Mit großer Mehrheit
verabschieden die Räte eine Resolution zur Haushaltslage. OB
Fichtner prangert die "Kommunal-Blindheit" der Regierenden an.
Von Jan Fischer
Hof - Mit
einer Resolution zur "dramatischen finanziellen Situation des
Bezirks Oberfranken und der Stadt Hof" sendet der Hofer Stadtrat
einen Hilferuf nach München. Der Beschluss fiel am Freitag mit
großer Mehrheit; einzig Thomas Etzel (Die Linke) stimmte gegen die
Vorlage.
Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner rechnete
vor, wie groß die roten Zahlen im Hofer Haushalt sind. Er bezifferte
den Fehlbetrag auf zehn Millionen Euro; besonders stark schlagen
nach seinen Worten ein Einbruch der Gewerbesteuer-Einnahmen und eine
Explosion der Sozialausgaben ins Kontor. Der Sozial-Etat seit
mittlerweile auf fast 18 Millionen Euro angewachsen - "das nimmt uns
den Atem". Wenn nun der "überaus sparsame" Bezirk Oberfranken
gezwungen sei, den Hebesatz für die Bezirksumlage deutlich
anzuheben, treffe dies vor allem die finanzschwachen Kommunen wie
Hof. Den Regierenden warf Fichtner "Kommunal-Blindheit" vor; dies
sei aber nicht nur in Bayern der Fall, sondern etwa auch in
Nordrhein-Westfalen. "Dort schließen reihenweise Einrichtungen." Um
die Haushalte der Städte und Gemeinden zu sanieren, seien
grundlegende Änderungen notwendig.
Bürgermeister Eberhard Siller - gleichzeitig
Vizepräsident des Bezirkstags - unterstrich diesen Appell: "Wenn uns
nicht spürbar geholfen wird, kommen riesige zusätzliche Zahlungen
auf uns zu." Ein Prozentpunkt Bezirksumlage macht nach Sillers
Worten zwischen 450 000 und 480 000 Euro aus. Komme es zu einer
deutlichen Erhöhung des Umlagesatzes, könnte die Stadt ihren
Haushalt nicht mehr ordnen.
Siller nannte einen Knackpunkt des
Finanzdilemmas: In Deutschland gebe es immer mehr behinderte
Menschen, die Hilfe bräuchten. "Aus dieser Hilfe hält sich der Bund
fern." Es sei allerdings auf Dauer nicht möglich, dass Länder und
Kommunen diese Kosten schultern. Die Forderung lautet daher: "Der
Bund soll ein Drittel der Kosten tragen." Damit würde der
Bezirkshaushalt um 67 Millionen Euro entlastet.
Wie CSU-Fraktionschef Wolfgang Fleischer
sagte, sind die Einnahmequellen des Bezirks überschaubar. Im
Wesentlichen finanziert sich der Bezirk aus Mitteln des Freistaats
und aus der Bezirksumlage. Auch wenn eine Prognose des Umlagesatzes
für 2011 schwierig sei, stehe schon jetzt fest: "Die Kosten für Hof
werden steigen." Jede noch so geringe Steigerung bringe Hof weiter
weg von einem genehmigungsfähigen Haushalt. Fleischer warnte davor,
nicht auf die Forderungen der Resolution einzugehen: "Dann würden
die Kommunen letztlich stranguliert."
Karola Böhm (SPD) ging auf das
Frankenpost-Interview
mit Regierungspräsident Wilhelm Wenning ein: "Er hat auch kein
Rezept für uns." Es sei wichtig, an neue Arbeitsplätze zu glauben
und den Strukturwandel zu überwinden. "Eine Behörden-Verlagerung
allein kann nicht ausreichend sein." Stadt und Landkreis müssten
gemeinsam für eine Finanzreform kämpfen und immer wieder auf die
Vorteile der Region hinweisen. "Die Münchner stehen mit tropfenden
Augen vor unseren Immobilienangeboten."
Gudrun Bruns, Vorsitzende der FAB-Fraktion,
stellte fest: "Der Bezirk pfeift inzwischen aus dem letzten Loch."
Es sei höchste Zeit, dass sich Bund und Land mit einer Reform der
Finanzen auseinandersetzten; bisher sehe es nicht so aus, als ob
sich etwas bewegen würde. Es gelte, mit Nachdruck auf die
Haushaltskrise der Kommunen hinzuweisen.
Linken-Stadtrat Thomas Etzel begrüßte die
Resolution grundsätzlich, kritisierte jedoch Details: Das
Protestschreiben aus dem Rathaus beziehe sich auf ein
Positionspapier der kommunalen Spitzenverbände - und dieses sei
"sehr vage".
So viel musste die Stadt - eigenen Angaben zufolge - in den
vergangenen fünf Jahren an Bezirksumlage bezahlen. Die Summen für
2011 sind derzeit noch Spekulation. Die tatsächliche Umlagezahlung
im kommenden Jahr errechnet sich aus der Finanzkraft der kreisfreien
Städte und Landkreise in Oberfranken im Jahr 2009; diese Ergebnisse
liegen noch nicht vor. Die Zahlen für 2011, die wir angeben,
beziehen sich auf eine gleichbleibende Finanzkraft.
Grafik: Sabrina Mrasek
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Dann werden die Kommunen stranguliert "
CSU-Fraktionschef Wolfgang Fleischer zum Fall, dass es
keine Veränderungen gibt
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