Von Thomas Schuberth-Roth
Hof -
Genehmigt die Regierung von Oberfranken nun den diesjährigen
Haushalt der Stadt Hof, oder nimmt sie die Stadt - wie zuletzt im
Jahr 2007, wieder ans Gängelband? Diese Antwort blieben Dr. Corinna
Boerner und Johann Hümmer gestern im Redaktionsgespräch mit der
Hofer Lokalredaktion der
Frankenpost
schuldig. Aus verständlichen Gründen: Erstens sei man noch in
Gesprächen mit der Stadt, und, zweitens, würde die Stadt Hof
selbstverständlich erster Adressat einer solchen Auskunft sein. "In
drei bis vier Wochen" sei in dieser Frage mit einer Entscheidung zu
rechnen, sagte Hümmer, Leiter des Bereichs Sicherheit, Kommunales
und Soziales, in dessen Zuständigkeit eben auch die Genehmigung der
Haushalte der vier kreisfreien oberfränkischen Städte Hof, Bamberg,
Coburg und Bayreuth fällt sowie der neun Landkreise im
Regierungsbezirk.
Das Nein ist wahrscheinlich
Allerdings: Pressesprecherin Dr. Boerner und
Hümmer hatten das Gespräch mit der
Frankenpost
gesucht, um Verständnis zu wecken für die Rolle der Regierung im
Rahmen einer haushaltslosen Zeit. Das darf wohl als ein Indiz dafür
gewertet, dass der Stadt offenbar eben diese Zeit ins Haus steht;
überdies rechnen Verwaltung und Stadtrat mit nichts anderem.
Hümmer sagte zu der Rolle der Regierung ganz
nüchtern: "Unser Part im Rahmen einer haushaltslosen Zeit ergibt
sich aus dem Gesetz." Unter bestimmten Bedingungen, sagte er weiter,
seien dann entsprechende Vorschriften anzuwenden. Keinesfalls jedoch
sei es so, dass "der Stadt keine Gestaltungsspielräume bleiben".
Falsch sei es, die Regierung in diesem
Zusammenhang als "Sparkommissar" zu sehen, wie er tatsächlich in
Nordrhein-Westfalen oder Mecklenburg-Vorpommern verfassungsgemäß
eingesetzt würde. "Die bayerische Verfassung sieht das nicht vor",
sagte Hümmer.
Allerdings habe die Regierung in
"haushaltslosen Zeiten" schon genau darauf zu achten, was eine
Kommune noch tun kann oder besser lassen sollte, ergänzte Boerner.
Konkret heißt das: Neuinvestitionen verbieten sich in aller Regel.
Doch keine Regel ohne Ausnahme: Zum Beispiel
ist die Durchführung "kostenneutraler Maßnahmen" erlaubt, die wie
Kanäle oder Arbeiten am Wassernetz letztlich wieder über Gebühren
gedeckt würden. Oder würde es sich um eine "rentierliche Maßnahme"
handeln, die Kosten sich dafür also im Laufe der Zeit amortisieren -
auch dann könnte die Regierung das durchaus zulassen. "Es kommt auf
den Einzelfall an", sagte Hümmer, der mit dieser Aussage auch dem
Eindruck entgegentreten will, die Regierung würde in haushaltslosen
Zeiten einer Stadt das Heft des Handelns völlig aus der Hand nehmen.
Ohne sich als die besseren Haushälter zu verstehen, sei man eben
gesetzlich verpflichtet, das "Gebot der Sparsamkeit" obenan zu
stellen.
Zum Beispiel auch beim von der Regierung
beanstandeten Asphaltierungsprogramm der Stadt Hof. Hümmer: "Wir
lehnen ja nicht Unterhaltungsmaßnahmen als solche ab, müssen aber
schon fragen, welche Straßen die Stadt asphaltieren will." Es gehe
um Schwerpunkte, um Ziele, die die Stadt gerade in haushaltsloser
Zeit kreativ setzen müsse. Hümmers Versprechen: "Wir berücksichtigen
das kommunale Selbstbestimmungsrecht."
Einnahmen "gar nicht schlecht"
Mit Blick auf die Stadt Hof wissen die
Vertreter der Regierung aus Bayreuth die Stadt bei der Einnahmeseite
im Vergleich "gar nicht so schlecht aufgestellt". Im Rahmen des
kommunalen Finanzausgleichs erhalte die Stadt pro Kopf etwa jene
Summe wie Bayreuth. Andererseits erkennen sie die strukturellen
Probleme, mit denen die Stadt zu kämpfen habe. Diese und die
laufenden Großprojekte wie die Sanierung der Freiheitshalle und der
Schulen oder der Ausbau des Flughafens seien ursächlich für einen
wachsenden Schuldenberg. Ende 2010 rechnet die Stadt im Haushalt mit
155,2 Millionen Schulden. Hümmer: "Diese hohe Verschuldung ist schon
das Hauptproblem."
Eines jedoch sei keineswegs gefährdet:
Angefangene und im Bau befindliche Großprojekte wie eben etwa auch
der Neubau die Jahnturnhalle würden auch in haushaltslosen Zeiten
durchgezogen.
Nicht in der Rolle des Sparkommissars, wohl
aber in jener eines Moderators sieht Hümmer die Regierung in
haushaltslosen Zeiten. Dabei erkennt Hümmer durchaus die Probleme
der Kommunen auf der Einnahmeseite. Eine Möglichkeit, hier an
Stellschrauben zu drehen - etwa an den Hebesätzen für die
Gewerbesteuer - sind gering. Bei den Gebühren verhindere das
Kostendeckungsprinzip zusätzliche Einnahmen. Als Möglichkeiten, die
es auszuloten gelte, nannte Hümmer die interkommunale Zusammenarbeit
- etwa bei der Anschaffung größerer Maschinen - und ein
Kreditmanagement.
Der politischen Diskussion, was sich an den
Rahmenbedingungen in der Einnahmesituation ändern müsste, um Städten
wie Hof wieder eine "dauerhafte Leistungsfähigkeit" attestieren zu
können, entzog sich Hümmer. Er sagte: "Aus Sicht des Beobachters ist
festzuhalten, dass die Kommunen, denen es vor der Finanzkrise gut
ging, einigermaßen über die Runden gekommen sind." |