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Erschienen in der Frankenpost am 03.05.2010 

Eine von drei Hauptschulen, die vor der Umbenennung stehen, ist die Christian-Wolfrum-Schule. Unser Bild zeigt Schüler bei einem Projekt. Foto: Kauper

Drei Mittelschulen in Hof am Start

 
von Jan Fischer

Hof - Dass die Diskussionen um Mittelschulen und Schulverbünde politisch brisant sind, hat sich nun auch im Hofer Stadtrat gezeigt. In der jüngsten Sitzung prallten die Meinungen der Bildungsexperten aus der CSU und der SPD - zum Teil heftig - aufeinander. Und es entspann sich eine Grundsatzdebatte, an deren Ende zumindest ein kleinster gemeinsamer Nenner stand: Die drei Hofer Hauptschulen werden von September an zu Mittelschulen.

Eigentlich stand nur eine Umbenennung auf der Tagesordnung. Die Hauptschulen der Christian-Wolfrum-Schule, der Hofecker Schule und der Münsterschule sollen, beginnend mit dem Schuljahr 2010/11, zu Mittelschulen werden. Dies sei auf Antrag möglich, erläuterte Bürgermeister Eberhard Siller (CSU); die Bildung eines Schulverbunds sei dafür nicht erforderlich. "Die Stadt will hier mit gutem Beispiel vorangehen."

Das allein war im Gremium auch unstrittig. Dank eines einstimmigen Stadtratsvotums verließ der Antrag noch am Freitag das Rathaus, um die Frist einzuhalten, die das Kultusministerium in München gesetzt hatte.

Freilich musste die Verwaltung auf Drängen der SPD-Räte einen Passus aus der Sitzungsvorlage streichen. Der Stadtrat sollte per Beschluss erklären, "einem späteren Schulverbund mit einer oder mehrerer der Hofer Hauptschulen und der Volksschule Bayerisches Vogtland in Feilitzsch zuzustimmen". Die Sozialdemokraten stießen sich daran, dass bereits jetzt die Zustimmung für einen Verbund erteilt werden sollte.

Bürgermeister Siller berichtete von Gesprächen mit Feilitzsch. Man sei sich "im Prinzip einig", dass im Schuljahr 2011/2012 der Mittelschul-Verbund mit Hof kommen werde. Denn nur so hätten Kinder aus dem nordöstlichen Landkreis Hof eine Chance, eine Mittelschule zu besuchen. Im Vorgriff setze die Volksschule Bayerisches Vogtland im kommenden Schuljahr bereits auf "Mittelschul-Module".

Günter Merkel (SPD) monierte, der Verbund sei jetzt noch nicht entscheidungsreif. Es gäbe noch einige Fragezeichen. Die Kosten für die Schülerbeförderung seien ebenso wenig geklärt wie die Standorte der drei Zweige Technik, Wirtschaft und Soziales. Im Übrigen habe noch nicht einmal der Landtag die Schulverbünde offiziell beschlossen.

Die neue Bezeichnung "Mittelschule" sei nicht mehr als ein "Etikettenschwindel", sagte Merkel. Es werde weiter so sein, dass Absolventen mit einem mittleren Schulabschluss aus der Realschule bessere Berufschancen hätten als die aus der Mittelschule. Eine Zusammenarbeit der unterschiedlichen Schularten sei zielführender.

Kritik kam auch von Gustav Reissig (SPD): Er stimme der Umbenennung nur zu, weil er eine Benachteiligung der Hofer Hauptschulen gegenüber jenen aus anderen Städten vermeiden wolle. Seine Sorge: "Was passiert mit Hauptschülern, die bei der Niveau-Angleichung nicht mehr mitkommen?"

Für solche Schüler sei eine schulische Ausbildung vorgesehen, die "noch mehr praxisorientiert" sei, antwortete Eberhard Siller. Er verbinde mit der Mittelschule die Hoffnung, dass mehr Jugendliche als jetzt den mittleren Schulabschluss erreichen. "Wir müssen sehen, dass wir Fachkräfte heranbilden." Michael Krassa (CSU) sah die drei Hofer Hauptschulen "gut aufgestellt". Der Weg zur Mittelschule zeige, dass die Bildungslandschaft einem ständigen Wandel unterliege.

Zustimmendes Nicken im Gremium erntete Joachim Dumann (FAB) mit den Worten: "Man darf es nicht bei der Umbenennung belassen. Es kommt auf die Inhalte an." Wolfgang Laubmann (FAB) unterstützte ihn mit einem Beispiel aus der Praxis. Schulabgänger hätten zum Teil erhebliche Lücken in den Grundrechnungsarten: "Manche können nicht einmal von 3,50 Euro zehn Prozent abziehen." Der Unternehmer plädierte für eine Reform der Lehrpläne.


 

 

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