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Erschienen in der Frankenpost am 28.09.2010 

Eleganter Schwung zur Seite: Während der alte Luftsteg schnurgerade verläuft, wird sein Nachfolger mit einer leichten Kurve die Gleise überbrücken.

"Golden Gate Bridge" für Hof

 
Bahnchef Rüdiger Grube wird am Donnerstag am Hofer Hauptbahnhof mit dem ersten Spatenstich die Bauarbeiten für den neuen Luftsteg einläuten. Dieses 5,6 Millionen-Euro-Projekt ist Voraussetzung für die Elektrifizierung der Strecke von Hof nach Reichenbach bis zum Jahr 2013.

Von Werner Rost

Hof - Einen Hauch der kalifornischen Metropole San Francisco werden künftig die Reisenden am Hofer Hauptbahnhof verspüren, wenn sie nach Norden blicken. Unweit der Stelle, an der bislang eine Stahlfachwerk-Konstruktion aus dem Jahre 1961 die Gleise überspannt, wird in den kommenden Monaten ein neuer Luftsteg entstehen, dessen Architektur an die Golden Gate Bridge erinnert. Daher hat die künftige Verbindung zwischen dem Bahnhofsviertel und dem Stadtteil Anspann bereits seit Wochen einen entsprechenden Spitznamen.

Wie berichtet, muss der alte Luftsteg durch einen Neubau ersetzt werden, damit die Bahngleise darunter elektrifiziert werden können. Unter dem bisherigen Luftsteg ist die lichte Höhe für das Anbringen der Oberleitungen zu gering. Während der Planungsphase ist alternativ untersucht worden, die Stahlfachwerk-Brücke zu erhalten und auf höhere Pfeiler zu verlagern. Schließlich fiel jedoch der Grundsatzbeschluss zu einem Neubau, der barrierefrei und somit für Rollstuhlfahrer zugänglich sein wird. Mit drei Metern zwischen den Geländern wird der neue Luftsteg doppelt so breit sein wie der bisherige. Somit können künftig Rollstuhlfahrer oder Kinderwagen problemlos aneinander vorbei.

Wie eine Sprecherin der Deutschen Bahn (DB) mitteilt, ist der Ersatzneubau als Schrägseil-Konstruktion mit einem Stahlhohlkasten-Überbau konzipiert. Dies ermögliche eine transparente Konstruktion mit einer geringen Zahl von Stützen im Bahngelände. Wie aus den Planungs-Unterlagen der DB Projektbau und den Computer-Simulationen zu entnehmen ist, werden zwischen den beiden Widerlagern nur zwei Pylone als Stützen entstehen. Diese Pylone und die Widerlager werden auf Großbohrpfählen gegründet, um die Lasten sicher auf den Baugrund zu übertragen.

Für Unmut im Hofer Stadtrat hatte im August die Erhöhung der Gesamtkosten auf 5,628 Millionen Euro gesorgt. Dies war das günstigste Angebot unter insgesamt zehn. Bei den vorherigen Planungen hatte die DB die Kosten auf 3,93 Millionen Euro geschätzt. Damit kletterte der Eigenanteil der Stadt Hof um mindestens 122 000 Euro. Nach dem Eisenbahnkreuzungs-Gesetz muss die Stadt ein Drittel der Kosten tragen. Die Stadt Hof erhält dazu jedoch eine 90-prozentige Förderung aus Mitteln des FAG-Förderprogramms.

Ein Architekt aus dem Landkreis Hof, der namentlich nicht genannt werden möchte, hat gegenüber der Frankenpost kritisiert, dass die enorme Kostensteigerung am Hofer Luftsteg nicht notwendig gewesen wäre. "Je weniger Pfeiler gebaut werden und je größer somit die Spannweite ist, desto teurer werden die Brückenkonstruktionen", erklärte der Architekt aus der Region.

Höher, breiter und behindertengerecht: So soll der künftige Luftsteg am Hofer Hauptbahnhof aussehen. Fotos: Werner Rost, Computer-Simulationen: DB Projektbau

 

Der Luftsteg in Zahlen
 

Die lichte Weite zwischen den Widerlagern beträgt 191 Meter. Die Stützweite zwischen den beiden 25 Meter hohen Pylonen beträgt 130,8 Meter. Die Pylone sind zirka 30 Meter von den Widerlagern entfernt. Der neue Luftsteg mit einer lichten Höhe von 6,20 Metern wird nicht gerade, sondern gekrümmt mit einem Radius von 1320 Meter zum Bahnhofsgebäude verlaufen. Der Zugang an der Bahnhofsseite besteht aus einem Treppenturm mit vier Läufen sowie einer gegenläufigen, insgesamt 145 Meter langen Rampe. Auf der Seite am Kaufland-Parkplatz bildet eine 65 Meter lange Rampe den Zugang.
 

 

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