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Erschienen in der Frankenpost am 27.08.2010 
 

"Betreiber braucht Geduld"

 
Einzelhandels-Sprecher Ernst-Dieter Rochon sieht die Entwicklung um den Zentralkauf und den Marktkauf mit Sorge. Er führt sinkende Bevölkerungszahlen ins Feld.

Herr Rochon, mit welchem Konzept könnte ein neuer Betreiber des Zentralkaufs Erfolg haben?

Das Konzept müsste darauf angelegt sein, Kunden zurückzugewinnen, die sich mittlerweile anders orientiert haben. Entscheidend ist dabei die Attraktivität des Sortiments, aber auch des Gebäudes. Viel Kapital, aber auch Ideen sind gefragt. Das Konzept müsste anderen Standorten wie etwa der Christoph-Klauß-Straße etwas voraushaben.

Wie lange würde es dauern, bis sich der Zentralkauf unter einem neuen Betreiber vom langen Leerstand erholt hätte?

Es gibt eine alte Regel, die für alle Neuansiedlungen gilt: Nach zwei Jahren lässt sich feststellen, ob ein neues Geschäft einen dauerhaften Bestand hat. Diese Zeit hat nicht jeder - ein neuer Betreiber des Zentralkaufs braucht deshalb vor allem Geduld. Für ihn wäre es ein kompletter Neustart.

Inwiefern sind die fremden Eigentümer ein Problem für die Zukunft des Zentralkaufs?

Es gibt keine Seele, die an Hof hängt. Die Eigentümer sind nüchterne Finanzinvestoren, die nur auf den Profit eines Vorhabens bedacht sind.

Wie schätzen Sie die Chancen ein, dass der Markt nicht nur neue Mieter findet, sondern sich wieder etabliert?

Ich denke, die Chancen liegen höchstens bei 50:50, dass der Standort am "Strauß" so wird, wie es sich die Hofer für ihre Innenstadt wünschen.

Apropos Innenstadt: Sehen Sie in der neuen Entwicklung im Marktkauf einen Verstoß gegen das Zentrenkonzept für den Einzelhandel?

Sicher. Wir haben ja bereits einen großen Elektromarkt, der in die Innenstadt integriert ist. Der Marktkauf hingegen liegt relativ abseits. Wenn sich dort das Sortiment dem des Zentrums angleicht, gibt es einen Verteilungskampf.

Also gilt hier nicht der Spruch "Konkurrenz belebt das Geschäft"?

Natürlich ist das richtig. Angesichts sinkender Bevölkerungszahlen stellt sich aber schon die Frage, ob es sinnvoll ist, wenn sich zwei Unternehmen auf großen Flächen um Kunden bemühen. Man muss ja sehen, dass die Kaufkraft der Menschen insgesamt nicht mehr wird. Außerdem ist innerhalb von drei Jahren ein Zuwachs beim Internet-Einkauf von 84 Prozent zu verzeichnen. Deshalb ist es umso wichtiger, das Zentrenkonzept für den Einzelhandel einzuhalten. Das Gespräch führte Jan Fischer

Interview
 

Ernst-Dieter Rochon, Vorsitzender des Hofer Einzelhandelsverbands

 

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