von Jan Fischer
Hof - Dass
die Diskussionen um Mittelschulen und Schulverbünde politisch
brisant sind, hat sich nun auch im Hofer Stadtrat gezeigt. In der
jüngsten Sitzung prallten die Meinungen der Bildungsexperten aus der
CSU und der SPD - zum Teil heftig - aufeinander. Und es entspann
sich eine Grundsatzdebatte, an deren Ende zumindest ein kleinster
gemeinsamer Nenner stand: Die drei Hofer Hauptschulen werden von
September an zu Mittelschulen.
Eigentlich stand nur eine Umbenennung auf der
Tagesordnung. Die Hauptschulen der Christian-Wolfrum-Schule, der
Hofecker Schule und der Münsterschule sollen, beginnend mit dem
Schuljahr 2010/11, zu Mittelschulen werden. Dies sei auf Antrag
möglich, erläuterte Bürgermeister Eberhard Siller (CSU); die Bildung
eines Schulverbunds sei dafür nicht erforderlich. "Die Stadt will
hier mit gutem Beispiel vorangehen."
Das allein war im Gremium auch unstrittig.
Dank eines einstimmigen Stadtratsvotums verließ der Antrag noch am
Freitag das Rathaus, um die Frist einzuhalten, die das
Kultusministerium in München gesetzt hatte.
Freilich musste die Verwaltung auf Drängen der
SPD-Räte einen Passus aus der Sitzungsvorlage streichen. Der
Stadtrat sollte per Beschluss erklären, "einem späteren Schulverbund
mit einer oder mehrerer der Hofer Hauptschulen und der Volksschule
Bayerisches Vogtland in Feilitzsch zuzustimmen". Die
Sozialdemokraten stießen sich daran, dass bereits jetzt die
Zustimmung für einen Verbund erteilt werden sollte.
Bürgermeister Siller berichtete von Gesprächen
mit Feilitzsch. Man sei sich "im Prinzip einig", dass im Schuljahr
2011/2012 der Mittelschul-Verbund mit Hof kommen werde. Denn nur so
hätten Kinder aus dem nordöstlichen Landkreis Hof eine Chance, eine
Mittelschule zu besuchen. Im Vorgriff setze die Volksschule
Bayerisches Vogtland im kommenden Schuljahr bereits auf
"Mittelschul-Module".
Günter Merkel (SPD) monierte, der Verbund sei
jetzt noch nicht entscheidungsreif. Es gäbe noch einige
Fragezeichen. Die Kosten für die Schülerbeförderung seien ebenso
wenig geklärt wie die Standorte der drei Zweige Technik, Wirtschaft
und Soziales. Im Übrigen habe noch nicht einmal der Landtag die
Schulverbünde offiziell beschlossen.
Die neue Bezeichnung "Mittelschule" sei nicht
mehr als ein "Etikettenschwindel", sagte Merkel. Es werde weiter so
sein, dass Absolventen mit einem mittleren Schulabschluss aus der
Realschule bessere Berufschancen hätten als die aus der
Mittelschule. Eine Zusammenarbeit der unterschiedlichen Schularten
sei zielführender.
Kritik kam auch von Gustav Reissig (SPD): Er
stimme der Umbenennung nur zu, weil er eine Benachteiligung der
Hofer Hauptschulen gegenüber jenen aus anderen Städten vermeiden
wolle. Seine Sorge: "Was passiert mit Hauptschülern, die bei der
Niveau-Angleichung nicht mehr mitkommen?"
Für solche Schüler sei eine schulische Ausbildung vorgesehen, die
"noch mehr praxisorientiert" sei, antwortete Eberhard Siller. Er
verbinde mit der Mittelschule die Hoffnung, dass mehr Jugendliche
als jetzt den mittleren Schulabschluss erreichen. "Wir müssen sehen,
dass wir Fachkräfte heranbilden." Michael Krassa (CSU) sah die drei
Hofer Hauptschulen "gut aufgestellt". Der Weg zur Mittelschule
zeige, dass die Bildungslandschaft einem ständigen Wandel
unterliege.
Zustimmendes Nicken im Gremium erntete Joachim Dumann (FAB) mit
den Worten: "Man darf es nicht bei der Umbenennung belassen. Es
kommt auf die Inhalte an." Wolfgang Laubmann (FAB) unterstützte ihn
mit einem Beispiel aus der Praxis. Schulabgänger hätten zum Teil
erhebliche Lücken in den Grundrechnungsarten: "Manche können nicht
einmal von 3,50 Euro zehn Prozent abziehen." Der Unternehmer
plädierte für eine Reform der Lehrpläne.
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