Wissenschaftler
Klaus Völkel weiß: Bis die Stadt ihre Finanzen in den Griff bekommt,
werden viele Jahre vergehen. Jeder Euro müsse auf den Prüfstand.
Von Susanne Glas
Hof - "Der Sparkurs,
den Hof braucht, ist für einen Bürgermeister schwer zu verkaufen!"
Wer Klaus Völkel nach einer Lösung für die Finanzmisere der
Saalestadt fragt, bekommt eine Antwort, in der Hoffnung und
Ernüchterung zugleich stecken. An der Fachhochschule für öffentliche
Verwaltung in Hof lehrt er das, was in den Rathäusern einer jeden
deutschen Stadt und Gemeinde praktiziert werden sollte: das
Wirtschaften. Und er weiß: "Die Finanzen einer Stadt sind ein
hochkomplexes Gebilde. Aber: Bis die Not so groß ist wie in Hof,
dauert es Jahre. Und genauso lange wird es selbst im Falle eines
eisernen Sparkurses dauern, bis sie gelindert ist."
Nach dem Patentrezept gefragt, mit dessen
Hilfe die städtischen Finanzen wieder in ruhiges Fahrwasser gelenkt
werden könnten, winkt Klaus Völkel ab: Eine allgemeingültige Antwort
gebe es nicht. Allerdings spiele der Schuldendienst generell eine
große Rolle, insbesondere die Frage nach den Kreditzinsen. Oft könne
nämlich schon durch eine sinnvolle Umschuldung viel Geld gespart
werden.
Doch auch die freiwilligen Leistungen müssten
auf den Prüfstand. Hier gebe die bayerische Gemeindeordnung ganz
klar vor: Freiwillige Leistungen darf eine Stadt erst dann
erbringen, wenn sie ihre Pflichtaufgaben erfüllen kann. "In der
Praxis sind die gesetzlichen Vorgaben eine große Herausforderung",
sagt Völkel, immerhin seien doch beispielsweise die Kultur im
weitesten Sinne oder auch Schwimmbäder freiwillige Leistungen. Hier
könne eine Stadt sehr viel Geld sparen, allerdings sei höchste
Vorsicht geboten. "Einsparungen auf diesem Gebiet können massive
Einschnitte für das städtische Leben bedeuten, Zuzüge verringern,
Abwanderung verstärken, kurz: Die Stadt verliert an Lebensqualität",
warnt der Wissenschaftler. Je nach Art der Leistung seien von
Kürzungen oder Streichungen viele Menschen, wie im Fall des
Hallenbades, oder einzelne Gruppen, etwa bei Zuschüssen für Vereine,
betroffen. Daher gelte es genau abzuwägen. Doch egal ob 100 oder 10
000 Betroffene - "Rein juristisch gesehen müsste eine Stadt in
finanziellen Notsituationen die freiwilligen Leistungen mindestens
einfrieren", sagt Völkel.
Sparen könne die Kommune zudem beim
Energieverbrauch, etwa durch günstigere Verträge, beim Unterhalt
städtischer Gebäude oder Personalkosten. "Aber auch hier gilt es,
den Haushalt Posten für Posten durchzugehen, denn übermäßiges Sparen
kann langfristig schnell zu hohen Folgekosten führen", warnt der
Fachmann und führt den Kundendienst für die städtische
Fahrzeugflotte als Beispiel an.
Ein großes Sparpotenzial würden zudem die
Investitionen bergen, die allerdings häufig an hohe Fördersätze
gebunden seien. Sprich: Investiert die Stadt nichts an Eigenmitteln,
gehen ihr hohe Zuschüsse durch die Lappen. "Einer finanzschwachen
Stadt bleibt am Ende gar nichts anderes übrig, als auf diese
Fördergelder und damit auf die Durchführung vieler Maßnahmen zu
verzichten", sagt Völkel und fügt an, dass er ein strikter
Verfechter der Haushaltskonsolidierung mit dem ersten Schritt der
Schuldenreduzierung sei. "Alles andere ist meines Erachtens auf
längere Sicht gesehen nicht zielführend", sagt er - auch mit Blick
auf kommende Generationen, denen mit zunehmender Verschuldung der
Handlungsspielraum genommen werde.
Und damit nochmal zurück zum Patentrezept:
Zumindest für die Stadt Hof empfiehlt Klaus Völkel einen strikten
Sparkurs, "und zwar über viele Jahre hinweg". Nur so lasse sich das
Finanz-Dilemma langfristig in den Griff bekommen. Allerdings müssten
dafür alle Bürger die Zähne zusammenbeißen: vom Hallenbad-Schwimmer
bis zum Rathauschef, der auf Spatenstiche, Eröffnungen und teure
Empfänge verzichten - und den Bürgern diesen Kurs erklären - muss.
Klaus Völkel
"Einer
finanzschwachen Stadt bleibt nicht anderes übrig, als auf
Fördergelder zu verzichten " |