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Erschienen in der Frankenpost am 15.01.2010 

"Wollen wir die Umsteigebeziehungen am Busbahnhof ändern, dann müssen wir in die gesamte Konzeption eingreifen. Und das ist nicht mit einem Federstrich zu machen", sagt Walter Oelschlegel. Auch er sieht aber gerade hier Nachbesserungsbedarf. Foto: Ernst Sammer

"Die Zufriedenen melden sich nicht"

 
Herr Oelschlegel, gefällt Ihnen Ihr Job als Geschäftsführer der Hof-Bus GmbH zurzeit? Schließlich hagelt es momentan ja ganz schön Kritik wegen des neuen Busfahrplans.

Der Job macht schon noch Spaß. Probleme sind ja Herausforderungen, die gemeistert werden wollen.

Der Ärger seit Umstellung des Fahrplans zum 30. November 2009 dürfte aber schon etwas aus dem Rahmen fallen. Sie hatten sogar bis zum 31. Dezember 2009 ein Beschwerdetelefon eingerichtet.

Das ist richtig. In der Anfangsphase gab es bis zu 20 Anrufer täglich. Lob war tatsächlich nicht darunter.

Sie haben Humor...

Aktuell sind es vielleicht noch zwei oder drei, die sich mit kritischen Anregungen und Wünschen an uns wenden.

Und wie gehen Sie nun damit um?

Wir nehmen die Kritik auf, katalogisieren alles und werden uns damit eingehend beschäftigen. Sie dürfen sicher sein, da wandert nichts in den Papierkorb. Wir nehmen alle Anregungen sehr ernst.

Die Kritik entzündet sich auch daran, dass der neue Fahrplan auf einem Gutachten basiert, das ein Planungsbüro aus München erstellt hat. Wurde dieses 1:1 umgesetzt oder flossen eigene Anregungen aus Hof mit ein?

Gewisse Änderungen hat es dabei schon gegeben. Aber lassen Sie mich auch das zum Hintergrund sagen: Mit der Vorgabe "busfreie Altstadt" war ja zwingend die Neukonzeption des Linienverkehrs geboten. Dieser Auftrag ist ausgeschrieben worden und ein Planungsbüro mit viel Erfahrung hat dieses Projekt für uns umgesetzt. Das war ein Prozess von mehr als zweieinhalb Jahren. Eingebunden darin war auch eine Bürgerbeteiligung. Ich denke da an Befragungen in den Bussen und die große Informationsveranstaltung im Januar 2009 in der Bürgergesellschaft; es gab natürlich daneben auch eine Erhebung der Fahrgastzahlen.

Dennoch ist die Kritik jetzt sehr laut. Wie viele Busfahrgäste haben sich denn tatsächlich beteiligt?

Die Beteiligung war in der Tat sehr gering. Erst als der Fahrplan herausgegeben wurde, haben sich die Fahrgäste mit der Thematik befasst.

So hat also der Fahrgast selbst schuld, weil er sich vorher um nichts gekümmert hat? Machen Sie es sich da nicht etwas zu einfach?

Ich sage nur, dass die Leute halt nun den ersten Frust rauslassen. Und in der Tat ist es ja so, dass der neue Fahrplan zunächst einmal für jeden eine Umstellung mit sich bringt. Die gewohnten Direktverbindungen wie etwa zwischen Zoo und Krötenbruck gibt es nicht mehr. Alle Linien führen nun zentral über den Busbahnhof am Zentralkauf. Das war aber im Übrigen auch politisch so gewollt. Damit wird ja auch eine der Zielvorgaben, die Innenstadt weiter zu stärken, umgesetzt.

Genau dieses Umsteigen führt aber immer wieder zu ärgerlichen, weil zu langen Wartezeiten.

Ich will niemandem zu nahe treten, aber vielleicht fehlt es manchmal auch am guten Willen, sich etwas flexibler auf den neuen Fahrplan einzulassen.

Der Buskunde ist also selber schuld, weil er sich nicht besser informiert.

Moment: Mir geht es nicht um eine Schuldzuweisung. Ich sage, dass der neue Fahrplan Änderungen mit sich gebracht hat, die sich für manche Fahrgäste als Verbesserung darstellen - die Zufriedenen melden sich nur nicht -, für andere als Verschlechterung herausstellen, weil sie aufgrund fehlender Direktverbindungen jetzt umsteigen müssen. Die Vorteile überwiegen jedoch nach Angaben des Planers die Verschlechterungen.

Haben Sie Sorge, dass Ihnen aufgrund der Kritik am Busfahrplan langsam die Leute wegbleiben; frei nach dem Motto, bevor ich auf den Anschlussbus warte, kann ich gleich laufen.

Jetzt lassen Sie uns doch erst mal die Erprobungsphase abwarten und das, was an Wünschen und Anregungen noch alles hereinkommt, auswerten und dann einarbeiten.

Das heißt mit anderen Worten: Kurzfristig wird es keine Änderungen am Fahrplan geben?

Wir wollen uns da keinen Schnellschuss erlauben.

Für den Anschluss Haidt ging es aber doch auch?

Das war im Prinzip keine Änderung; hier wurde der bestehende Fahrplan nur durch zwei zusätzliche Fahrten verstärkt und am Wochenende ein Anruflinientaxi installiert. Ähnliches passierte auch für Wölbattendorf: Hier wurden die Fahrwege angepasst. Das war normales Geschäft.

Das würde für eine Änderung der Umsteigesituation nicht zutreffen?

Wollen wir die Umsteigebeziehungen ändern, müssen wir in die gesamte Konzeption des Fahrplans eingreifen. Und das ist nicht mit einem Federstrich zu machen. Das ist ja alles aufeinander abgestimmt und entspricht den Vorgaben.

Aber Nachbesserungsbedarf wollen Sie nicht bestreiten?

Über die Umsteigebeziehungen muss jetzt sicher mal nachgedacht werden.

Aber eben nicht kurzfristig, oder?

Dagegen sprechen die Regularien, die im Falle von Veränderungen greifen. Im Rahmen der Erprobungsphase, die vom Stadtrat auf ein halbes Jahr festgesetzt wurde, wird sich nichts ändern. Das Gespräch führte

Thomas Schuberth-Roth

Interview
 

WALTER OELSCHLEGEL ZU...

..dem Fall der Frau, die von Neuhof zum Friedhof und wieder zurück an Sonn- und Feiertagen drei Stunden unterwegs ist:

Am Sonntag wird der Friedhof am Krematorium tatsächlich nur noch einmal pro Stunde durch die Linie 3 angefahren, vorher alle 30 Minuten. Mit der Linie 4, die an der Haltestelle am Marktkauf hält, besteht auch für den Bereich Friedhof wieder ein 30 Minuten Takt. Wer die mit nutzt, hat wieder zwei Anlaufstellen innerhalb einer Stunde.

 

...dem Fall der beiden Jungen, die für den Heimweg vom Schiller-Gymnasium zur Bergäckerstraße nun weit über eine Stunde brauchen:

Hier kann der Fahrgast nicht mehr wie gewohnt in unmittelbarer Nähe seiner Wohnung aussteigen. Er kann jedoch eine andere Linie nutzen, muss jedoch einen längeren Fußweg nach Hause in Kauf nehmen. Der Ortsteil Krötenbruck wird mit 3 Linien und 5 Bussen in der Stunde vom Busbahnhof aus bedient. Was ich damit sagen will: Manchmal muss man eben nur bei Nutzung einer anderen Linie etwas weiter laufen. Ich finde, dass sich das für alle in einem erträglichen Rahmen hält.

...den Vorgaben für die neue Linienkonzeption des Busnetzes:

Es war die oberste politische Vorgabe, mit einem zentralen Busbahnhof zugleich die Innenstadt zu stärken. Das deckt sich auch mit dem Tenor der Umfragen unter den Fahrgästen in den Bussen: Wir wollen in die Stadt, hieß es da immer wieder. Weitere Vorgaben waren, den Untreusee, den Bahnhof, die Fachhochschule oder auch die Wohnquartiere in der Breslaustraße, der Leopoldstraße und an der Luisenburgstraße besser anzubinden. Außerdem sollten Busse freitags und samstags in den Abendstunden länger fahren.

...zu den Fahrgastzahlen seit Umstellung des Busfahrplans am 30. November 2009:

Nach nur sechs Wochen lässt sich dazu noch keine seriöse Aussage treffen. Man wird sehen, wie sich das noch auswirkt auf die Fahrgastzahlen.

 

...der Bürgerbeteiligung:

Es kann keiner sagen, der neue Fahrplan sei ohne Beteiligung der Bürger und Interessenverbänden entwickelt worden. Es gab Befragungen, Erhebungen von Fahrgastzahlen auf den einzelnen Linien und auch eine große öffentliche Informationsveranstaltung im Januar 2009.

...den Regularien, sollte es zu einer Fahrplanänderung kommen:

Wir werden in den nächsten Wochen erst einmal alle Anregungen und Wünsche auswerten und dann dem Aufsichtsrat und den politischen Gremien Bericht erstatten. Mögliche Veränderungen an der Konzeption sind anschließend ebenfalls erst mit den Verkehrsplanern abzusprechen und vom Aufsichtsrat, Stadtrat und der Regierung von Oberfranken abzusegnen, ehe sie umgesetzt werden können. So sind nun mal die Regularien. Im Rahmen der sechsmonatigen Erprobungsphase wird sich also erst mal nichts ändern. ts-r

 

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