Von Harald Werder
Hof - Man
trifft sich. Die eine Hand locker in der Hosentasche, die andere
hält das Glas. Die Hofer CSU ist beieinander, hat viele Gäste aus
dem öffentlichen Leben. Es ist wie jedes Jahr beim Neujahrsempfang.
Aber es ist kein Jahr wie jedes andere für die Christsozialen - die
Liberalen müssen sie im Münchner Kabinett dulden, in Berlin kabbelt
man sich, die Wahl- und Umfrageergebnisse sind schlecht. Drei Redner
stehen heute am Pult. Ja, ja, sagen sie, was da nicht alles
geschrieben werde. Aber es kümmert nicht. Die CSU ist unter sich und
schwört sich auf Kämpfe ein - deren Sieger selbstredend feststehen.
Wie einst bei Ludwig Erhard
"Wir sind ein Angsthasenvolk geworden",
wettert Hans-Peter Friedrich. Dem neuen Landesgruppenchef der CSU in
Berlin steht die neue, die tragende Rolle gut. Er bedient sich
großzügig vom politischen Buffet der gelben Freunde in Berlin und
fordert, schimpft, stichelt. "Angsthasenvolk", hatte der Hofer
gesagt, weil es, das Volk, bibbere vor belasteten Lebensmitteln und
diffuser Strahlung, statt sich darum zu kümmern, dass sich das Land
wieder an die wirtschaftliche Weltspitze setzt. Dass es wie zu
Erhards Zeiten beieinander steht und nach vorne drängt, wie einst
mit AEG-Kühlschränken und unschlagbar tollen Autos. Doch heute müsse
man sich zu häufig mit Mittelmäßigkeit herumschlagen, bei der
Stammzellenforschung, in der Luftfahrt, in der Pharmazie.
An diese Goldmedaillen wieder heranzukommen,
sei gar nicht so schwierig, denn Potenzial habe das Volk. So schlimm
sei die Lage nicht - "Es hätte alles schlimmer kommen können". In
der Region sei es um den Arbeitsmarkt gut bestellt, vieles gehe
aufwärts. Nun müssten die Leute aber anpacken, Verantwortung
übernehmen, Leistung müsse sich wieder lohnen und - gemäß der
Altvorderen: "Ohne Fleiß kein Preis."
Friedrich wehrt sich gegen Forderungen nach
mehr Staat und fordert mehr Verantwortung für die Menschen, die sie
tragen wollen für den Aufschwung im Land. Und wer da nicht mitmachen
kann oder will, den müsse der Staat eben dazu befähigen, statt ihn
zu bevormunden.
Alles gewonnen, alles geklärt
Und auch die Lage seiner Partei sei bedeutend
besser, als man meinen möchte. Immerhin habe man in Land und Bund
die Wahlen gewonnen. Was also beklagen? In Berlin laufe es gut,
uneins sei man in der Koalition nicht über Ziele, sondern über deren
Zeitrahmen. Und ob eine gewisse Frau Steinbach in einem Beirat sitzt
oder nicht - wenn das das beherrschende Problem der Bundesregierung
sein solle, nun ja. Und in Bayern sei es auch ruhig unter den
Christsozialen. Weshalb die Wahrnehmung vieler eine andere sei, das
weiß Hans-Peter Friedrich auch gewandt zu erklären: Die Zeitungen
wüssten schlichtweg nicht, was es über "abgetauchte Rote oder Grüne"
zu schreiben gäbe, also stürzten sie sich auf "Nuancen innerhalb der
CSU".
Als Nuance betrachtet Landtagsabgeordneter
Alexander König den Fall Landesbank nicht gerade - "Da wird noch
mehr an krimineller Energie ans Licht kommen" -, aber ansonsten
könne die Partei zufrieden sein. Und die Hofer Christsozialen
allemal. Überall werde in der Stadt gebaut, das Manager-Magazin
verkünde, dass Stadt und Landkreis bundesweit einen beachtlichen
Mittelplatz einnehmen, doch höre das Klagen leider nicht auf.
Auch Kreisvorsitzender und Oberbürgermeister
Dr. Harald Fichtner verordnete seiner Mannschaft eine Stimmungskur,
die der durchaus positiv stimmenden Realität angepasst sei. "Mehr
Selbstbewusstsein" müsse her, und davon solle man auch nicht
abweichen, wenn man auf höheren Ebenen auf die Sondersituation der
Stadt aufmerksam macht.
Und diesen Spagat, machte Fichtner klar, werde
man 2010 können müssen. Bei den städtischen Finanzen werde es bitter
werden. Aber der Bürger dürfe nicht der Leidtragende sein. Spürbare
Kürzungen etwa beim Theater oder beim Hallenbad dürfe es nicht
geben. "Wir müssen sparen, aber nicht über Gebühr."

"Ohne Fleiß kein Preis": Hans-Peter Friedrich.
|