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Erschienen in der Frankenpost am 09.07.2010 

Markus Ruckdeschel, Pressesprecher der Energieagentur Oberfranken

"Aufs richtige Pferd gesetzt"

 
Die Energieagentur Oberfranken erachtet das Konjunkturpaket II als sehr sinnvoll. Lob hat sie auch für die Stadt Hof.

Herr Ruckdeschel, die deutschen Kommunen stecken im Rahmen des Konjunkturpakets II Zigmillionen Euro in die energetische Sanierung von Gebäuden. Ist dieses Geld sinnvoll angelegt?

Es ist sehr erfreulich, dass die Bundesregierung einen Schwerpunkt des Konjunkturpakets II auf die energetische Sanierung gelegt hat. Sie hat damit aufs richtige Pferd gesetzt. Die Maßnahmen bringen bauliche Verbesserungen und deutliche und dauerhafte Energieeinsparungen in sehr vielen öffentlichen Gebäuden. Das Programm hat es den Kommunen ermöglicht, die Sanierung vieler Liegenschaften viel einfacher umzusetzen, als es sonst möglich gewesen wäre. Das wird sich nachhaltig in ihren Kassen bemerkbar machen.

Also ist alles bestens?

Das Problem ist, dass viele Kommunen im Sommer 2009 ihre Sanierungsprojekte im Hauruck-Verfahren beschließen mussten. Alles musste ganz schnell gehen, da kam teilweise richtige Hektik auf. Deshalb ist sicher nicht alles so durchgeplant worden, wie es sinnvoll gewesen wäre. Da waren eindeutig diejenigen im Vorteil, die sich schon im Vorfeld Gedanken gemacht und ein fertiges Projekt in der Schublade hatten. Ein paar Wochen Zeit mehr wäre wünschenswert gewesen, denn solche Konzepte schüttelt man ja nicht aus dem Ärmel. Trotzdem will ich noch einmal betonen: Das Programm ist grundsätzlich positiv.

Wie bewerten Sie die Vorgehensweise der Stadt Hof? Sie lässt mit Unterstützung durch das Konjunkturpaket II immerhin zehn öffentliche Gebäude sanieren. Dazu kommt die Sanierung der Ernst-Reuter-Straße.

Ich kenne die einzelnen Maßnahmen der Stadt Hof jetzt nicht im Detail. Tatsache ist aber, dass ihr Vorgehen in Sachen energetische Sanierung grundsätzlich äußerst sinnvoll ist. Wir arbeiten eng mit ihr zusammen, denn wir betreuen seit Oktober 2007 im Rahmen des Kommunalen Energiemanagements 23 Schulgebäude im Stadtgebiet. Zurzeit erstellen wir dazu einen neuen Jahresbericht, den wir dem Stadtrat voraussichtlich in einer seiner nächsten Sitzungen vorstellen werden. Schließlich kann Energiesparen nur funktionieren, wenn ich meine Verbrauchswerte genau erfasse; von einer "gefühlten" Einsparung habe ich ja nichts. Die Stadt Hof hat den Sinn des Kommunalen Energiemanagements erkannt; das ist leider noch nicht in allen Verwaltungen der Fall.

Die Mittel aus dem Konjunkturpaket II sind vergeben. Wie geht es weiter mit dem Energiesparen im kommunalen Sektor?

Zum einen gibt es ja eine Fülle weiterer Förderprogramme für Kommunen - die aber nicht so attraktive Möglichkeiten bieten wie das Konjunkturpaket II, bei dem es sich ja um ein Sonderprogramm handelt. Nähere Auskünfte gibt es dazu bei uns in der Energieagentur oder bei der KfW. Außerdem gilt es, den Energieverbrauch in öffentlichen Gebäuden weiter zu überwachen, um zusätzliche Verbesserungspotenziale aufzudecken. Und: Es stecken sehr viel Sparmöglichkeiten im Nutzerverhalten, ganz unabhängig von Sanierungsmaßnahmen. Diese Möglichkeiten werden oft völlig unterschätzt.

Wen meinen Sie mit Nutzer? Zum Beispiel die Schüler und Lehrer?

Richtig. Oder auch die Hausmeister. Es bringt sehr viel, wenn man Hausmeister mit den Möglichkeiten moderner Heizungen detailliert vertraut macht. Das geschieht oft nicht, deshalb wird vielerorts beim Umgang mit Heizungen viel Unfug getrieben. Die Hofer Hausmeister sind da Gott sei Dank auf Ballhöhe. Aber das fängt ja oft schon bei so einfachen Dingen an wie der richtigen und effektiven Zeiteinstellung. Wenn alles zusammenspielt - technische Optimierung und richtiger Umgang mit der Technik - lassen sich unserer Erfahrung nach allein dadurch zehn bis 30 Prozent Energie einsparen.

Das Gespräch führte Hannes Keltsch

Interview
 

 

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