Von Thomas Schuberth-Roth
Hof - In
diesen Tagen tut sich was im Hofer Stadtteil Wölbattendorf. An
zentraler Stelle mitten im Ort. Das Gemeindehaus bekommt einen neuen
Anstrich. Es soll dies ein erstes sichtbares Zeichen sein, dass die
in diesem Jahr erst neu gegründete Arbeitsgruppe "Dorfverschönerung"
setzen will. Auch hier nehmen nun - wie in der Hofer Altstadt oder
im Zuge der Sanierung der Münch-Ferber-Villa geschehen - Bürger das
Heft in die Hand. Hilmar Bogler bemüht das bekannte Zitat eines
berühmten Mannes: "John F. Kennedy hat gesagt, frage nicht danach,
was der Staat für dich tut, sondern frage, was du für den Staat tun
kannst. Das haben wir uns auf die Fahnen geschrieben."
Hinter dem "uns" steht ein harter Kern von gut
20 Frauen und Männern der Dorfgemeinschaft. In der Arbeitsgruppe
zeigt sich das neue "Wir-Gefühl" im Ort. Federführend ist der
örtliche Obst- und Gartenbauverein, Hilmar Bogler ist einer aus dem
Vorstand; mit dabei sind aber auch Vertreter aus den anderen drei
Vereinen im Ort, von der Feuerwehr, den Fußballern und den
sogenannten "Krawattlern".
In großen schmutzigroten Lettern prangt auf dem grauen Gebäude,
das Mitte der Sechzigerjahre gebaut wurde, der Schriftzug
"Gemeindeverwaltung". Als Wölbattendorf noch eigenständig war,
residierte hier der Bürgermeister. Und im "Rathaus" fanden Trauungen
statt. Hilmar Bogler kann sich noch gut erinnern. Er und seine Frau
Anke sind das letzte Brautpaar, das sich im September 1977 hier das
Ja-Wort gibt. "Bürgermeister Hans Löhnert hat uns getraut", erinnert
er sich.
Für manchen im Ort wird gerade der verbliebene Schriftzug
"Gemeindeverwaltung" gern als ein Indiz dafür hergenommen, dass die
Stadt Hof sich um das eingemeindete Wölbattendorf im Westen der
Stadt in all den Jahren wenig bis gar nicht gekümmert hat. Die
Gebietsreform liegt mehr als 30 Jahre zurück, datiert auf den 1. Mai
1978.
Die Gemeindeverwaltung ist also längst ausgezogen. Gibt es für
Wölbattendorfer heute etwas "auf der Stadt" zu erledigen, müssen sie
gut sieben Kilometer Weg auf sich nehmen - bis ins Bürgerzentrum in
der Karolinenstraße in Hof. Das Obergeschoss des Gemeindehauses ist
vermietet, im größeren Trakt des Erdgeschosses hat die Feuerwehr ihr
Domizil, daneben findet sich seit 1999 ein Jugendtreff.
Letzterer ist in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden.
Durch die Baugebiete westlich und östlich von Wölbattendorf sind
viele Familien neu zugezogen. Umso wichtiger nennt es deshalb Jürgen
Bauer, dass der Gemeinschaftsgeist im Dorf weiter wächst. Eben auch
durch solche Aktionen wie das Streichen des Gemeindehauses, sagt das
50-jährige aktive Mitglied der Arbeitsgruppe, und Edgar Trampler
pflichtet bei: "Wir sind uns der finanziellen Situation der Kommunen
schon bewusst. Deshalb wollen wir ja nicht nur Forderungen stellen,
sondern mit unserer Eigenleistung auch Zeichen setzen." Und nebenbei
weitere Bewohner zum Mithelfen zu animieren.
Das stete Trommeln der rührigen Mitglieder der Arbeitsgruppe wird
mittlerweile auch im Hofer Rathaus ge- und erhört. Den Fraktionen
von CSU und SPD als auch der Stadtverwaltung hat man bereits einen
gut gefüllten Planungsordner übergeben. Das alles hat offenbar
Wirkung gezeigt. So stellt die Stadt den Bürgern nun zumindest die
Farbe für den "Erhaltungsanstrich" des Gemeindehauses zur Verfügung.
"Ums Gerüst und das Malern kümmern wir uns", sagt Bogler. Der Maler
im Ort achte darauf, dass die Qualität stimme.
Das Bewusstsein für die nur gemeinsam zu lösenden Aufgaben sei in
den vergangenen Jahren langsam aber stetig gewachsen, stellt Hilmar
Bogler fest. Er macht das auch daran fest, dass 2008 mit Roland
Stiller erstmals ein Ur-Wölbattendorfer in den Hofer Stadtrat
gewählt wurde. Angetreten war der parteilose Schreinermeister auf
der Liste der CSU. Er fehlt in kaum einer Arbeitsgruppen-Sitzung.
"Ich sehe mich als Bindeglied der Wölbattendorfer und der Stadt
Hof", sagt er. Und: "In meiner Position kann ich doch etwas
bewegen."
Bewegen wollen die Wölbattendorfer ohnehin noch eine Menge, der
Anstrich fürs Gemeindehaus ist nur ein Anfang. Auf einer
Prioritätenliste wird deutlich, was noch alles im Argen liegt im
Dorf: Bushaltestelle, Gehweg oder Dorfteich sind die Stichpunkte
dafür. Es gibt noch viel zu tun, die Wölbattendorfer wollen's
anpacken. |