Von Thomas Schuberth-Roth
Hof - Der durch
einen Bürgerentscheid gekippte "Hofer Himmel" für die Hofer Altstadt
war gestern - was wird morgen sein? Diese Frage steht im Raum, doch
nicht einmal ansatzweise finden sich darauf Antworten. Es gibt keine
Pläne, die lediglich aus irgendeiner Schublade hervorzuholen wären.
Vor dem Jahr 2012 ist deshalb nicht damit zu rechnen, dass
großartige Umgestaltungen in der gut 200 Meter langen Einkaufsmeile,
die oft als "Wohnzimmer der Innenstadt" bezeichnet wird, vorgenommen
werden können.
Wie reagieren Stadt und Einzelhandel auf die
neue Situation? Dringlicher noch als das Morgen ist dem Einzelhandel
dabei das Heute! Mit der Umstellung auf den neuen Busfahrplan am 30.
November 2009 sind die Busse aus der Altstadt verbannt - und schon
stellen Einzelhändler einen "eindeutigen Frequenzverlust" fest. Zum
Beispiel im Kaufhof: Geschäftsführer Björn Weishaupt will das jedoch
nicht allein an der weggefallenen Bushaltestelle vor der Haustür
festmachen. Das Wetter, sagt er, spiele hier ebenso eine Rolle. Doch
wer wolle zum jetzigen Zeitpunkt ausschließen, ob nicht die
allgemeine Wirtschaftskrise den Einzelhandel erreicht hat, fragt er
auch.
Auf Durststrecke eingerichtet
Auf eine "Durststrecke" bis zur Umgestaltung
der Altstadt hätten er und andere sich eingerichtet. Diese werde nun
länger als ursprünglich gedacht. Was nicht passieren dürfe:
"Stillstand." Weishaupt: "Wir müssen Leben in die Altstadt bringen!"
Mit dieser Aussage steht er nicht allein.
Angelika Rädlein von der Metzgerei Max war eine vehemente
Befürworterin des "Hofer Himmels". Es liegt nicht in ihrem Naturell,
nun den Kopf in den Sand zu stecken. "Wir müssen aus der gegebenen
Situation das Beste machen", sagt sie und richtet den Blick nach
vorn - und sie entwickelt bereits eigene Ideen. "Um ein
Citymanagement geht es mir dabei weniger", sagt sie, "wir brauchen
kein weiteres Gutachten, die Stadt hat ja ohnehin kein Geld." Sie
fordert Engagement ein. "Wir haben tolle Leute in der Stadt; es
gilt, Ideen zu generieren."
Rädlein hat bereits einen ersten Schritt dazu
gemacht. Für gestern Abend hatte sie alle Anrainer in der Altstadt
zu einem internen Treffen eingeladen. 57 Adressen habe sie
angeschrieben, darunter Geschäftsleute und Hausbesitzer. "Es haben
doch alle ein Interesse an der Belebung der Altstadt."
In diesem Kreis hat sie eigene Vorstellungen
kundgetan. Im Gespräch mit der
Frankenpost
lässt sie vorab nur so viel wissen: "Mir schwebt etwas vor, das
dauerhaft, umweltverträglich und nachhaltig ist." Und sie plädiert
für eine Charme-Offensive: "Laut Statistik gehen zwei Drittel
der Menschen shoppen", sagt sie, "um Frust abzubauen." Ihre
Folgerung daraus: "Wir müssen uns klar sein, dass einkaufen gehen
schon fast so etwas wie Wellness ist."
Dabei weiß sie auch: "Je weniger Geld man hat,
umso verrückter müssen die Ideen sein."
Dass Angelika Rädlein um gute Ideen nicht
verlegen ist, beweist der "rote Teppich zum Filmtage-Sonntag".
Darüber spreche man noch heute, sagt sie.
Der Abend am Mittwoch ist jenem am heutigen
Donnerstag vorgeschaltet. Der Oberbürgermeister hat "Einzelhändler,
Gastronomen und weitere Akteure" in die Bürgergesellschaft
eingeladen; er will in nichtöffentlicher Runde Ideen abrufen, wie
man die Altstadt nach der Herausnahme der Busse beleben könne (siehe
nebenstehenden Artikel).
Eines drängt laut Markus Wagner: "Die Altstadt
braucht einen einheitlichen Belag." Die Trennung zwischen Gehsteig
und Fahrbahn müsse aus den Köpfen der Passanten raus, mahnt der
Juniorchef des gleichnamigen Tabakwarengeschäfts an. Darüber hinaus
sei er jedoch für alles offen. Wenn es nur der Belebung diene.
Belebung - immer wieder ist dieses Wort zu
hören, fast so als sei es ein Zauberwort, eine Beschwörungsformel.
Tatsächlich verlieren sich an diesem Vormittag
zwischen 10 und 12 Uhr nur wenige Menschen in der Altstadt. Es ist
11.30 Uhr. Cetin Samat steht hinter seinem dampfenden Wurstkessel.
Der Hofer Wärschtlamo, der seinen Standplatz neben dem Kaufhof hat,
vermisst die Laufkundschaft. "Als die Busse hier noch durchfuhren,
war viel mehr los." Um diese Zeit hätten früher viele Schüler auf
den Bus gewartet. "Die sind jetzt alle weg." Aus der Perspektive des
Wärschtlamos hat sich das Altstadtbild völlig verändert. Er sieht
manches im Argen und zählt dazu etwa auch die Schneehaufen, die
vielen Pfützen und schlecht gereinigte Wege. "Gehe ich so mit meinem
Wohnzimmer um?", fragt er im Rahmen der aktuellen Bestandsaufnahme.
Ideen sind gefragt
Über den Tag hinaus soll am heutigen
Donnerstagabend gedacht werden. Für Diskussionsstoff im Rahmen der
Ideensammlung dürfte gesorgt sein: Sind es am Ende mehr Events, die
Gäste und Besucher in die Altstadt locken? Reichen wenige,
preisgünstige bauliche Veränderungen aus, um das Erscheinungsbild
attraktiver zu gestalten? Das, was Angelika Rädlein betont,
unterstreichen die anderen Befragten auch: "Wir müssen alle an einem
Strang ziehen. Das gilt für die gesamte Innenstadt und nicht nur für
die Altstadt allein." Oder wie Kaufhof-Chef Weishaupt sagt: "Es geht
jetzt darum, ständig Leben in der Altstadt zu produzieren."
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