Von Christoph Plass
Hof - Der
Stein des Anstoßes misst zehn mal zehn mal zwanzig Zentimeter,
strahlt an der Oberseite rot und liegt bald mit 79 999
gleichgefärbten den Hofern zu Füßen. In sogenannter
Fischgrät-Technik verlegt - als optische Wellen -, füllen die roten
Pflastersteine die Hofer Altstadt schon beinahe auf ganzer Länge.
Die Bauarbeiten zwischen Kugelbrunnen und Höhe Kreuzsteinstraße sind
bei Weitem nicht die umfangreichsten, teuersten oder
kompliziertesten, die gerade die Region beanspruchen - doch sie
beschäftigen die Menschen am meisten. Bauleiter Gerhard Zaha und
Jürgen Ultsch vom Stadtbauamt liefern den technischen Unterbau für
alle geschmäcklerischen Diskussionen.
Wer in diesen Tagen in der Altstadt war, weiß es längst: Die
Bauarbeiter machen beim Verlegen nicht schon beim Kaufhof halt - sie
ziehen ihre Pflaster-Mission in einem Stück bis kurz vor den
Altstadthof durch. Und sie tun es ziemlich zügig: "Abnahmetermin ist
der 21. April. Doch wenn die Witterung weiter mitspielt, schaffen
wir es früher", sagt Gerhard Zaha von AS Bau. Acht Mann hat er auf
der Baustelle, unter den Blicken der zahlreichen Passanten arbeiten
sie ihr straffes Programm ab.
5,8 Kilo pro Stein
Vom roten Pflaster selbst zeigt sich Zaha begeistert: "Schöne
Oberfläche, haltbar, überall einsetzbar - da spricht nichts
dagegen." Die Steine, so sagt der Baufachmann, würden auf absehbare
Zeit nicht verblassen: "Das ist Versatzbeton, der auf einen
Zentimeter Tiefe durchgefärbt ist; im Kern der Pflastersteine
befindet sich anderer Beton, der Tragkörper", erklärt er. Die
insgesamt zehn Zentimeter starken Steine seien - da gewissen
DIN-Normen entsprechend - schwerlastgeeignet. Wie lange die
5,8-Kilo-Klötze schließlich halten werden, komme freilich auf die
Beanspruchung an: "Vier Jahre besteht Gewährleistung auf die Steine,
das ist aber das absolute Haltbarkeits-Minimum. Eine normale
Pflasterfläche ist auf zwölf bis 15 Jahre Haltbarkeit ausgelegt",
berichtet Gerhard Zaha.
Den Vorwurf, dass die Hofer besonders billige Betonelemente für
ihr städtisches Wohnzimmer eingekauft hätten, könne er wirklich
nicht bestätigen: "Die Normen sind streng, die Haltbarkeit ist bei
allen vergleichbaren Produkten die selbe", sagt Zaha. Die Auswahl
teurerer Steine sei "eine reine Optik-Sache": "Ich kann meinem Auto
Stahl- oder Alufelgen verpassen, kann den Wasserhahn vergolden oder
nicht - die Funktionstüchtigkeit bleibt gleich."
Splitt-Unterlage erneuert
Dem schließt sich Jürgen Ultsch an, der Leiter des Stadtbauamts.
Die Mitarbeiter der Stadt haben die alten Steine aus ihrem Bett
gerissen und das teilweise gleich mit entfernt: Sie haben die
Splitt-Unterlage ausgewechselt, auf der nun die neuen Steine ruhen.
"Von der Belastbarkeit her sind die Betonpflaster nicht anders als
die Granitsteine vorher", sagt Ultsch. Zumal Letztere gar nicht so
tief im Untergrund steckten, wie das Auge glauben machen wollte:
"Die Steine waren halbiert, um im Unterbau auf gleiche Höhe mit den
Platten an den Seiten zu kommen", erklärt er. Und verweist auf die
grundlegende Idee des neuen roten Pflasters: "Laut Gutachten
Kernstadt ist das eine vorübergehende Werbe-Aktion, eine
Marketing-Maßnahme; so lange die auch dauern wird, die Steine
werden's aushalten." Der Unterbau habe die gleiche Stärke wie
bisher.
Schwarze Reifenabdrücke von Liefer-Lkw könnten allerdings immer
zurückbleiben - und müssten gegebenenfalls entfernt werden. Jedoch:
"Die kleinen Pflaster haben einen höheren Abrieb als die großen
Granitsteine und sind ein wenig anfälliger gegen Salz", sagt Ultsch.
Nach einigen Jahren könne sich das einheitliche rote Band durchaus
verändern.
Das Hauptproblem für den Bauamtsleiter aber ist etwas, das
ungeachtet des Bodenbelags anfällt: Kaugummi. "Der frisst sich
richtig in den Belag", weiß Ultsch, "den kriegst du nicht mehr weg."
Der nächste Fels des Ärgernisses. |