Aktuelles
Erschienen in der Frankenpost am 22.05.2010 
 

 

Neuer Luftsteg für den Hofer Hauptbahnhof

 
Hof - Ob es nun sinnig ist oder nicht: Die Stadt muss die Luftbrücke über den Gleisen des Hauptbahnhofs - die erst im vergangenen Jahr eine neue Treppe bekam - verändern. Das bestehende Konstrukt ist mit 4,95 Metern Höhe nicht hoch genug für die Elektrifizierung der Bahnstrecke Leipzig-Hof. Für die Stadt hätte es zwei Möglichkeiten gegeben: die alte Brücke zu erhöhen (für geschätzt 342 000 Euro) oder eine neue Brücke anlegen zu lassen. Einstimmig entschied sich am Freitag der Hofer Stadtrat für Variante Nummer zwei - die die Stadt möglicherweise "nur" einen ähnlichen Betrag kosten wird, möglicherweise aber auch wesentlich mehr. Bei der Zustimmung schwebte folglich einiges Unbehagen im Raum.

Zunächst zum Bauwerk: Bereits im Herbst will die Bahn mit dem Bau einer neuen Luftbrücke direkt neben der bestehenden beginnen. Das neue Bauwerk soll drei Meter breit werden (das alte ist 1,20 Meter breit), 6,20 Meter hoch, etwas kürzer als das bestehende und soll vor allem mit behindertengerechten Zugängen ausgestattet sein. Sobald die neue Brücke steht, soll die alte abgerissen werden. Da die Stadt hier ohnehin Geld in die Hand nehmen muss, entschied sie sich gleich für den Neubau, anstatt für die Möglichkeit, nur die alte Brücke höherzulegen. Doch das ist mit einigen Unklarheiten verbunden.

Stadt trägt Teil der Kosten

Zum Hintergrund: Dort, wo sich Nutzungsflächen der Bahn und anderer Betreiber treffen, regelt das sogenannte Eisenbahnkreuzungsgesetz, wie mit Neubauten, Sanierungen und Instandhaltungen umgegangen werden muss. Soll heißen: Das Gesetz schreibt vor, wer was baut und wer was bezahlt. Im Fall der Hofer Luftbrücke ist die DB Projekt Bau GmbH der Bauherr, 61 Prozent der Kosten trägt aber die Stadt Hof. Für den städtischen Anteil hat Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner bislang 75 Prozent Förderung zugesagt bekommen. Da die Bahn für ihren Teil aber 90 Prozent bekommt, hat die Stadt eine Erhöhung auf den gleichen Anteil beantragt. Die Antwort aus Bayreuth steht noch aus.

Das zugrunde gelegt, ergab sich für die Stadträte am Freitag folgende Rechnung: Die neue Brücke soll stolze 3,9 Millionen Euro kosten. 61 Prozent davon, also 2,4 Millionen, kommen auf die Stadt zu. Erhält die Stadt dann nur den zugesagten Fördersatz von 75 Prozent, wird sich der Eigenanteil auf 664 000 Euro belaufen. Kann sie dagegen eine 90-prozentige Förderung herausschlagen, bewegt sich der Eigenanteil wieder im Bereich des Betrages für eine reine Höherlegung.

Viele Fragezeichen

Die Entscheidung für den Neubau fiel einstimmig, aber nicht ohne Vorbehalte: "Eine Zustimmung und vier Fragezeichen", überschrieb Jürgen Knieling seine Stellungnahme für die CSU. Er fragte nach der Verlässlichkeit der veranschlagten Baukosten, den unterschiedlichen Förder-Höhen und der Art der behindertengerechten Zugänge. "Diese Aufwendungen sind uns gesetzlich vorgeschrieben, dennoch belasten sie die Stadtkasse erheblich."

Auch Rainer Kellner, SPD, betonte nochmals die enormen Kosten. "Doch wir müssen zustimmen, sonst bekommen am Ende noch wir den Schwarzen Peter zugeschoben, wenn die Elektrifizierung und das Containerterminal scheitern."

Gudrun Bruns, FAB, hoffte, dass die Bürger den Bau nachvollziehen könnten: "Spätestens, wenn das Reisen von Hof aus schneller geht, werden es die Leute verstehen." Letztlich aber waren sich alle Stadträte einig: Auf Hof kommen hier Kosten zu, ohne dass die Stadt Einfluss darauf hätte. cp

 

zurück zur Übersicht