Das Kernstadt-Konzept sieht
dezente Eingriffe und echte Einschnitte vor. Vor allem die
Gestaltung der Plätze liegt den Gutachtern am Herzen.
Von Jan Fischer
Hof - Nicht
nur einmal geht ein Raunen durch den großen Sitzungssaal des Hofer
Rathauses. So manche Präsentationen aus dem Kernstadt-Konzept
überrascht Stadträte und Verwaltungs-Mitarbeiter im Zuhörerraum ganz
offensichtlich.
Zum Beispiel, als Roland Wölfel von CIMA
(Marketing) und Lars Bölling von "Umbau Stadt" (Stadtplanung) ihre
Vision von der Umgestaltung des Oberen Tors zeigen. Ein
gepflasterter Platz taucht auf der Leinwand auf. Dazu eine
Bushaltestelle auf Höhe des Kugelbrunnens - auf der
Darstellung warten etliche Fahrgäste unter einem transparenten Dach.
"Bisher kommt es hier zum Abbrechen der Fußgängerzone", haben die
Gutachter festgestellt. Es gehe darum, die Altstadt besser an die
Ludwigstraße anzubinden. Deshalb solle sich der Platzcharakter mit
Pflastersteinen durch die oberen Ludwigstraße bis zum markanten
Bekleidungshaus ziehen. Eine "große Wirkung" versprechen sich die
Planer von einer Veränderung.
"Entrümpelungs-Strategie"
Veränderungen schlägt das Team um Wölfel und Bölling für die
gesamte Kernstadt vor - manchmal nur dezente Eingriffe, manchmal
aber auch echte Einschnitte. Das "Hofer Rückgrat", also der Bereich
zwischen unterer Ludwigstraße und "Strauß"- Kreuzung, brauche eine
deutliche Stärkung.
Mit Spannung haben viele auf die Vorschläge für die Altstadt
gewartet. Für das "Herz" der Innenstadt regen die Referenten an, auf
eine "Entrümpelungs-Strategie" zu setzen. Denn derzeit dominieren
nach ihren Erkenntnissen ein Übermaß an Werbung, "unglückliche
Vordächer" und Bäume die Optik. Wie die Experten wissen, haben
andere Städten längst Gestaltungssatzungen für ihre Fußgängerzonen
auf den Weg gebracht - damit lässt sich die Werbung an den Fassaden
im Zaum halten. Wenn man dann noch Bepflanzung, Beleuchtung und
Möblierung verbessere, sehe die Altstadt gleich freundlicher aus.
Den Straßenzug unterteilen die Planer in Bereiche für "Event und
Bewegung" und in Räume für "Aufenthalt, Sitzen und Schauen".
Den Sonnenplatz öffnen
Weiter geht die Tour durch die Kernstadt am Sonnenplatz. Auch
hier ende die Fußgängerzone allzu abrupt. Mögliche Lösung: Das
Altstadtpflaster könnte sich auf den ganzen Sonnenplatz erstrecken.
Diesen Platz zu öffnen, ist den Fachleuten ein wichtiges Anliegen.
Wiederum kommt ein durchsichtiges Dach-Element ins Spiel - nämlich
über der dortigen neuen Bushaltestelle. Und weil die Planer das
Thema Dach "spielen" wollen, haben sie auch am Busbahnhof ein
solches vorgesehen. Aus Kurz-Diskussionen im Flüsterton in Gremium
und Publikum ist der Begriff "Hofer Himmel" herauszuhören. Offenbar
erinnern die Entwürfe zumindest teilweise an die spektakulären
Konstruktionen.
Ein Augenmerk liegt auf den acht Plätzen in der Kernstadt. Unter
anderem auf dem Maxplatz: Als "Asphaltwüste" bezeichnen ihn die
Gutachter - eine veränderte Oberflächen-Gestaltung sei dringend
anzuraten. Den Wirthplatz präsentieren sie - ohne Denkmal - gar als
Spielplatz.
Ein wichtiger Aspekt in den Zwischenergebnissen des Konzepts ist
die Saale und die Erlebbarkeit des Flusses. Eine "Stadtterrasse"
schlagen die Planer vor; ein paar Garagen müssten weichen - und
schon hätte man einen freien Blick auf die Saale. Mit dem Abriss
weiterer Schuppen an den Saaleauen entstünde ein "wunderbarer Raum",
der auch Platz für das Wirth-Denkmal biete. Für den Mittleren Anger
entwickeln die Marketing- und Stadtplanungs-Experten die Vision von
einem "großzügigen Eingang zu den Saaleauen".
Werbung und Events sollen diese Umbau-Vorhaben flankieren. Es
entsteht ein rundes Bild, das die Stadträte - wie berichtet -
begeistert.

Roland Wölfel (links) und Lars Bölling stellten die Studie dem
Stadtrat vor.
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