrücke.

Der Konzern-Bevollmächtigte der Bahn AG für den Freistaat, Klaus-Dieter Josel, erklärte den Gästen im Festzelt am Hauptbahnhof die Bedeutung des Spatenstichs: "Wir tun etwas für die Umwelt." Zwischen Oberfranken und dem sächsischen Vogtland sollen seinen Worten zufolge in drei Jahren elektrische Züge fahren. Hintergrund des Großprojekts laut Josel: Die Container-Verkehre nehmen immer mehr zu. Die Elektrifizierung sorge für eine Entlastung auf der Nord-Süd-Verbindung. "Der Logistik-Standort Hof wird von einer noch besseren Anbindung profitieren."

Der Aushilfs-Baggerführer Scheuer erinnerte daran, dass erst die Konjunkturpakete - noch von der Großen Koalition beschlossen - die Investitionen möglich gemacht hätten. Der Parlamentarische Staatssekretär nannte den Spatenstich auf sächsischer Seite an der Göltzschtalbrücke und den Baubeginn in Hof als Meilensteine. "Der Bund und seine Partner nehmen viel Geld in die Hand." Und das sei mehr als positiv zu bewerten. "Bitte reden Sie einmal gut über die Politik."

Ministerialdirigent Hans Peter Göttler aus dem bayerischen Wirtschaftsministerium betonte: "Unternehmen sind auf gute internationale Anbindungen angewiesen." Der Schienenverkehr erlebe eine Renaissance. Die neue Luftbrücke nannte Göttler ein "optisches Highlight". Er verspricht sich davon eine Aufwertung für die ganze Stadt. Zudem entstehe bei Hof ein neues zentrale Umrichterwerk.

Allerdings müsse die Elektrifizierung bis nach Nürnberg weitergehen. Hier appellierte der Ministerialdirigent an den Bund, Chancen der Kofinanzierung für Planung und Bau auszuloten. Ein weiterer Wunsch sei es, ein Planungskosten-Budget zu schaffen, um Planungen künftig vorab finanzieren zu können.

Der neue Luftsteg, der über 32 Bahngleise führe, stehe symbolisch für einen "Brückenschlag vom Dieselzeitalter zur Elektrifizierung", sagte Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner. Wie in der Konferenz vorher (siehe Berichterstattung auf Seite 2) forderte der OB, gleichzeitig Vorsitzender des Regionalen Planungsverbandes, die Bahnstrecken nach Nürnberg und Regensburg gleichwertig zu behandeln. Wichtig sei es, dass die Elektrifizierung weitergehe in Richtung Süden.

Fichtner beleuchtete die bewegten Tage für die alte Eisenbahner-Stadt Hof. Nach der Zusage von Fördermitteln für das Güterverkehrszentrum sei der Start der Elektrifizierung ein weiterer erfreulicher Fortschritt. "Die Eisenbahner-Stadt Hof geht gut aufgestellt in die Zukunft."

Die Aussicht auf diese - elektrische - Zug-Zukunft feierten geladene Gäste im Festzelt. Der Parlamentarische Staatssekretär Andreas Scheuer kam etwas später zum warmen Buffet. Als der Ruf zur "Baustellen-Vesper" kam, meinte er augenzwinkernd, dass ihm der Spatenstich auf die technische Art großen Spaß bereitet habe: "Geht schon mal vor, ich baggere derweil weiter."

Daten & Fakten
 

Streckenlänge: 73 Kilometer, davon 13 Kilometer auf dem Gebiet des Freistaats Bayern

Fahrzeit-Verkürzung durch die Elektrifizierung: 15 bis 20 Minuten

Kosten: über 120 Millionen Euro (Mittel des Bundes, des Freistaates Sachsen, der Deutschen Bahn AG und EU-Fördermittel)

Neue Masten: 3000

Gleise mit neuer Oberleitung: 170 Kilometer

Luftbrücke: 191 Meter lange Schrägseilbrücke mit zwei Pylonen von je 25 Metern Höhe; 130,8 Meter Stützweite zwischen den Pylonen; Kosten: 5,6 Millionen Euro (3,4 Millionen Euro - einschließlich Fördermitteln - von der Stadt Hof)

" Der Logistik-Standort Hof wird profitieren "

Klaus-Dieter Josel, Konzern-Bevollmöchtigter der Deutschen Bahn AG für Bayern

 

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