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Erschienen in der Frankenpost am 10.04.2010 

Wäre die Altstadt immer so belebt wie in diesen Tagen, hätten Stadtväter und Einzelhändler viele Sorgen weniger: Das Bild bestimmten die Bauarbeiter auf der einen, die flanierenden Hochfranken auf der anderen Seite. Foto: -rai

Kein Grund, rot zu sehen in der Stadt

 
Von Christoph Plass

Hof - Der Stein des Anstoßes misst zehn mal zehn mal zwanzig Zentimeter, strahlt an der Oberseite rot und liegt bald mit 79 999 gleichgefärbten den Hofern zu Füßen. In sogenannter Fischgrät-Technik verlegt - als optische Wellen -, füllen die roten Pflastersteine die Hofer Altstadt schon beinahe auf ganzer Länge. Die Bauarbeiten zwischen Kugelbrunnen und Höhe Kreuzsteinstraße sind bei Weitem nicht die umfangreichsten, teuersten oder kompliziertesten, die gerade die Region beanspruchen - doch sie beschäftigen die Menschen am meisten. Bauleiter Gerhard Zaha und Jürgen Ultsch vom Stadtbauamt liefern den technischen Unterbau für alle geschmäcklerischen Diskussionen.

Wer in diesen Tagen in der Altstadt war, weiß es längst: Die Bauarbeiter machen beim Verlegen nicht schon beim Kaufhof halt - sie ziehen ihre Pflaster-Mission in einem Stück bis kurz vor den Altstadthof durch. Und sie tun es ziemlich zügig: "Abnahmetermin ist der 21. April. Doch wenn die Witterung weiter mitspielt, schaffen wir es früher", sagt Gerhard Zaha von AS Bau. Acht Mann hat er auf der Baustelle, unter den Blicken der zahlreichen Passanten arbeiten sie ihr straffes Programm ab.

5,8 Kilo pro Stein

Vom roten Pflaster selbst zeigt sich Zaha begeistert: "Schöne Oberfläche, haltbar, überall einsetzbar - da spricht nichts dagegen." Die Steine, so sagt der Baufachmann, würden auf absehbare Zeit nicht verblassen: "Das ist Versatzbeton, der auf einen Zentimeter Tiefe durchgefärbt ist; im Kern der Pflastersteine befindet sich anderer Beton, der Tragkörper", erklärt er. Die insgesamt zehn Zentimeter starken Steine seien - da gewissen DIN-Normen entsprechend - schwerlastgeeignet. Wie lange die 5,8-Kilo-Klötze schließlich halten werden, komme freilich auf die Beanspruchung an: "Vier Jahre besteht Gewährleistung auf die Steine, das ist aber das absolute Haltbarkeits-Minimum. Eine normale Pflasterfläche ist auf zwölf bis 15 Jahre Haltbarkeit ausgelegt", berichtet Gerhard Zaha.

Den Vorwurf, dass die Hofer besonders billige Betonelemente für ihr städtisches Wohnzimmer eingekauft hätten, könne er wirklich nicht bestätigen: "Die Normen sind streng, die Haltbarkeit ist bei allen vergleichbaren Produkten die selbe", sagt Zaha. Die Auswahl teurerer Steine sei "eine reine Optik-Sache": "Ich kann meinem Auto Stahl- oder Alufelgen verpassen, kann den Wasserhahn vergolden oder nicht - die Funktionstüchtigkeit bleibt gleich."

Splitt-Unterlage erneuert

Dem schließt sich Jürgen Ultsch an, der Leiter des Stadtbauamts. Die Mitarbeiter der Stadt haben die alten Steine aus ihrem Bett gerissen und das teilweise gleich mit entfernt: Sie haben die Splitt-Unterlage ausgewechselt, auf der nun die neuen Steine ruhen. "Von der Belastbarkeit her sind die Betonpflaster nicht anders als die Granitsteine vorher", sagt Ultsch. Zumal Letztere gar nicht so tief im Untergrund steckten, wie das Auge glauben machen wollte: "Die Steine waren halbiert, um im Unterbau auf gleiche Höhe mit den Platten an den Seiten zu kommen", erklärt er. Und verweist auf die grundlegende Idee des neuen roten Pflasters: "Laut Gutachten Kernstadt ist das eine vorübergehende Werbe-Aktion, eine Marketing-Maßnahme; so lange die auch dauern wird, die Steine werden's aushalten." Der Unterbau habe die gleiche Stärke wie bisher.

Schwarze Reifenabdrücke von Liefer-Lkw könnten allerdings immer zurückbleiben - und müssten gegebenenfalls entfernt werden. Jedoch: "Die kleinen Pflaster haben einen höheren Abrieb als die großen Granitsteine und sind ein wenig anfälliger gegen Salz", sagt Ultsch. Nach einigen Jahren könne sich das einheitliche rote Band durchaus verändern.

Das Hauptproblem für den Bauamtsleiter aber ist etwas, das ungeachtet des Bodenbelags anfällt: Kaugummi. "Der frisst sich richtig in den Belag", weiß Ultsch, "den kriegst du nicht mehr weg." Der nächste Fels des Ärgernisses.

 

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