Von Thomas Schuberth-Roth
Hof - Mit
einem Schuldenberg in nie gekannter Höhe soll der Hofer Stadtrat
heute den Haushaltsplan für das laufende Jahr verabschieden.
Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner rechnet für die Sitzung am
Nachmittag dennoch mit einer breiten Mehrheit. "Das hat sich bei den
Vorberatungen abgezeichnet", sagte er gestern vor Pressevertretern.
Verteilungskämpfe früherer Jahre seien ausgeblieben. Fichtner sprach
von einem "Arbeitsauftrag".
Der Haushaltsentwurf sieht weitere Kreditaufnahmen von 34,539
Millionen Euro vor. Bis zum Ende des Jahres 2010 rechnet
Kämmereileiter Peter Fischer mit einem Schuldenstand von 155,2
Millionen Euro. Die Ausgaben im Vermögenshaushalt, also jenem Teil
des Etats, in dem die Investitionen - unter anderem in die Sanierung
der Freiheitshalle, der Hofecker Schule und der Longoliusschule -
aufgelistet sind, werden zu 75 Prozent über Kreditaufnahmen
finanziert. Selbst die planmäßigen Tilgungen in Höhe von 5,3
Millionen Euro sind - dramatisch für jeden Kämmerer - nur über
Kredite zu finanzieren. Allein für Zinsen muss die Stadt im Jahr
2010 5,044 Millionen Euro aufbringen.
Oberbürgermeister Fichtner sieht diese Entwicklung im Kontext der
seit Herbst 2008 anhaltenden weltweiten Finanz- und
Wirtschaftskrise. "Die ist auch an der Stadt Hof nicht spurlos
vorübergegangen." Er machte dies an den Gewerbesteuern deutlich: Sei
man im Frühjahr 2009 noch davon ausgegangen, 15,5 Millionen Euro
einzunehmen, lag das Rechnungsergebnis Ende 2009 nur bei 10,03
Millionen Euro. Und das habe man nun auch für den Entwurf 2010
eingeplant, ungeachtet der Prognosen vieler Experten, dass die
Konjunktur im Laufe des Jahres wieder anziehen soll.
Eine weitere Folge der Wirtschaftskrise ist der sinkende
Gemeindeanteil an der Einkommenssteuer: Das Rechnungsergebnis für
2009 liegt um 1,08 Millionen unter den prognostizierten 15,43
Millionen Euro. Für das Jahr 2010 geht das Bayerische Landesamt für
Statistik und Datenverarbeitung für die Stadt Hof nur von 12,4
Millionen Euro aus. Vor diesem Hintergrund werden staatliche
Schlüsselzuweisungen und Konjunkturpakete immer wichtiger. Fichtner
sieht diese Entwicklung kritisch: "Die kommunale Selbstverwaltung
gerät dabei in Gefahr."
Dem Haushaltsentwurf 2010 gewinnt der Oberbürgermeister bei einer
Gesamtbetrachtung aber auch positive Seiten ab: "Laufende
strukturprägende Großinvestitionen wie die Fortführung der Sanierung
der Freiheitshalle, der Jahnturnhalle, der Schulen und des Museums
sind durch die schlechten Rahmenbedingungen im laufenden Jahr 2010
nicht gefährdet."
Regierung gibt Richtung vor
Der Haushaltsentwurf 2010 gibt die gesetzlich vorgeschriebene
Mindestzuführung vom Verwaltungs- zum Vermögenshaushalt nicht her.
Die Stadt kann nicht einmal aus einer "Allgemeinen Rücklage"
schöpfen, sondern muss den Verwaltungshaushalt über Kredite
ausgleichen. Angesichts dieser Tatsache wird die Regierung von
Oberfranken den Haushalt 2010 wohl nicht genehmigen.
In Hof hat man Erfahrung mit haushaltslosen Zeiten. Letztmals
kämpfte die Stadt 2007 lange Monate - bis kurz vor Weihnachten - um
die Genehmigung des Haushalts. Stark in ihrem Handlungsspielraum
eingeschränkt ist eine Kommune in solchen Zeiten: Nichts läuft dann
ohne die Regierung von Oberfranken. |