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Erschienen in der Frankenpost am 25.05.2010 

Vier Wölbattendorfer aus der Arbeitsgruppe "Dorfverschönerung": Jürgen Bauer und Hilmar Bogler zeigen den Plan, wie das Gemeindehaus hinter ihnen gestrichen werden soll; daneben stehen Stadtrat Roland Stiller und Edgar Trampler (von links). Foto: -ts-r

Wacher Bürgersinn in finanziell schwierigen Zeiten

 
Von Thomas Schuberth-Roth

Hof - In diesen Tagen tut sich was im Hofer Stadtteil Wölbattendorf. An zentraler Stelle mitten im Ort. Das Gemeindehaus bekommt einen neuen Anstrich. Es soll dies ein erstes sichtbares Zeichen sein, dass die in diesem Jahr erst neu gegründete Arbeitsgruppe "Dorfverschönerung" setzen will. Auch hier nehmen nun - wie in der Hofer Altstadt oder im Zuge der Sanierung der Münch-Ferber-Villa geschehen - Bürger das Heft in die Hand. Hilmar Bogler bemüht das bekannte Zitat eines berühmten Mannes: "John F. Kennedy hat gesagt, frage nicht danach, was der Staat für dich tut, sondern frage, was du für den Staat tun kannst. Das haben wir uns auf die Fahnen geschrieben."

Hinter dem "uns" steht ein harter Kern von gut 20 Frauen und Männern der Dorfgemeinschaft. In der Arbeitsgruppe zeigt sich das neue "Wir-Gefühl" im Ort. Federführend ist der örtliche Obst- und Gartenbauverein, Hilmar Bogler ist einer aus dem Vorstand; mit dabei sind aber auch Vertreter aus den anderen drei Vereinen im Ort, von der Feuerwehr, den Fußballern und den sogenannten "Krawattlern".

In großen schmutzigroten Lettern prangt auf dem grauen Gebäude, das Mitte der Sechzigerjahre gebaut wurde, der Schriftzug "Gemeindeverwaltung". Als Wölbattendorf noch eigenständig war, residierte hier der Bürgermeister. Und im "Rathaus" fanden Trauungen statt. Hilmar Bogler kann sich noch gut erinnern. Er und seine Frau Anke sind das letzte Brautpaar, das sich im September 1977 hier das Ja-Wort gibt. "Bürgermeister Hans Löhnert hat uns getraut", erinnert er sich.

Für manchen im Ort wird gerade der verbliebene Schriftzug "Gemeindeverwaltung" gern als ein Indiz dafür hergenommen, dass die Stadt Hof sich um das eingemeindete Wölbattendorf im Westen der Stadt in all den Jahren wenig bis gar nicht gekümmert hat. Die Gebietsreform liegt mehr als 30 Jahre zurück, datiert auf den 1. Mai 1978.

Die Gemeindeverwaltung ist also längst ausgezogen. Gibt es für Wölbattendorfer heute etwas "auf der Stadt" zu erledigen, müssen sie gut sieben Kilometer Weg auf sich nehmen - bis ins Bürgerzentrum in der Karolinenstraße in Hof. Das Obergeschoss des Gemeindehauses ist vermietet, im größeren Trakt des Erdgeschosses hat die Feuerwehr ihr Domizil, daneben findet sich seit 1999 ein Jugendtreff.

Letzterer ist in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden. Durch die Baugebiete westlich und östlich von Wölbattendorf sind viele Familien neu zugezogen. Umso wichtiger nennt es deshalb Jürgen Bauer, dass der Gemeinschaftsgeist im Dorf weiter wächst. Eben auch durch solche Aktionen wie das Streichen des Gemeindehauses, sagt das 50-jährige aktive Mitglied der Arbeitsgruppe, und Edgar Trampler pflichtet bei: "Wir sind uns der finanziellen Situation der Kommunen schon bewusst. Deshalb wollen wir ja nicht nur Forderungen stellen, sondern mit unserer Eigenleistung auch Zeichen setzen." Und nebenbei weitere Bewohner zum Mithelfen zu animieren.

Das stete Trommeln der rührigen Mitglieder der Arbeitsgruppe wird mittlerweile auch im Hofer Rathaus ge- und erhört. Den Fraktionen von CSU und SPD als auch der Stadtverwaltung hat man bereits einen gut gefüllten Planungsordner übergeben. Das alles hat offenbar Wirkung gezeigt. So stellt die Stadt den Bürgern nun zumindest die Farbe für den "Erhaltungsanstrich" des Gemeindehauses zur Verfügung. "Ums Gerüst und das Malern kümmern wir uns", sagt Bogler. Der Maler im Ort achte darauf, dass die Qualität stimme.

Das Bewusstsein für die nur gemeinsam zu lösenden Aufgaben sei in den vergangenen Jahren langsam aber stetig gewachsen, stellt Hilmar Bogler fest. Er macht das auch daran fest, dass 2008 mit Roland Stiller erstmals ein Ur-Wölbattendorfer in den Hofer Stadtrat gewählt wurde. Angetreten war der parteilose Schreinermeister auf der Liste der CSU. Er fehlt in kaum einer Arbeitsgruppen-Sitzung. "Ich sehe mich als Bindeglied der Wölbattendorfer und der Stadt Hof", sagt er. Und: "In meiner Position kann ich doch etwas bewegen."

Bewegen wollen die Wölbattendorfer ohnehin noch eine Menge, der Anstrich fürs Gemeindehaus ist nur ein Anfang. Auf einer Prioritätenliste wird deutlich, was noch alles im Argen liegt im Dorf: Bushaltestelle, Gehweg oder Dorfteich sind die Stichpunkte dafür. Es gibt noch viel zu tun, die Wölbattendorfer wollen's anpacken.

 

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