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Erschienen in der Frankenpost am 21.01.2010 

Einkaufstour in der Hofer Altstadt. Foto: Kauper

Das Zauberwort heißt "Belebung"

 
Von Thomas Schuberth-Roth

Hof - Der durch einen Bürgerentscheid gekippte "Hofer Himmel" für die Hofer Altstadt war gestern - was wird morgen sein? Diese Frage steht im Raum, doch nicht einmal ansatzweise finden sich darauf Antworten. Es gibt keine Pläne, die lediglich aus irgendeiner Schublade hervorzuholen wären. Vor dem Jahr 2012 ist deshalb nicht damit zu rechnen, dass großartige Umgestaltungen in der gut 200 Meter langen Einkaufsmeile, die oft als "Wohnzimmer der Innenstadt" bezeichnet wird, vorgenommen werden können.

Wie reagieren Stadt und Einzelhandel auf die neue Situation? Dringlicher noch als das Morgen ist dem Einzelhandel dabei das Heute! Mit der Umstellung auf den neuen Busfahrplan am 30. November 2009 sind die Busse aus der Altstadt verbannt - und schon stellen Einzelhändler einen "eindeutigen Frequenzverlust" fest. Zum Beispiel im Kaufhof: Geschäftsführer Björn Weishaupt will das jedoch nicht allein an der weggefallenen Bushaltestelle vor der Haustür festmachen. Das Wetter, sagt er, spiele hier ebenso eine Rolle. Doch wer wolle zum jetzigen Zeitpunkt ausschließen, ob nicht die allgemeine Wirtschaftskrise den Einzelhandel erreicht hat, fragt er auch.

Auf Durststrecke eingerichtet

Auf eine "Durststrecke" bis zur Umgestaltung der Altstadt hätten er und andere sich eingerichtet. Diese werde nun länger als ursprünglich gedacht. Was nicht passieren dürfe: "Stillstand." Weishaupt: "Wir müssen Leben in die Altstadt bringen!"

Mit dieser Aussage steht er nicht allein. Angelika Rädlein von der Metzgerei Max war eine vehemente Befürworterin des "Hofer Himmels". Es liegt nicht in ihrem Naturell, nun den Kopf in den Sand zu stecken. "Wir müssen aus der gegebenen Situation das Beste machen", sagt sie und richtet den Blick nach vorn - und sie entwickelt bereits eigene Ideen. "Um ein Citymanagement geht es mir dabei weniger", sagt sie, "wir brauchen kein weiteres Gutachten, die Stadt hat ja ohnehin kein Geld." Sie fordert Engagement ein. "Wir haben tolle Leute in der Stadt; es gilt, Ideen zu generieren."

Rädlein hat bereits einen ersten Schritt dazu gemacht. Für gestern Abend hatte sie alle Anrainer in der Altstadt zu einem internen Treffen eingeladen. 57 Adressen habe sie angeschrieben, darunter Geschäftsleute und Hausbesitzer. "Es haben doch alle ein Interesse an der Belebung der Altstadt."

In diesem Kreis hat sie eigene Vorstellungen kundgetan. Im Gespräch mit der Frankenpost lässt sie vorab nur so viel wissen: "Mir schwebt etwas vor, das dauerhaft, umweltverträglich und nachhaltig ist." Und sie plädiert für eine Charme-Offensive: "Laut Statistik gehen zwei Drittel der Menschen shoppen", sagt sie, "um Frust abzubauen." Ihre Folgerung daraus: "Wir müssen uns klar sein, dass einkaufen gehen schon fast so etwas wie Wellness ist."

Dabei weiß sie auch: "Je weniger Geld man hat, umso verrückter müssen die Ideen sein."

Dass Angelika Rädlein um gute Ideen nicht verlegen ist, beweist der "rote Teppich zum Filmtage-Sonntag". Darüber spreche man noch heute, sagt sie.

Der Abend am Mittwoch ist jenem am heutigen Donnerstag vorgeschaltet. Der Oberbürgermeister hat "Einzelhändler, Gastronomen und weitere Akteure" in die Bürgergesellschaft eingeladen; er will in nichtöffentlicher Runde Ideen abrufen, wie man die Altstadt nach der Herausnahme der Busse beleben könne (siehe nebenstehenden Artikel).

Eines drängt laut Markus Wagner: "Die Altstadt braucht einen einheitlichen Belag." Die Trennung zwischen Gehsteig und Fahrbahn müsse aus den Köpfen der Passanten raus, mahnt der Juniorchef des gleichnamigen Tabakwarengeschäfts an. Darüber hinaus sei er jedoch für alles offen. Wenn es nur der Belebung diene.

Belebung - immer wieder ist dieses Wort zu hören, fast so als sei es ein Zauberwort, eine Beschwörungsformel.

Tatsächlich verlieren sich an diesem Vormittag zwischen 10 und 12 Uhr nur wenige Menschen in der Altstadt. Es ist 11.30 Uhr. Cetin Samat steht hinter seinem dampfenden Wurstkessel. Der Hofer Wärschtlamo, der seinen Standplatz neben dem Kaufhof hat, vermisst die Laufkundschaft. "Als die Busse hier noch durchfuhren, war viel mehr los." Um diese Zeit hätten früher viele Schüler auf den Bus gewartet. "Die sind jetzt alle weg." Aus der Perspektive des Wärschtlamos hat sich das Altstadtbild völlig verändert. Er sieht manches im Argen und zählt dazu etwa auch die Schneehaufen, die vielen Pfützen und schlecht gereinigte Wege. "Gehe ich so mit meinem Wohnzimmer um?", fragt er im Rahmen der aktuellen Bestandsaufnahme.

Ideen sind gefragt

Über den Tag hinaus soll am heutigen Donnerstagabend gedacht werden. Für Diskussionsstoff im Rahmen der Ideensammlung dürfte gesorgt sein: Sind es am Ende mehr Events, die Gäste und Besucher in die Altstadt locken? Reichen wenige, preisgünstige bauliche Veränderungen aus, um das Erscheinungsbild attraktiver zu gestalten? Das, was Angelika Rädlein betont, unterstreichen die anderen Befragten auch: "Wir müssen alle an einem Strang ziehen. Das gilt für die gesamte Innenstadt und nicht nur für die Altstadt allein." Oder wie Kaufhof-Chef Weishaupt sagt: "Es geht jetzt darum, ständig Leben in der Altstadt zu produzieren."

 

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