Das Projekt "Arbeiten und
lernen" ist eine Erfolgsgeschichte. Die Stadt Hof will die vom
Europäischen Sozialfonds geförderte Beschäftigungsmaßnahme bis 2011
weiterführen.
Von Thomas Schuberth-Roth
Hof - Seit 1999 gibt
es in der Stadt Hof die Beschäftigungsmaßnahme "Arbeiten und
lernen". Es ist ein sehr erfolgreiches Projekt. Das zeigt ein Blick
auf die Zahlen: Von bisher 305 Teilnehmern sind 113 in den ersten
Arbeitsmarkt vermittelt worden, weitere 19 haben weiterführende
Schulen besucht oder sind in andere Maßnahmen gewechselt.
Die Eingliederungsquote beträgt demnach 46
Prozent. Dies rechtfertigt durchaus, das Projekt als "Chance für die
Jugend in unserer Region" zu bezeichnen. So stellte es Bürgermeister
Eberhard Siller im Haupt- und Finanzausschuss auch vor, als er um
Zustimmung warb, die Maßnahme vom 1. Oktober 2010 bis zum 30.
September 2011 fortzusetzen.
Es hängt - wie so oft - an der Finanzierung:
Der Europäische Sozialfonds (ESF) fördert "Arbeiten und lernen" mit
210 000 Euro, die Arbeitsgemeinschaft (Arge) Hof-Stadt mit 185 000
Euro. Von beiden Seiten liegen Förderzusagen vor. Der Eigenanteil
der Stadt Hof an der insgesamt 420 000 Euro teuren Maßnahme beträgt
25 000 Euro.
Einstimmig hat der Haupt- und Finanzausschuss
beschlossen, das ESF-Projekt zu verlängern.
Die Zustimmung fiel den Stadträten auch
deshalb leicht, weil der geförderte Eigenanteil der Stadt laut
Siller durch Geltendmachung von Personalkosten für die
Praxisanleiter und Verwaltungskräfte in den städtischen Betrieben
und Fachbereichen, in denen die jungen Frauen und Männer eingesetzt
werden, kompensiert werde. "Das kommt uns entgegen", sagte
CSU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Fleischer angesichts des
städtischen Haushalts.
Dr. Jürgen Adelt, Fraktionsvorsitzender der
SPD, wies auf den "doppelten Nutzen der Maßnahme hin": Die
Teilnehmer würden zum einen qualifiziert und fänden vielfach auf den
ersten Arbeitsmarkt zurück, zum anderen würden durch sie Arbeiten
erledigt, die sonst Mitarbeiter des Bauhofs machen müssten.
Die Liste der Projekte, die in den bisherigen
Beschäftigungsmaßnahmen seit 1999 durchgeführt wurden, ist lang.
Unter anderem gehört dazu der Grillplatz am Untreusee, das
Fußgängerleitsystem in der Innenstadt, Basketballfelder für die
Kinderspielplätze in der Frauenlob- und Breslaustraße, der
Bootsanlegesteg am Untreusee oder auch Ballfanggitter für Bolzplätze
und der Bau von Marktbuden und mobilen Marktständen. Und Teilnehmer
des ESF-Projekts haben auch die Skihütte für den Weihnachtsmarkt
gebaut, die Gemüsehütte am Theresienstein renoviert oder auch die
Umkleidekabinen am Untreusee errichtet.
Adelt sagte angesichts dieser Liste: "Schön
wäre es, wir könnten die Maßnahme auf 50 Teilnehmer aufstocken."
Siller stellte jedoch fest: Die Arge sei froh, "dass man wieder 20
Plätze finanziert bekommt". Von Jahr zu Jahr müsse man schauen, ob
Fördermittel fließen.
In der Maßnahme "Arbeiten und lernen" werden
arbeitslose, nicht mehr schulpflichtige junge Frauen und Männer
unter 25 Jahre für ein Jahr bei der Stadt Hof angestellt. Es handelt
sich um junge Menschen, die oft schulische und sprachliche Defizite
aufweisen. In der Regel hatten sie vorher eine Ausbildung zwar
begonnen, aber nicht abgeschlossen. Oft sind es junge Menschen mit
Migrationshintergrund.
Bewerbungsverfahren
Praktisch alle sind auf staatliche Hilfe
angewiesen und beziehen ALG II. Deshalb trifft die Arge Hof-Stadt
auch eine Vorauswahl der Teilnehmer. Diese müssen danach ein
Bewerbungsverfahren durchlaufen, in einem Vorstellungsgespräch
werden Fähigkeit und Neigung der Teilnehmer mit Blick auf deren
berufliche Perspektiven abgeklopft.
Der Arbeitsvertrag mit der Stadt umfasst
Rechte und Pflichten. So ist klar: Wer dagegen verstößt, muss mit
einer Kündigung rechnen. Jeweils alle drei Monate können bei
Ausscheiden einzelner Teilnehmer - sei es durch die Übernahme in ein
Arbeitsverhältnis oder eine Kündigung - Nachrücker eingestellt
werden.
Motivation für die jungen Leute ist auch, dass
sie für ihre Teilnahme an der Maßnahme ein Arbeitszeugnis erhalten.
"Das", sagte Siller, "ist immer hilfreich, wenn es künftigen
Arbeitgebern vorgelegt wird."
Das ESF-Projekt "Arbeiten und lernen" ist
bereits ausgezeichnet worden. Im Frühjahr 2010 hat die
Landesarbeitsgemeinschaft Jugendsozialarbeit Bayern das "Gütesiegel
für soziale und berufliche Integration" vergeben. Dieses Siegel ist
mittlerweile zwingende Voraussetzung für ESF-Förderprojekte.
Als Schwerpunkte für das neue Maßnahmejahr
sind geplant: die Instandsetzung des "Ringsrum-Wanderwegs" - Siller:
"Viele Hinweisschilder sind hier offenbar von manchen einfach als
Souvenir mitgenommen worden" - und die Renovierung von Spielplätzen.
CSU-Fraktionschef Wolfgang Fleischer regte
zudem an, im Rathausturm eine Sitzgelegenheit zu schaffen. "Nicht
alle, die die Treppen nach oben wollen, schaffen das ohne eine
Verschnaufpause."
Statistik
Mit 6,0 Prozent - Stand Mai 2010 - hat der Bezirk der
Arbeitsagentur Hof im Vergleich zu anderen kreisfreien Kommunen eine
relativ hohe Arbeitslosenquote. Der Anteil an arbeitslosen
Jugendlichen von 15 bis 25 Jahren beträgt 7,6 Prozent. Die
ALG-II-Quote ist mit 12,1 Prozent die höchste in Bayern. Die Lage
auf dem Ausbildungssektor ist nach wie vor angespannt. Einem
Bewerber stehen nur 0,7 Ausbildungsstellen gegenüber. |