Aktuelles
Erschienen in der Frankenpost am 18.01.2010 

Probleme waren gestern, heute geht es wieder vorwärts: Die Hofer CSU zeigte sich beim Neujahrsempfang kämpferisch und gut gelaunt. Fotos: Sammer

Hofer CSU und das gefühlte Glück

 
Von Harald Werder

Hof - Man trifft sich. Die eine Hand locker in der Hosentasche, die andere hält das Glas. Die Hofer CSU ist beieinander, hat viele Gäste aus dem öffentlichen Leben. Es ist wie jedes Jahr beim Neujahrsempfang. Aber es ist kein Jahr wie jedes andere für die Christsozialen - die Liberalen müssen sie im Münchner Kabinett dulden, in Berlin kabbelt man sich, die Wahl- und Umfrageergebnisse sind schlecht. Drei Redner stehen heute am Pult. Ja, ja, sagen sie, was da nicht alles geschrieben werde. Aber es kümmert nicht. Die CSU ist unter sich und schwört sich auf Kämpfe ein - deren Sieger selbstredend feststehen.

Wie einst bei Ludwig Erhard

"Wir sind ein Angsthasenvolk geworden", wettert Hans-Peter Friedrich. Dem neuen Landesgruppenchef der CSU in Berlin steht die neue, die tragende Rolle gut. Er bedient sich großzügig vom politischen Buffet der gelben Freunde in Berlin und fordert, schimpft, stichelt. "Angsthasenvolk", hatte der Hofer gesagt, weil es, das Volk, bibbere vor belasteten Lebensmitteln und diffuser Strahlung, statt sich darum zu kümmern, dass sich das Land wieder an die wirtschaftliche Weltspitze setzt. Dass es wie zu Erhards Zeiten beieinander steht und nach vorne drängt, wie einst mit AEG-Kühlschränken und unschlagbar tollen Autos. Doch heute müsse man sich zu häufig mit Mittelmäßigkeit herumschlagen, bei der Stammzellenforschung, in der Luftfahrt, in der Pharmazie.

An diese Goldmedaillen wieder heranzukommen, sei gar nicht so schwierig, denn Potenzial habe das Volk. So schlimm sei die Lage nicht - "Es hätte alles schlimmer kommen können". In der Region sei es um den Arbeitsmarkt gut bestellt, vieles gehe aufwärts. Nun müssten die Leute aber anpacken, Verantwortung übernehmen, Leistung müsse sich wieder lohnen und - gemäß der Altvorderen: "Ohne Fleiß kein Preis."

Friedrich wehrt sich gegen Forderungen nach mehr Staat und fordert mehr Verantwortung für die Menschen, die sie tragen wollen für den Aufschwung im Land. Und wer da nicht mitmachen kann oder will, den müsse der Staat eben dazu befähigen, statt ihn zu bevormunden.

Alles gewonnen, alles geklärt

Und auch die Lage seiner Partei sei bedeutend besser, als man meinen möchte. Immerhin habe man in Land und Bund die Wahlen gewonnen. Was also beklagen? In Berlin laufe es gut, uneins sei man in der Koalition nicht über Ziele, sondern über deren Zeitrahmen. Und ob eine gewisse Frau Steinbach in einem Beirat sitzt oder nicht - wenn das das beherrschende Problem der Bundesregierung sein solle, nun ja. Und in Bayern sei es auch ruhig unter den Christsozialen. Weshalb die Wahrnehmung vieler eine andere sei, das weiß Hans-Peter Friedrich auch gewandt zu erklären: Die Zeitungen wüssten schlichtweg nicht, was es über "abgetauchte Rote oder Grüne" zu schreiben gäbe, also stürzten sie sich auf "Nuancen innerhalb der CSU".

Als Nuance betrachtet Landtagsabgeordneter Alexander König den Fall Landesbank nicht gerade - "Da wird noch mehr an krimineller Energie ans Licht kommen" -, aber ansonsten könne die Partei zufrieden sein. Und die Hofer Christsozialen allemal. Überall werde in der Stadt gebaut, das Manager-Magazin verkünde, dass Stadt und Landkreis bundesweit einen beachtlichen Mittelplatz einnehmen, doch höre das Klagen leider nicht auf.

Auch Kreisvorsitzender und Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner verordnete seiner Mannschaft eine Stimmungskur, die der durchaus positiv stimmenden Realität angepasst sei. "Mehr Selbstbewusstsein" müsse her, und davon solle man auch nicht abweichen, wenn man auf höheren Ebenen auf die Sondersituation der Stadt aufmerksam macht.

Und diesen Spagat, machte Fichtner klar, werde man 2010 können müssen. Bei den städtischen Finanzen werde es bitter werden. Aber der Bürger dürfe nicht der Leidtragende sein. Spürbare Kürzungen etwa beim Theater oder beim Hallenbad dürfe es nicht geben. "Wir müssen sparen, aber nicht über Gebühr."

"Ohne Fleiß kein Preis": Hans-Peter Friedrich.
 

 

zurück zur Übersicht