Hof -
Ob es nun sinnig ist oder nicht: Die Stadt muss die
Luftbrücke über den Gleisen des Hauptbahnhofs - die erst im
vergangenen Jahr eine neue Treppe bekam - verändern. Das bestehende
Konstrukt ist mit 4,95 Metern Höhe nicht hoch genug für die
Elektrifizierung der Bahnstrecke Leipzig-Hof. Für die Stadt hätte es
zwei Möglichkeiten gegeben: die alte Brücke zu erhöhen (für
geschätzt 342 000 Euro) oder eine neue Brücke anlegen zu lassen.
Einstimmig entschied sich am Freitag der Hofer Stadtrat für Variante
Nummer zwei - die die Stadt möglicherweise "nur" einen ähnlichen
Betrag kosten wird, möglicherweise aber auch wesentlich mehr. Bei
der Zustimmung schwebte folglich einiges Unbehagen im Raum.
Zunächst zum Bauwerk: Bereits im Herbst will
die Bahn mit dem Bau einer neuen Luftbrücke direkt neben der
bestehenden beginnen. Das neue Bauwerk soll drei Meter breit werden
(das alte ist 1,20 Meter breit), 6,20 Meter hoch, etwas kürzer als
das bestehende und soll vor allem mit behindertengerechten Zugängen
ausgestattet sein. Sobald die neue Brücke steht, soll die alte
abgerissen werden. Da die Stadt hier ohnehin Geld in die Hand nehmen
muss, entschied sie sich gleich für den Neubau, anstatt für die
Möglichkeit, nur die alte Brücke höherzulegen. Doch das ist mit
einigen Unklarheiten verbunden.
Stadt trägt Teil der Kosten
Zum Hintergrund: Dort, wo sich Nutzungsflächen
der Bahn und anderer Betreiber treffen, regelt das sogenannte
Eisenbahnkreuzungsgesetz, wie mit Neubauten, Sanierungen und
Instandhaltungen umgegangen werden muss. Soll heißen: Das Gesetz
schreibt vor, wer was baut und wer was bezahlt. Im Fall der Hofer
Luftbrücke ist die DB Projekt Bau GmbH der Bauherr, 61 Prozent der
Kosten trägt aber die Stadt Hof. Für den städtischen Anteil hat
Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner bislang 75 Prozent Förderung
zugesagt bekommen. Da die Bahn für ihren Teil aber 90 Prozent
bekommt, hat die Stadt eine Erhöhung auf den gleichen Anteil
beantragt. Die Antwort aus Bayreuth steht noch aus.
Das zugrunde gelegt, ergab sich für die
Stadträte am Freitag folgende Rechnung: Die neue Brücke soll stolze
3,9 Millionen Euro kosten. 61 Prozent davon, also 2,4 Millionen,
kommen auf die Stadt zu. Erhält die Stadt dann nur den zugesagten
Fördersatz von 75 Prozent, wird sich der Eigenanteil auf 664 000
Euro belaufen. Kann sie dagegen eine 90-prozentige Förderung
herausschlagen, bewegt sich der Eigenanteil wieder im Bereich des
Betrages für eine reine Höherlegung.
Viele Fragezeichen
Die Entscheidung für den Neubau fiel
einstimmig, aber nicht ohne Vorbehalte: "Eine Zustimmung und vier
Fragezeichen", überschrieb Jürgen Knieling seine Stellungnahme für
die CSU. Er fragte nach der Verlässlichkeit der veranschlagten
Baukosten, den unterschiedlichen Förder-Höhen und der Art der
behindertengerechten Zugänge. "Diese Aufwendungen sind uns
gesetzlich vorgeschrieben, dennoch belasten sie die Stadtkasse
erheblich."
Auch Rainer Kellner, SPD, betonte nochmals die
enormen Kosten. "Doch wir müssen zustimmen, sonst bekommen am Ende
noch wir den Schwarzen Peter zugeschoben, wenn die Elektrifizierung
und das Containerterminal scheitern."
Gudrun Bruns, FAB, hoffte, dass die Bürger den
Bau nachvollziehen könnten: "Spätestens, wenn das Reisen von Hof aus
schneller geht, werden es die Leute verstehen." Letztlich aber waren
sich alle Stadträte einig: Auf Hof kommen hier Kosten zu, ohne dass
die Stadt Einfluss darauf hätte. cp |