Herr Oelschlegel, gefällt Ihnen
Ihr Job als Geschäftsführer der Hof-Bus GmbH zurzeit? Schließlich
hagelt es momentan ja ganz schön Kritik wegen des neuen
Busfahrplans.
Der Job macht schon noch Spaß. Probleme sind
ja Herausforderungen, die gemeistert werden wollen.
Der Ärger seit Umstellung des Fahrplans zum
30. November 2009 dürfte aber schon etwas aus dem Rahmen fallen. Sie
hatten sogar bis zum 31. Dezember 2009 ein Beschwerdetelefon
eingerichtet.
Das ist richtig. In der Anfangsphase gab es
bis zu 20 Anrufer täglich. Lob war tatsächlich nicht darunter.
Sie haben Humor...
Aktuell sind es vielleicht noch zwei oder
drei, die sich mit kritischen Anregungen und Wünschen an uns wenden.
Und wie gehen Sie nun damit um?
Wir nehmen die Kritik auf, katalogisieren
alles und werden uns damit eingehend beschäftigen. Sie dürfen sicher
sein, da wandert nichts in den Papierkorb. Wir nehmen alle
Anregungen sehr ernst.
Die Kritik entzündet sich auch daran, dass der
neue Fahrplan auf einem Gutachten basiert, das ein Planungsbüro aus
München erstellt hat. Wurde dieses 1:1 umgesetzt oder flossen eigene
Anregungen aus Hof mit ein?
Gewisse Änderungen hat es dabei schon
gegeben. Aber lassen Sie mich auch das zum Hintergrund sagen: Mit
der Vorgabe "busfreie Altstadt" war ja zwingend die Neukonzeption
des Linienverkehrs geboten. Dieser Auftrag ist ausgeschrieben worden
und ein Planungsbüro mit viel Erfahrung hat dieses Projekt für uns
umgesetzt. Das war ein Prozess von mehr als zweieinhalb Jahren.
Eingebunden darin war auch eine Bürgerbeteiligung. Ich denke da an
Befragungen in den Bussen und die große Informationsveranstaltung im
Januar 2009 in der Bürgergesellschaft; es gab natürlich daneben auch
eine Erhebung der Fahrgastzahlen.
Dennoch ist die Kritik jetzt sehr laut. Wie
viele Busfahrgäste haben sich denn tatsächlich beteiligt?
Die Beteiligung war in der Tat sehr gering.
Erst als der Fahrplan herausgegeben wurde, haben sich die Fahrgäste
mit der Thematik befasst.
So hat also der Fahrgast selbst schuld, weil
er sich vorher um nichts gekümmert hat? Machen Sie es sich da nicht
etwas zu einfach?
Ich sage nur, dass die Leute halt nun den ersten Frust
rauslassen. Und in der Tat ist es ja so, dass der neue Fahrplan
zunächst einmal für jeden eine Umstellung mit sich bringt. Die
gewohnten Direktverbindungen wie etwa zwischen Zoo und Krötenbruck
gibt es nicht mehr. Alle Linien führen nun zentral über den
Busbahnhof am Zentralkauf. Das war aber im Übrigen auch politisch so
gewollt. Damit wird ja auch eine der Zielvorgaben, die Innenstadt
weiter zu stärken, umgesetzt.
Genau dieses Umsteigen führt aber immer wieder
zu ärgerlichen, weil zu langen Wartezeiten.
Ich will niemandem zu nahe treten, aber vielleicht fehlt es
manchmal auch am guten Willen, sich etwas flexibler auf den neuen
Fahrplan einzulassen.
Der Buskunde ist also selber schuld, weil er
sich nicht besser informiert.
Moment: Mir geht es nicht um eine Schuldzuweisung. Ich sage, dass
der neue Fahrplan Änderungen mit sich gebracht hat, die sich für
manche Fahrgäste als Verbesserung darstellen - die Zufriedenen
melden sich nur nicht -, für andere als Verschlechterung
herausstellen, weil sie aufgrund fehlender Direktverbindungen jetzt
umsteigen müssen. Die Vorteile überwiegen jedoch nach Angaben des
Planers die Verschlechterungen.
Haben Sie Sorge, dass Ihnen aufgrund der
Kritik am Busfahrplan langsam die Leute wegbleiben; frei nach dem
Motto, bevor ich auf den Anschlussbus warte, kann ich gleich laufen.
Jetzt lassen Sie uns doch erst mal die Erprobungsphase abwarten
und das, was an Wünschen und Anregungen noch alles hereinkommt,
auswerten und dann einarbeiten.
Das heißt mit anderen Worten: Kurzfristig wird
es keine Änderungen am Fahrplan geben?
Wir wollen uns da keinen Schnellschuss erlauben.
Für den Anschluss Haidt ging es aber doch
auch?
Das war im Prinzip keine Änderung; hier wurde der bestehende
Fahrplan nur durch zwei zusätzliche Fahrten verstärkt und am
Wochenende ein Anruflinientaxi installiert. Ähnliches passierte auch
für Wölbattendorf: Hier wurden die Fahrwege angepasst. Das war
normales Geschäft.
Das würde für eine Änderung der
Umsteigesituation nicht zutreffen?
Wollen wir die Umsteigebeziehungen ändern, müssen wir in die
gesamte Konzeption des Fahrplans eingreifen. Und das ist nicht mit
einem Federstrich zu machen. Das ist ja alles aufeinander abgestimmt
und entspricht den Vorgaben.
Aber Nachbesserungsbedarf wollen Sie nicht
bestreiten?
Über die Umsteigebeziehungen muss jetzt sicher mal nachgedacht
werden.
Aber eben nicht kurzfristig, oder?
Dagegen sprechen die Regularien, die im Falle von Veränderungen
greifen. Im Rahmen der Erprobungsphase, die vom Stadtrat auf ein
halbes Jahr festgesetzt wurde, wird sich nichts ändern.
Das Gespräch führte
Thomas Schuberth-Roth
Interview

WALTER OELSCHLEGEL ZU...
..dem Fall der Frau, die von Neuhof zum
Friedhof und wieder zurück an Sonn- und Feiertagen drei Stunden
unterwegs ist:
Am Sonntag wird der Friedhof am Krematorium tatsächlich nur noch
einmal pro Stunde durch die Linie 3 angefahren, vorher alle 30
Minuten. Mit der Linie 4, die an der Haltestelle am Marktkauf hält,
besteht auch für den Bereich Friedhof wieder ein 30 Minuten Takt.
Wer die mit nutzt, hat wieder zwei Anlaufstellen innerhalb einer
Stunde.
...dem Fall der beiden Jungen, die für den
Heimweg vom Schiller-Gymnasium zur Bergäckerstraße nun weit über
eine Stunde brauchen:
Hier kann der Fahrgast nicht mehr wie gewohnt in unmittelbarer
Nähe seiner Wohnung aussteigen. Er kann jedoch eine andere Linie
nutzen, muss jedoch einen längeren Fußweg nach Hause in Kauf nehmen.
Der Ortsteil Krötenbruck wird mit 3 Linien und 5 Bussen in der
Stunde vom Busbahnhof aus bedient. Was ich damit sagen will:
Manchmal muss man eben nur bei Nutzung einer anderen Linie etwas
weiter laufen. Ich finde, dass sich das für alle in einem
erträglichen Rahmen hält.
...den Vorgaben für die neue Linienkonzeption
des Busnetzes:
Es war die oberste politische Vorgabe, mit
einem zentralen Busbahnhof zugleich die Innenstadt zu stärken. Das
deckt sich auch mit dem Tenor der Umfragen unter den Fahrgästen in
den Bussen: Wir wollen in die Stadt, hieß es da immer wieder.
Weitere Vorgaben waren, den Untreusee, den Bahnhof, die
Fachhochschule oder auch die Wohnquartiere in der Breslaustraße, der
Leopoldstraße und an der Luisenburgstraße besser anzubinden.
Außerdem sollten Busse freitags und samstags in den Abendstunden
länger fahren.
...zu den Fahrgastzahlen seit Umstellung des
Busfahrplans am 30. November 2009:
Nach nur sechs Wochen lässt sich dazu noch
keine seriöse Aussage treffen. Man wird sehen, wie sich das noch
auswirkt auf die Fahrgastzahlen.
...der Bürgerbeteiligung:
Es kann keiner sagen, der neue Fahrplan sei
ohne Beteiligung der Bürger und Interessenverbänden entwickelt
worden. Es gab Befragungen, Erhebungen von Fahrgastzahlen auf den
einzelnen Linien und auch eine große öffentliche Informationsveranstaltung
im Januar 2009.
...den Regularien, sollte es zu einer
Fahrplanänderung kommen:
Wir werden in den nächsten Wochen erst einmal alle Anregungen und
Wünsche auswerten und dann dem Aufsichtsrat und den politischen
Gremien Bericht erstatten. Mögliche Veränderungen an der Konzeption
sind anschließend ebenfalls erst mit den Verkehrsplanern
abzusprechen und vom Aufsichtsrat, Stadtrat und der Regierung von
Oberfranken abzusegnen, ehe sie umgesetzt werden können. So sind nun
mal die Regularien. Im Rahmen der sechsmonatigen Erprobungsphase
wird sich also erst mal nichts ändern. ts-r |