Herr Regierungspräsident, wie
lässt sich die Hofer Haushaltslage in wenigen Worten beschreiben?
Die Stadt Hof hat 2010 keinen genehmigten Haushalt. Deshalb
richtet sich die Haushaltsführung nach den einengenden Vorschriften
der haushaltslosen Zeit. Die begonnenen Großprojekte wie
Freiheitshalle, Schulbauten dürfen weitergeführt werden. Die
aktuelle Haushaltslage der Stadt ist äußerst angespannt.
Hat die Stadt Hof nach Ihrer Meinung alle
Möglichkeiten des Sparens ausgeschöpft?
Der Begriff des Sparens ist natürlich mehrdeutig. Es kann
darunter Konsumverzicht gesehen werden, als auch das vorhandene
Vermögen durch Unterhalts-Maßnahmen pfleglich zu erhalten. Nicht nur
die Stadt Hof, sondern die meisten Kommunen haben noch
Möglichkeiten, ihren Haushalt durch Sparmaßnahmen zu konsolidieren.
Der Konsolidierungs-Bedarf der Stadt Hof ist natürlich besonders
hoch.
Welche Perspektiven sehen Sie für die
Finanzen der Stadt? Erscheint es nicht realistisch, dass die
Kämmerei in Hof auf Jahre hinweg keinen ausgeglichenen Haushalt
präsentieren wird?
Für die Stadt Hof wird es nach der eigenen Finanzplanung
mittelfristig schwierig sein, einen ausgeglichenen Haushalt
aufzustellen. Die Finanzen der Stadt sind auch weitgehend von der
gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und den Steuereinnahmen abhängig.
Dem Ziel, wieder einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen, kommt
zentrale Bedeutung zu. Dies erfordert natürlich eine ausgesprochene
Haushaltsdisziplin.
Wie könnte die Stadt Hof wieder in die Lage
kommen, gestalten zu können und nicht nur verwalten zu müssen?
Finanzielle Gestaltungs-Spielräume hat eine Kommune nur dann,
wenn sie in der Lage ist, ihren Schuldendienst aus den laufenden
Einnahmen zu erwirtschaften und darüber hinaus auch einen Anteil für
Investitionen aus den laufenden Einnahmen erwirtschaften kann. Ob
der Stadt Hof dies gelingt, hängt entscheidend nicht nur von der
gesamtwirtschaftlichen Lage, sondern auch von den weiteren
Konsolidierungs-Anstrengungen ab.
Verglichen mit den anderen kreisfreien
Städten und den Landkreisen im Regierungsbezirk Oberfranken: Ist Hof
so etwas wie Ihr Sorgenkind?
Von den kreisfreien Städten Oberfrankens hat die Stadt Hof
besondere Probleme, weil sie einerseits viele Einrichtungen
vorzuhalten hat und andererseits die Einnahme-Entwicklung mit der
Ausgaben-Entwicklung nicht Schritt hält.
Was macht ein Oberzentrum generell aus?
Oberzentren sind nach dem Landesentwicklungs-Programm Bayern die
dominierenden Zentren der Wirtschaft und Beschäftigung in Bayern.
Sie ermöglichen die Versorgung der Bevölkerung mit Gütern und
Dienstleistungen in allen Bereichen des wirtschaftlichen, sozialen
und kulturellen Lebens. Sie sind Sitz wirtschaftlicher
Organisationen sowie bedeutender Einrichtungen der Aus- und
Weiterbildung, des Sozial- und Gesundheitswesens, der Kultur, der
Rechtspflege und der Verwaltung. Oberzentren müssen sich als
attraktive Wohn- und Wirtschaftsstandorte weiterentwickeln können.
Eine zunehmend wichtige Rolle nehmen dabei auch weiche
Standortfaktoren, wie die Umweltqualität, das soziale und kulturelle
Angebot sowie Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten ein.
Mit welchen Pfunden kann Ihrer Ansicht nach
speziell das Oberzent-rum Hof wuchern?
Hof kann als Oberzentrum mit vielen Pfunden wuchern. Als
leistungsfähiger Wirtschaftsstandort mit starken Kompetenzen -
Logistikagentur, Automobilzuliefererpark Hochfranken - und zwei
Hochschulen - die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und
Rechtspflege sowie die Hochschule für angewandte Wissenschaften -
hat die Stadt eine überregionale Ausstrahlung. Durch die Lage im
Herzen Europas, die gute Verkehrsinfrastruktur - Autobahnen,
Verkehrslandeplatz, Schienenverkehrs-Anbindung - und bezahlbare
Grundstückspreise bietet Hof Erfolgsvoraussetzungen für Unternehmen.
Hohe Lebensqualität im Umfeld der angrenzenden Naturparke und
Feriengebiete mit vielfältigen Freizeitmöglichkeiten sowie
attraktive Kulturangebote wie das Theater Hof, die Hofer Symphoniker
oder die Internationalen Hofer Filmtage machen das Leben in Hof
lebenswert.
Welcher Spielraum bleibt einer Kommune
überhaupt noch in einer haushaltslosen Zeit wie aktuell in Hof?
In der haushaltslosen Zeit ist die finanzielle Beweglichkeit
natürlich eingeschränkt. Die Stadt darf finanzielle Leistungen nur
erbringen, zu denen sie rechtlich verpflichtet ist und die für die
Weiterführung notwendiger Aufgaben unaufschiebbar sind. Auch bei
Fortsetzungs-Maßnahmen muss die Finanzierung gesichert sein - das
heißt, es muss eine Deckung vorhanden sein. Die notwendigen
Kreditaufnahmen dürfen der Wiederherstellung einer geordneten
Haushaltswirtschaft und der dauernden Leistungsfähigkeit nicht
widersprechen.
Die Zukunft der Städtebauförderung steht auf
der Kippe. Was wären die Folgen eines Wegfalls dieses
Förderinstruments?
Im Landkreis Hof profitieren in diesem Programmjahr insgesamt 17
Kommunen und die Stadt Hof von der Städtebauförderung. Insgesamt
werden im Jahr 2010 Mittel aus der Städtebauförderung für Maßnahmen
mit rund drei Millionen Euro förderfähigen Kosten bereitgestellt.
Die Folgen der in Berlin diskutierten Kürzung der Städtebauförderung
wären für Oberfranken verheerend. Die Städtebauförderung ist ein
wichtiger Motor für die Bauwirtschaft, sie ist mit ihren
umfangreichen Leistungen ein wirksames Instrument nicht nur für die
Städte, sondern gerade auch für den ländlichen Raum.
Welche Mittel flossen in jüngster Zeit aus
dem Topf der Städtebauförderung?
Im Jahr 2009 standen in Oberfranken über zehn Millionen Euro
Städtebau-Fördermittel des Bundes zur Verfügung. Dazu kamen EU- und
Landesmittel in Höhe von
"
Für die Stadt Hof wird es mittelfristig schwierig sein, einen
ausgeglichenen Haushalt aufzustellen "
rund 16 Millionen Euro, sodass im letzten Jahr 70 Städte und
Gemeinden mit über 26 Millionen Euro Zuschüssen unterstützt werden
konnten. Davon flossen über 80 Prozent in den ländlichen Raum. Da
diese Mittel in der Regel mit 40 Prozent von den Gemeinden
kofinanziert werden müssen, resultierte daraus ein bedeutendes
Auftragsvolumen für die örtliche Bauwirtschaft.
Welche Auswirkungen hat dies auf den
Arbeitsmarkt?
Das durch die Fördermittel ausgelöste Investitionsvolumen - auch
in anderen Wirtschaftszweigen - beträgt bekanntlich etwa das
Achtfache der Zuschüsse und bewirkt eine positive
Arbeitsmarkt-Entwicklung und Konjunktur-Belebung, insbesondere in
strukturschwachen Regionen. Gerade für die vom demografischen und
wirtschaftlichen Wandel stark betroffenen oberfränkischen Kommunen
sind umfassende Erneuerungs-Strategien dringend erforderlich.
Städtebauförderung sorgt für eine nachhaltige Stadtentwicklung,
sichert die künftige Qualität des Wohnens und setzt klimapolitische
Ziele um. Nachdem für das Programmjahr 2010 bereits eine Kürzung der
Bundesmittel von zehn Prozent erfolgt ist, würde eine weitere derart
drastische Streichung Stillstand, ja sogar Rückschritt in der
wirtschaftlichen Entwicklung nach sich ziehen, die notwendigen
Strukturverbesserungen blockieren und bereits begonnene Maßnahmen in
den Stadt- und Ortszentren brach liegen lassen.
Welche Konsequenzen hätte dies für neue
Projekte?
Neue Maßnahmen könnten überhaupt nicht mehr aufgenommen werden.
Das schadet nicht zuletzt der Entwicklung der Ortszentren und
Innenstädte in Oberfranken. Deshalb sehe ich in einer angemessenen
Mittelausstattung der Städtebauförderung ein wichtiges
Förderinstrument für die Zukunftsfähigkeit unserer oberfränkischen
Städte, Märkte und Gemeinden.
Wie lassen sich Projekte aus Hofs
Kernstadt-Konzept umsetzen?
Erklärtes Ziel der Stadt Hof ist es, mit Hilfe des
Kernstadt-Konzeptes Privataktivitäten optimal aufeinander
abzustimmen. Privates Kapital soll mobilisiert werden, um Maßnahmen
zur Aufwertung der Innenstadt ohne städtische Beteiligung auf den
Weg zu bringen. In der haushaltslosen Zeit können die erforderlichen
Eigenmittel der Stadt Hof für die Städtebauförderung nicht
aufgebracht werden. Die mit der Erstellung des Kernstadt-Konzeptes
beauftragten Büros werden deshalb Maßnahmen vorschlagen, die vor
allem die Aktivierung bürgerschaftlichen Engagements zur
Verstetigung des Stadterneuerungs-Prozesses in Hof im Blick haben.
Aktuell laufen in Hof zahlreiche kommunale
Millionenprojekte. Was aber, wenn diese abgeschlossen sind - und die
Stadt dann nichts investieren kann?
Neben den von Ihnen angesprochenen "Millionenprojekten" wie der
Sanierung der Münch-Ferber-Villa hat die Stadt zahlreiche andere
Maßnahmen, Konzepte und Projekte, die als sogenannte
Fortführungs-Maßnahmen betrachtet werden - zum Beispiel
Freiheitshalle, Hofecker Schule, Schule am Longoliusplatz und
Jahnturnhalle. Für diese sind bereits in finanziell günstigeren
Zeiten Verpflichtungs-Ermächtigungen genehmigt worden.
Wie wirkt sich das Konjunkturpaket II für
Hof aus?
Die Stadt Hof hat für 16 Projekte aus dem Konjunkturpaket II und
dem Investitionspakt 2009 Förderungen erhalten. Allein aus dem
Konjunkturpaket II stehen der Stadt Hof Fördermittel von rund 5,1
Millionen Euro zur Verfügung, mit denen Schulen, Kindergärten
energetisch saniert und Städtebauprojekte und Lärmschutzmaßnahmen an
kommunalen Straßen finanziert werden. Dazu kommen noch weitere 2,5
Millionen Euro aus dem Investitionspakt 2009, die die Regierung
jetzt für die energetische Sanierung der Münsterschule bewilligt
hat. Rund 7,6 Millionen Euro fließen damit in die Stadt, die
Investitionen von gut neun Millionen Euro ermöglichen.
Welchen Rat geben Sie den Stadtoberen in
Hof?
Hinsichtlich der prekären Haushaltslage der Stadt Hof und der
angekündigten Kürzung der Städtebauförderungsmittel empfehlen wir
der Stadt Hof, sich auf wichtige Schwerpunkte der Stadtsanierung zu
konzentrieren. Vor dieser schwierigen Situation steht im Übrigen die
Mehrzahl der Städte und Gemeinden in Hochfranken. Aus der Erfahrung
aber wissen wir, dass auch kleinere Maßnahmen zur Verstetigung der
Sanierungserfolge der letzten Jahrzehnte beitragen werden.
Welche Bedeutung kommt den Investitionen zu?
Investitionen sind ein Aspekt der Zukunftssicherung, sie können
andererseits aber auch hohe Folgekosten und laufende Belastungen
späterer Haushalte mit sich bringen. Der Schluss, dass hohe
Investitionen generell eine Vorsorge für stabile Haushalte in der
Zukunft darstellen, wäre falsch. Jedes einzelne Vorhaben muss unter
Nutzen- und Aufwands-Gesichtspunkten abgewogen werden.
Sind Finanzierungsmodelle wie für die
Münch-Ferber-Villa und die Museums-Erweiterung aus Ihrer Sicht in
Zukunft der richtige Weg?
Die Sanierung der Münch-Ferber-Villa und die Erweiterung des
Museums Bayerisches Vogtland sind Maßnahmen, die im Rahmen des
EU-Strukturfonds gefördert werden. Zusätzlich zu den
Städtebauförderungsmitteln der EU und des Freistaates Bayern fließen
Mittel der Oberfrankenstiftung, des Entschädigungsfonds, der
Bayerischen Landesstiftung und des Kulturfonds Bayern in diese
Maßnahmen. Der Ansatz, zum Eigenanteil teilweise durch Spenden und
bürgerschaftliches Engagement beizutragen, ist sehr begrüßenswert.
Nur durch eine solche Mittelbündelung können Vorhaben dieser
Größenordnung überhaupt noch auf den Weg gebracht werden. Wir freuen
uns, die Revitalisierung bedeutender Baudenkmäler in Oberfranken
damit unterstützen zu können. Aufgrund der angekündigten
Kürzungspläne in der Städtebauförderung und der Finanzknappheit auch
in anderen
Fördertöpfen wird unser Handlungs-Spielraum vermutlich jedoch in
Zukunft eingeschränkt sein.
Das Gespräch führte Jan Fischer
" Wir empfehlen der Stadt Hof, sich auf
wichtige Schwerpunkte der Stadtsanierung zu konzentrieren "
Regierungspräsident Wilhelm WenningsRat an die Stadtoberen
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