Einzelhandels-Sprecher
Ernst-Dieter Rochon sieht die Entwicklung um den Zentralkauf und den
Marktkauf mit Sorge. Er führt sinkende Bevölkerungszahlen ins Feld.
Herr Rochon, mit welchem Konzept könnte ein
neuer Betreiber des Zentralkaufs Erfolg haben?
Das Konzept müsste darauf angelegt sein,
Kunden zurückzugewinnen, die sich mittlerweile anders orientiert
haben. Entscheidend ist dabei die Attraktivität des Sortiments, aber
auch des Gebäudes. Viel Kapital, aber auch Ideen sind gefragt. Das
Konzept müsste anderen Standorten wie etwa der
Christoph-Klauß-Straße etwas voraushaben.
Wie lange würde es dauern, bis sich der
Zentralkauf unter einem neuen Betreiber vom langen Leerstand erholt
hätte?
Es gibt eine alte Regel, die für alle
Neuansiedlungen gilt: Nach zwei Jahren lässt sich feststellen, ob
ein neues Geschäft einen dauerhaften Bestand hat. Diese Zeit hat
nicht jeder - ein neuer Betreiber des Zentralkaufs braucht deshalb
vor allem Geduld. Für ihn wäre es ein kompletter Neustart.
Inwiefern sind die fremden Eigentümer ein
Problem für die Zukunft des Zentralkaufs?
Es gibt keine Seele, die an Hof hängt. Die
Eigentümer sind nüchterne Finanzinvestoren, die nur auf den Profit
eines Vorhabens bedacht sind.
Wie schätzen Sie die Chancen ein, dass der
Markt nicht nur neue Mieter findet, sondern sich wieder etabliert?
Ich denke, die Chancen liegen höchstens bei
50:50, dass der Standort am "Strauß" so wird, wie es sich die Hofer
für ihre Innenstadt wünschen.
Apropos Innenstadt: Sehen Sie in der neuen
Entwicklung im Marktkauf einen Verstoß gegen das Zentrenkonzept für
den Einzelhandel?
Sicher. Wir haben ja bereits einen großen
Elektromarkt, der in die Innenstadt integriert ist. Der Marktkauf
hingegen liegt relativ abseits. Wenn sich dort das Sortiment dem des
Zentrums angleicht, gibt es einen Verteilungskampf.
Also gilt hier nicht der Spruch "Konkurrenz
belebt das Geschäft"?
Natürlich ist das richtig. Angesichts
sinkender Bevölkerungszahlen stellt sich aber schon die Frage, ob es
sinnvoll ist, wenn sich zwei Unternehmen auf großen Flächen um
Kunden bemühen. Man muss ja sehen, dass die Kaufkraft der Menschen
insgesamt nicht mehr wird. Außerdem ist innerhalb von drei Jahren
ein Zuwachs beim Internet-Einkauf von 84 Prozent zu verzeichnen.
Deshalb ist es umso wichtiger, das Zentrenkonzept für den
Einzelhandel einzuhalten. Das Gespräch führte Jan Fischer
Interview
Ernst-Dieter Rochon, Vorsitzender des Hofer Einzelhandelsverbands |