In der Stadt Hof ist die
Integration ausländischer Mitbürger seit jeher ein Thema. Es gibt
unterschiedliche Ansätze, wenn auch wenig Geld. Zahlreiche Menschen
engagieren sich - mit Erfolg.
Von Lisbeth Kaupenjohann
Hof - Die
Grafik oben - sie zeigt übrigens den Stand vom 30. Dezember 2009
(Quelle: Stadt Hof) - gibt die Zahl der ausländischen Mitbürger in
Hof mit zehn Prozent an; davon sind sechs Prozent türkischer
Abstammung. "Wir haben keinen Thilo Sarrazin gebraucht, um
festzustellen, dass Integration wichtig ist", meint Bürgermeister
Eberhard Siller, der seit 1996 für den Fachbereich Jugend und
Soziales sowie Schulen zuständig ist. "Inzwischen haben rund 9000
Hofer einen Migrationshintergrund, das sind etwa 20 Prozent der
Bevölkerung. Insgesamt ist die Zahl der in Hof lebenden Ausländer
allerdings leicht rückläufig."
In Hof kämpft man nach Sillers Worten seit
Jahren, unterstützt durch verschiedene Vereine und Organisationen,
um die Eingliederung der Migranten. Er nennt zum Beispiel EIBA,
Stadtjugendring, Volkshochschulen, katholische, evangelische und
freikirchliche Einrichtungen, Migrationsdienst und Quartiersbetrieb.
Nicht zuletzt würden bei den alljährlich stattfindenden
Integrationsgesprächen mit rund 30 Vertretern der verschiedenen
Gruppierungen ausländischer Mitbürger anstehende Probleme besprochen
und neue Projekte angestoßen. Auch an den Schulen und in den
Kindertagesstätten werde Integrationsarbeit betrieben, natürlich
auch in vielen Vereinen.
Projekt "Stadtteilmütter"
In den 1990er-Jahren habe man noch öfter
Probleme zwischen türkischen Jugendlichen und jungen Aussiedlern
gehabt. Daher habe Hof als eine der ersten Städte in Bayern einen
Streetworker eingesetzt. Alexander Säbel, der aus der ehemaligen
Sowjetunion stamme, habe als Sportlehrer guten Zugang zu den jungen
Menschen gefunden. "Heute nutzen auch deutsche und türkische
Jugendliche die sportlichen Angebote in der Christian-Wolfrum-Schule
und kommen sich dabei näher", freut sich Eberhard Siller.
Von der Bundesrepublik hätten die Kommunen in
der Vergangenheit wenig Unterstützung bei ihrer Integrationsarbeit
erfahren. Auch die "Multikulti"-Mentalität in den 1990er-Jahren sei
wenig hilfreich gewesen. Doch inzwischen hätten alle begriffen, dass
vor allem Sprachkenntnisse wichtig sind, damit ausländische
Mitbürger teilhaben können am öffentlichen Leben. "Wichtig ist, dass
die Kinder von klein auf Deutsch sprechen und schreiben können",
meint der Bürgermeister.
Zusätzlich zu den bestehenden Angeboten
("Sprich mit mir", "STEEP") werde der Stadtrat am morgigen Freitag
in seiner Sitzung eine weitere Integrations-Maßnahme beantragen, die
sich speziell an die "Stadtteilmütter" wende. Mütter mit
Migrationshintergrund, die gut Deutsch sprechen, sollen auf andere
zugehen und sie dazu ermuntern, die Sprache zu erlernen. "Das ist
nachbarschaftlich und besser, als wenn die ,Obrigkeit' verlangt,
dass Deutsch gelernt wird", meint Eberhard Siller.
Man müsse eben immer wieder die Werbetrommel
rühren, damit Eltern einsehen, dass ihre Kinder nur dann echte
Chancen in der Schule und am Arbeitsplatz haben, wenn sie die
deutsche Sprache beherrschen. Sie sei der Schlüssel zu allem
weiteren. Der Bürgermeister ist zuversichtlich: "Die Jahresberichte
der Schulen zeigen, dass immer mehr Jugendliche mit
Migrationshintergrund einen guten Schulabschluss schaffen und dann
sogar studieren. Die Arbeit, die in der Stadt über Jahre hin
geleistet worden ist, trägt Früchte."
Nie zu alt zum Lernen
Eberhard Siller will das Buch von Thilo
Sarrazin nicht lesen. "Ich verschaffe mir meine eigenen Eindrücke
und Erkenntnisse - schließlich gibt es hier dazu genug Gelegenheit."
Natürlich wisse er, dass es auch in Hof Jugendliche gebe, die weder
die deutsche Sprache noch anderes lernen wollen und daher ohne
qualifizierenden Abschluss bleiben. Jeder Einzelne sei zu viel. Aber
es gebe ja auch noch die Jugendwerkstatt und andere
Qualifizierungsangebote. "Man ist nie alt genug, um weiter zu
lernen."
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