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Erschienen in der Frankenpost am 30.04.2010 

Der Bereich der Kernstadt, um den es bei den Planungen geht, ist weiß umrandet. Es handelt sich um ein etwa 1,2 Kilometer langes und 630 Meter breites Gebiet, das eine Fläche von 52,4 Hektar umfasst.

Bürger arbeiten an der Zukunft Hofs

 
Hof - Vor gut vier Wochen ist der Startschuss für das Stadtteilkonzept "Kernstadt" gefallen, kürzlich trat erstmals die eigens dafür installierte Koordinierungsgruppe im Haus der Jugend zusammen. Etwa 30 Personen - Vertreter aus der Geschäftswelt und Politik ebenso wie von Pro-Hof und Agenda 21 sowie Stadtjugendring, Seniorenbeirat und Bürgerinitiative "Kein Altstadtdach" - erarbeiten hier Vorschläge und gangbare Wege für eine Aufwertung der "Kernstadt", die auf einer Länge von etwa 1,2 Kilometer und 630 Meter Breite eine Fläche von 52,4 Hektar umfasst.

Im Rahmen der Koordinierungsgruppe berichteten die für das Stadtteilkonzept beauftragten Planungsbüros - Lars Bölling und Vinzenz Dilcher vom Büro UmbauStadt und Roland Wölfel von der CIMA Beratung und Management GmbH - über erste Ergebnisse ihrer Untersuchungen. Laut Mitteilung war darin eine erste Analyse einer Vielzahl von Gesprächen eingeschlossen.

Der Blick des Stadtplaners

Bölling, der für die stadtplanerischen Arbeiten zuständig ist, stellte mit Blick auf die Erhebungen für das Gebiet, das im Süden von Pfarr und Friedrichstraße, im Norden vom Sigmundsgraben und in der Ost-West-Ausrichtung von Saale und Marienstraße begrenzt wird, diese Tatsachen fest:

Zwischen 2002 und 2009 sind der Kernstadt mehr als sieben Prozent der knapp 2500 Einwohner verloren gegangen.

In der Folge führte das zu Leerständen vor allem im Wohnungsbereich. Auch in eigentlich attraktiven Zonen, beispielsweise im Bereich der Klosterstraße oder der Saale, stehen Wohnungen leer.

Bölling nannte als mögliche Ursache den Zustand vieler Gebäude. Eine überdurchschnittliche Zahl von Häusern wird laut dem Experten als "schlecht" oder "sehr schlecht" klassifiziert.

Vor diesem Hintergrund betonte der Fachmann die Bedeutung des Themas Wohnen für die Zukunft der Kernstadt.

Der Stadtplaner machte auch Mut: "Der öffentliche Raum ist durchschnittlich in einem guten Zustand." Allerdings gibt es Schwachstellen. Er listete auf:

Gestaltungsbedarf zur Verbesserung der stadträumlichen Funktionen; an mehreren Schwerpunkten "wirklicher Sanierungsbedarf". Den dringenden Handlungsbedarf machte Bölling auch an diesem Indiz fest: Die Ladenmieten sind in den Jahren von 2007 bis 2008 auffällig zurückgegangen.

Gedanken zum Marketing

Aspekte des Marketings hat Roland Wölfel im Blick. Er hat mit seinen Mitarbeitern in den einzelnen Straßen und Gebietsabschnitten den Anteil mit Läden, deren Sortiment und auch deren Qualität und Zielgruppenausrichtung untersucht. Der Marketingspezialist aus Forchheim stellte hierzu fest:

Im Durchschnitt sind 15,2 Prozent der Läden in der "Kernstadt" veraltet und weisen mit Blick auf die Ladeneinrichtung und die Warenpräsentation einen Modernisierungsbedarf auf. Zum Vergleich: Im Bundesdurchschnitt liegt der Modernisierungsbedarf unter etwa 50 000 erfassten Betrieben bei rund 10 Prozent.

Wölfel hat jedoch auch erkannt:

Die Probleme verteilen sich nicht gleichmäßig: "In manchen Straßen ist man up to date, in anderen ist dringender Nachholbedarf gegeben."

Wölfel sagte zur Vorgehensweise der Untersuchung, dass man neben einer methodischen Sichtung und Wertung auch Personen befragt habe, die die Stadt Hof vorher nicht kannten. Letztere haben festgestellt, dass "das Angebot des Einzelhandels in der Stadt besser ist als erwartet". Das Folgende sei bei der Befragung besonders positiv aufgefallen:

die Freundlichkeit und die Serviceorientierung in den Hofer Geschäften.

Negativ bewertet wurde:

Der insgesamt sehr große Einkaufsbereich ist in seiner Zusammengehörigkeit für Ortsfremde schwer wahrzunehmen.

Zu einer ähnlichen Bewertung kam auch Stadtplaner Vinzenz Dilcher von UmbauStadt. Er beschrieb die Hofer Innenstadt als

"wenig kompakt, sondern sehr lang gestreckt". Das gebe es in dieser Form kaum.

Verstärkt werde dieser Eindruck dadurch, dass auf der Strecke zwischen Sigmundsgraben und Pfarr auch "beachtliche Steigungen" zu bewältigen sind.

Ein Blick aus der Vogelperspektive machte ein weiteres Manko deutlich:

Das Gebiet weist - von der Nähe der Saale abgesehen - nur sehr wenige Grünflächen aus. Insbesondere die Innenhöfe seien sehr stark bebaut.

Dilcher zeigte sich zuversichtlich: "Schafft man hier Abhilfe, dann hilft das auch beim Anbieten qualitätvoller Wohnungen, zum Beispiel im Gebiet rund ums Rathaus, das mit seinem biedermeierlichen Charakter hierfür gut geeignet ist."

Auffällig nannte Dilcher, dass die Saale zwar sehr nah sei, aber nur wenige Wege zu ihr führen, die für Ortsunkundige noch dazu kaum zu finden sind.

Vom Platz vor der Hospitalkirche bis zum Strauß reichte der Bogen, den die Stadtplaner spannten, um auf die Bereiche hinzuweisen, die überarbeitet werden müssen. Problematisch, vor allem für Ortsfremde, nannten sie die "Eingangspforten" in die Innenstadt:

An der Kreuzung Sigmundsgraben/Ludwigstraße sei nicht erkennbar, dass es hier in die Innenstadt geht. Das gelte ebenso für den südlichen Zugang der Bismarckstraße oder auch den Übergang zwischen Ludwigstraße und Altstadt beim Oberen Tor.

Die Diskussion

Im Anschluss an die Fachvorträge schloss sich eine Diskussion der Ausführungen in zwei Arbeitsgruppen an. Als Ergebnis hielt man zahlreiche Anregungen fest, die bei den weiteren Planungen bedacht werden sollen. So soll ein künftiger Schwerpunkt auf Plätze und Ruhezonen in der Stadt gelegt werden. Diese hatte die Mehrheit als wesentlich für einen angenehmen Aufenthalt erkannt. Gedacht werde dabei an "Spielpunkte", die für Familien mit Kindern attraktiv sind, oder auch an eine Versorgung mit WLAN-Netzen, um hier besonders junge Menschen und Studenten anzuziehen. In Teilbereichen soll auch die Beleuchtung verändert werden. Als ein Problem bei der Vermietung von Wohnungen und auch Läden wurden fehlende Garagenstellplätze im Kernbereich ausgemacht.

Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner zog am Ende ein positives Fazit des ersten Treffens der Koordinierungsgruppe: "Diese Veranstaltung war sehr konstruktiv." red

 

Die zwei Säulen des Stadtteilkonzepts
 

Auf zwei Säulen, die sich ergänzen und aufeinander aufbauen, soll das Stadtteilkonzept "Kernstadt" stehen. Die Seite der stadtplanerischen Arbeiten wird betreut vom Büro UmbauStadt, während den Aspekt des Stadtmarketings die Agentur CIMA bearbeitet. Der Rahmenplan soll bis zum Herbst 2010 erarbeitet werden. In enger Abstimmung mit der Bürgerschaft und den relevanten Gruppen sowie den Fachleuten aus Verwaltung und Politik werden Vorschläge eingebracht, die ebenfalls zur Diskussion gestellt werden und schließlich vom Stadtrat zu beschließen sind. Laut Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner soll die Entwicklung des Konzepts "transparent und mit größtmöglicher Beteiligung Betroffener und Bürger insgesamt bewerkstelligt werden".

 

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