Von Thomas Schuberth-Roth
Hof - Gegen
drei Stimmen hat der Hofer Stadtrat am Freitag mit breiter Mehrheit
den Haushalt 2010 verabschiedet. Als "Formalie" bezeichnete dies
SPD-Fraktionsvorsitzender Dr. Jürgen Adelt. Von vornherein sei eines
klar gewesen: "Dieser Haushalt hat keine Chance auf Genehmigung
durch die Regierung von Oberfranken."
Darauf hatte zuvor auch Wolfgang Fleischer als erster Redner nach
dem Vortrag von Kämmerereileiter Peter Fischer hingewiesen. Die
anschauliche Rechnung des CSU-Fraktionsvorsitzenden: "Bei einem
Volumen des Verwaltungshaushalts von 131,5 Millionen Euro fehlen zur
Mindestzuführung, das heißt zur Genehmigungsfähigkeit des Haushalts,
rund 10 Millionen Euro. Dies entspricht notwendigen Einsparungen in
Höhe von 7,6 Prozent des Gesamtvolumens des Verwaltungshaushalts."
Er stellte fest: "Im Haushalt finden sich keine Möglichkeiten für
Einsparungen."
Trotz der "dramatischen Situation" habe sich die CSU-Fraktion für
eine Erhöhung des Zuschusses an das Stadtmarketing ausgesprochen,
sagte Fleischer. Das Stadtmarketing müsse sich zu einem
Standortmarketing entwickeln. Fleischer: "Dies stellt einen
unverzichtbaren Bestandteil für die Zukunftsfähigkeit Hofs dar."
Der CSU-Sprecher sieht die Stadt im Verwaltungshaushalt durch
gesetzlich vorgeschriebene soziale Verpflichtungen "geknebelt":
"Darauf haben wir als Stadt keinen Einfluss."
Einen "Tropfen auf den heißen Stein" nannte er die 4,9 Millionen
Euro, die für den Bauunterhalt von Kanälen und Straßen im Haushalt
aufgeführt sind. Nicht rütteln lassen will die CSU an den Ausgaben
für Kultur, auch wenn der bundesweite Vergleich hier Sparpotenzial
nahelegt: In den Haushalten der Kommunen liegt der Anteil für
Kommunen bundesweit unter zwei Prozent. In der Stadt Hof liegt
dieser Anteil bei 4,88 Prozent. Fleischer: "Theater Hof und Hofer
Symphoniker gehören als unverzichtbare profilbildende Einrichtungen
zu den wichtigsten weichen Standortfaktoren."
Angesichts der Sanierung der Freiheitshalle, der Jahnsporthalle,
der Hofecker Schule und der Longoliusschule würden in diesem Jahr in
Hof viele Kräne und Bagger das Stadtbild prägen.
Dass diese "lebhafte Bautätigkeit" nicht im Widerspruch zur
Haushaltsverabschiedung steht, erklärte der SPD-Fraktionsvorsitzende
Jürgen Adelt mit dem Hinweis, dass es sich um Projekte handele, die
bereits in den zurückliegenden Haushaltsjahren finanziert wurden -
"und für die schon damals Kreditermächtigungen erteilt wurden".
Adelt stellte in seiner Analyse des Haushalts fest: "Wir leben auf
Pump. Eine Privatfirma müsste wegen Überschuldung Insolvenz
anmelden." Für die Zukunft sieht er schwarz: Ohne eine Änderung der
Finanzierung der Kommunen - für die auch Fleischer warb - werde "die
Stadt Hof wohl nie mehr einen genehmigungsfähigen Haushalt
erreichen". Die kommunale Selbstverwaltung werde so ad absurdum
geführt. In den Jahren 2011 und 2012 seien allein zur Bedienung der
Zinsen der Kredite mehr als sechs Millionen Euro erforderlich. An
den Einnahmen bei der Gewerbesteuer - "zu niedrig für eine Stadt
unserer Größe" - und der Anteile an der Einkommenssteuer -
"unterdurchschnittlich aufgrund vieler Arbeitsplätze im
Niedriglohnbereich" - ließen sich die strukturellen Probleme der
Stadt ablesen. Eine Folge sei, dass die Sozialausgaben die Einnahmen
aus der Gewerbesteuer um sieben Millionen Euro übersteigen. Das
Sparpotenzial beim Personal sieht er ausgeschöpft: Die
Vollzeitstellen sind von 2003 bis 2007 um 86 Stellen reduziert
worden.
Adelt sieht mittlerweile die "Leuchttürme" wackeln: Für das
jährliche Defizit beim Theater - immerhin 700 000 Euro - gebe es bis
heute keinen Finanzierungsvorschlag. Das geplante
Güterverkehrszentrum sieht er angesichts der Haushaltssituation auf
der Kippe. Der "Hofer Himmel" als "Zugpferd für die Entwicklung der
Einkaufsstadt Hof" sei von den Bürgern abgelehnt worden. Positiv
vermerkte er, dass die Förderung der Sportvereine als freiwillige
Leistung ungekürzt fortgesetzt werden soll.
Die FAB-Fraktionsvorsitzende Gudrun Bruns forderte "einen
Entwicklungsplan für die städtischen Ziele der nächsten zehn Jahre".
Im Augenblick arbeite die Stadt an "mindestens drei Plänen
nebeneinander in verschiedene Richtungen". Wolle sich die Stadt
erfolgreich vermarkten, müssten Zentrenkonzept, Generalverkehrsplan
und Kernstadtkonzept für die Altstadtaufwertung in einem Konzept
verschmolzen werden. |