Bahnchef Rüdiger Grube wird
am Donnerstag am Hofer Hauptbahnhof mit dem ersten Spatenstich die
Bauarbeiten für den neuen Luftsteg einläuten. Dieses 5,6
Millionen-Euro-Projekt ist Voraussetzung für die Elektrifizierung
der Strecke von Hof nach Reichenbach bis zum Jahr 2013.
Von Werner Rost
Hof - Einen Hauch
der kalifornischen Metropole San Francisco werden künftig die
Reisenden am Hofer Hauptbahnhof verspüren, wenn sie nach Norden
blicken. Unweit der Stelle, an der bislang eine
Stahlfachwerk-Konstruktion aus dem Jahre 1961 die Gleise überspannt,
wird in den kommenden Monaten ein neuer Luftsteg entstehen, dessen
Architektur an die Golden Gate Bridge erinnert. Daher hat die
künftige Verbindung zwischen dem Bahnhofsviertel und dem Stadtteil
Anspann bereits seit Wochen einen entsprechenden Spitznamen.
Wie berichtet, muss der alte Luftsteg durch
einen Neubau ersetzt werden, damit die Bahngleise darunter
elektrifiziert werden können. Unter dem bisherigen Luftsteg ist die
lichte Höhe für das Anbringen der Oberleitungen zu gering. Während
der Planungsphase ist alternativ untersucht worden, die
Stahlfachwerk-Brücke zu erhalten und auf höhere Pfeiler zu
verlagern. Schließlich fiel jedoch der Grundsatzbeschluss zu einem
Neubau, der barrierefrei und somit für Rollstuhlfahrer zugänglich
sein wird. Mit drei Metern zwischen den Geländern wird der neue
Luftsteg doppelt so breit sein wie der bisherige. Somit können
künftig Rollstuhlfahrer oder Kinderwagen problemlos aneinander
vorbei.
Wie eine Sprecherin der Deutschen Bahn (DB)
mitteilt, ist der Ersatzneubau als Schrägseil-Konstruktion mit einem
Stahlhohlkasten-Überbau konzipiert. Dies ermögliche eine
transparente Konstruktion mit einer geringen Zahl von Stützen im
Bahngelände. Wie aus den Planungs-Unterlagen der DB Projektbau und
den Computer-Simulationen zu entnehmen ist, werden zwischen den
beiden Widerlagern nur zwei Pylone als Stützen entstehen. Diese
Pylone und die Widerlager werden auf Großbohrpfählen gegründet, um
die Lasten sicher auf den Baugrund zu übertragen.
Für Unmut im Hofer Stadtrat hatte im August
die Erhöhung der Gesamtkosten auf 5,628 Millionen Euro gesorgt. Dies
war das günstigste Angebot unter insgesamt zehn. Bei den vorherigen
Planungen hatte die DB die Kosten auf 3,93 Millionen Euro geschätzt.
Damit kletterte der Eigenanteil der Stadt Hof um mindestens 122 000
Euro. Nach dem Eisenbahnkreuzungs-Gesetz muss die Stadt ein Drittel
der Kosten tragen. Die Stadt Hof erhält dazu jedoch eine
90-prozentige Förderung aus Mitteln des FAG-Förderprogramms.
Ein Architekt aus dem Landkreis Hof, der
namentlich nicht genannt werden möchte, hat gegenüber der
Frankenpost
kritisiert, dass die enorme Kostensteigerung am Hofer Luftsteg nicht
notwendig gewesen wäre. "Je weniger Pfeiler gebaut werden und je
größer somit die Spannweite ist, desto teurer werden die
Brückenkonstruktionen", erklärte der Architekt aus der Region.
Höher, breiter und behindertengerecht: So soll der künftige
Luftsteg am Hofer Hauptbahnhof aussehen. Fotos:
Werner Rost, Computer-Simulationen: DB Projektbau


Der Luftsteg in Zahlen
Die lichte Weite zwischen den Widerlagern beträgt 191 Meter. Die
Stützweite zwischen den beiden 25 Meter hohen Pylonen beträgt 130,8
Meter. Die Pylone sind zirka 30 Meter von den Widerlagern entfernt.
Der neue Luftsteg mit einer lichten Höhe von 6,20 Metern wird nicht
gerade, sondern gekrümmt mit einem Radius von 1320 Meter zum
Bahnhofsgebäude verlaufen. Der Zugang an der Bahnhofsseite besteht
aus einem Treppenturm mit vier Läufen sowie einer gegenläufigen,
insgesamt 145 Meter langen Rampe. Auf der Seite am
Kaufland-Parkplatz bildet eine 65 Meter lange Rampe den Zugang.
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