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Erschienen in der Frankenpost am 21.07.2010 

David Koslik ist einer der Projektteilnehmer. Er reinigt hier gerade einen Lichtschacht in der Hofecker Schule. Foto: Ernst Sammer

Ohne Hilfe keine Chance

 
Das Projekt "Arbeiten und lernen" ist eine Erfolgsgeschichte. Die Stadt Hof will die vom Europäischen Sozialfonds geförderte Beschäftigungsmaßnahme bis 2011 weiterführen.

Von Thomas Schuberth-Roth

Hof - Seit 1999 gibt es in der Stadt Hof die Beschäftigungsmaßnahme "Arbeiten und lernen". Es ist ein sehr erfolgreiches Projekt. Das zeigt ein Blick auf die Zahlen: Von bisher 305 Teilnehmern sind 113 in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt worden, weitere 19 haben weiterführende Schulen besucht oder sind in andere Maßnahmen gewechselt.

Die Eingliederungsquote beträgt demnach 46 Prozent. Dies rechtfertigt durchaus, das Projekt als "Chance für die Jugend in unserer Region" zu bezeichnen. So stellte es Bürgermeister Eberhard Siller im Haupt- und Finanzausschuss auch vor, als er um Zustimmung warb, die Maßnahme vom 1. Oktober 2010 bis zum 30. September 2011 fortzusetzen.

Es hängt - wie so oft - an der Finanzierung: Der Europäische Sozialfonds (ESF) fördert "Arbeiten und lernen" mit 210 000 Euro, die Arbeitsgemeinschaft (Arge) Hof-Stadt mit 185 000 Euro. Von beiden Seiten liegen Förderzusagen vor. Der Eigenanteil der Stadt Hof an der insgesamt 420 000 Euro teuren Maßnahme beträgt 25 000 Euro.

Einstimmig hat der Haupt- und Finanzausschuss beschlossen, das ESF-Projekt zu verlängern.

Die Zustimmung fiel den Stadträten auch deshalb leicht, weil der geförderte Eigenanteil der Stadt laut Siller durch Geltendmachung von Personalkosten für die Praxisanleiter und Verwaltungskräfte in den städtischen Betrieben und Fachbereichen, in denen die jungen Frauen und Männer eingesetzt werden, kompensiert werde. "Das kommt uns entgegen", sagte CSU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Fleischer angesichts des städtischen Haushalts.

Dr. Jürgen Adelt, Fraktionsvorsitzender der SPD, wies auf den "doppelten Nutzen der Maßnahme hin": Die Teilnehmer würden zum einen qualifiziert und fänden vielfach auf den ersten Arbeitsmarkt zurück, zum anderen würden durch sie Arbeiten erledigt, die sonst Mitarbeiter des Bauhofs machen müssten.

Die Liste der Projekte, die in den bisherigen Beschäftigungsmaßnahmen seit 1999 durchgeführt wurden, ist lang. Unter anderem gehört dazu der Grillplatz am Untreusee, das Fußgängerleitsystem in der Innenstadt, Basketballfelder für die Kinderspielplätze in der Frauenlob- und Breslaustraße, der Bootsanlegesteg am Untreusee oder auch Ballfanggitter für Bolzplätze und der Bau von Marktbuden und mobilen Marktständen. Und Teilnehmer des ESF-Projekts haben auch die Skihütte für den Weihnachtsmarkt gebaut, die Gemüsehütte am Theresienstein renoviert oder auch die Umkleidekabinen am Untreusee errichtet.

Adelt sagte angesichts dieser Liste: "Schön wäre es, wir könnten die Maßnahme auf 50 Teilnehmer aufstocken." Siller stellte jedoch fest: Die Arge sei froh, "dass man wieder 20 Plätze finanziert bekommt". Von Jahr zu Jahr müsse man schauen, ob Fördermittel fließen.

In der Maßnahme "Arbeiten und lernen" werden arbeitslose, nicht mehr schulpflichtige junge Frauen und Männer unter 25 Jahre für ein Jahr bei der Stadt Hof angestellt. Es handelt sich um junge Menschen, die oft schulische und sprachliche Defizite aufweisen. In der Regel hatten sie vorher eine Ausbildung zwar begonnen, aber nicht abgeschlossen. Oft sind es junge Menschen mit Migrationshintergrund.

Bewerbungsverfahren

Praktisch alle sind auf staatliche Hilfe angewiesen und beziehen ALG II. Deshalb trifft die Arge Hof-Stadt auch eine Vorauswahl der Teilnehmer. Diese müssen danach ein Bewerbungsverfahren durchlaufen, in einem Vorstellungsgespräch werden Fähigkeit und Neigung der Teilnehmer mit Blick auf deren berufliche Perspektiven abgeklopft.

Der Arbeitsvertrag mit der Stadt umfasst Rechte und Pflichten. So ist klar: Wer dagegen verstößt, muss mit einer Kündigung rechnen. Jeweils alle drei Monate können bei Ausscheiden einzelner Teilnehmer - sei es durch die Übernahme in ein Arbeitsverhältnis oder eine Kündigung - Nachrücker eingestellt werden.

Motivation für die jungen Leute ist auch, dass sie für ihre Teilnahme an der Maßnahme ein Arbeitszeugnis erhalten. "Das", sagte Siller, "ist immer hilfreich, wenn es künftigen Arbeitgebern vorgelegt wird."

Das ESF-Projekt "Arbeiten und lernen" ist bereits ausgezeichnet worden. Im Frühjahr 2010 hat die Landesarbeitsgemeinschaft Jugendsozialarbeit Bayern das "Gütesiegel für soziale und berufliche Integration" vergeben. Dieses Siegel ist mittlerweile zwingende Voraussetzung für ESF-Förderprojekte.

Als Schwerpunkte für das neue Maßnahmejahr sind geplant: die Instandsetzung des "Ringsrum-Wanderwegs" - Siller: "Viele Hinweisschilder sind hier offenbar von manchen einfach als Souvenir mitgenommen worden" - und die Renovierung von Spielplätzen.

CSU-Fraktionschef Wolfgang Fleischer regte zudem an, im Rathausturm eine Sitzgelegenheit zu schaffen. "Nicht alle, die die Treppen nach oben wollen, schaffen das ohne eine Verschnaufpause."

Statistik
 

Mit 6,0 Prozent - Stand Mai 2010 - hat der Bezirk der Arbeitsagentur Hof im Vergleich zu anderen kreisfreien Kommunen eine relativ hohe Arbeitslosenquote. Der Anteil an arbeitslosen Jugendlichen von 15 bis 25 Jahren beträgt 7,6 Prozent. Die ALG-II-Quote ist mit 12,1 Prozent die höchste in Bayern. Die Lage auf dem Ausbildungssektor ist nach wie vor angespannt. Einem Bewerber stehen nur 0,7 Ausbildungsstellen gegenüber.

 

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