Von Harald Werder
Hof -
Moschendorf könnte bald wieder zusammenwachsen. In der Diskussion um
die gesperrte Brücke, die den Hofer Stadtteil in zwei Hälften teilt,
deutet sich eine konkrete Lösung an. Während eines Treffens von
Moschendorfern und Vertretern der Stadt hat Oberbürgermeister Dr.
Harald Fichtner eine Möglichkeit vorgestellt, die seine Baufachleute
erarbeitet hatten. Demnach könnte, zumindest teilweise, wieder
Verkehr über die Brücke rollen.
50 Bürger saßen in der Gaststätte "Rosiberg",
gespannt waren sie alle. Seit Monaten können sie den Ort stadtwärts
nur zu Fuß oder mit dem Rad über den Rest der maroden Brücke
verlassen, Autofahrern bleibt ein "Sturzacker" als Trasse, wie
SPD-Stadtrat Günter Merkel es beschrieb. Als "katastrophal" fasste
Thomas Thoß, der Sprecher der Initiative, die verfahrene Situation
zusammen. Aber wo in Moschendorf ein einender Wille war, war bislang
kein Weg. Den wollte Fichtner nun bereiten. Die Stadt hatte, unter
anderem nach einer Unterschriftenaktion mit 1000 Beteiligten,
nochmal nachgeforscht, was das als übler Sanierungsfall eingeordnete
Bauwerk noch aushält.
Drei Tonnen hält sie aus
Offensichtlich einiges. Nach einem Teilabriss
führt noch ein drei Meter breites Brückenstück über den Ölsnitzbach.
Die städtischen Statikexperten haben nun ermittelt, dass das Bauwerk
noch eine Belastung von bis zu drei Tonnen mitmacht. Insofern wäre
es in absehbarer Zeit möglich, zumindest Anliegerverkehr einspurig
nach Moschendorf rein- und wieder rauszulassen. Da aber Radler und
Fußgänger auch noch zu den Nutzern zählen, dürften die Autofahrer
nur in Schrittgeschwindigkeit die Brücke passieren, erklärte
Fichtner. Zudem prüft die Stadt, ob nicht ein zusätzlicher Holzsteg
den Fußgängern und Radlern unter die Füße und Reifen gebaut werden
könnte. Wenn nun jemand frage, weshalb man für die Lösung so lange
gebraucht habe, so dürfe derjenige nicht vergessen, dass eine
"sorgfältige Prüfung" notwendig war.
Mehr sei nicht drin, auch wenn die Stadt
durchaus die Probleme kenne, bekannte Fichtner. 330 000 Euro habe
die Stadt in diesem Jahr zur Verfügung, um Straßen auf Vordermann zu
bringen. Allein 170 000 für eine neue Moschendorfer Brücke
auszugeben, dass dies unmöglich sei, sollte allen klar sein. Ebenso
klar müsse auch sein: "Einen Neubau wird es in den nächsten zwei,
drei Jahren nicht geben." Denn was der Haushalt in den kommenden
Jahren jeweils hergebe, das wisse niemand. Und: "Machen wir uns
nichts vor, es wird in den nächsten Jahren weitere dringliche
Baustellen geben", sagte der Oberbürgermeister. Alles in allem,
relativierte er, sollte man mit der vorgeschlagenen Lösung leben
können. Zum einen sei die Situation nicht so, als dass Moschendorf
als eine Art zweites Mödlareuth betrachtet werden dürfte, zum
anderen habe es seit Jahren Überlegungen gegeben, zum Wohl der
Moschendorfer den Schwerverkehr aus dem Ort zu verbannen - das sei
nun der Fall.
Offenen Widerspruch fing sich Fichtner mit dem
Vorschlag nicht ein. Thomas Thoß fand ihn vernünftig, immerhin sei
eine der Forderungen der Initiative erfüllt: Man kann auf
altgewohntem Weg wieder in den Ort fahren. Die andere Forderung,
eine neue Brücke, bleibe aber auf dem Tisch. "Da stehen die
Stadträte bei uns jetzt im Wort", sagte Thoß.
Baldiger Bau eine Illusion
Dieses Wort kam von mehreren Seiten. Seitens
der CSU machten sich Fraktionschef Wolfgang Fleischer und Dr. Gisela
Strunz für die neue, ordentliche Brücke stark, sie baten aber im
gleichen Atemzug um Geduld. "Wir können keine Luftschlösser bauen.
Aber wir bleiben dran", versprach die Stadträtin.
Die SPD, vertreten mit Günter Merkel, Andrea
Hering und dem Moschendorfer Genossen Aytunc Kilincsoy, wollte den
Bürgern auch keine unhaltbaren Versprechen machen, machte sich aber
stark dafür, den Neubau in den Haushaltsentwurf 2011 einzustellen.
Fleischer hielt das für wenig sinnvoll. Das könne man zwar tun, der
Posten fliege aber in den Streichrunden unter Garantie wieder raus.
Rückendeckung bekamen die Moschendorfer auch von der FAB-Vertreterin
Gudrun Bruns, die versprach, dass man die Komplettlösung nicht
vergessen werde. Und für Merkel stand fest: "Der geteilte Ort muss
wieder zusammenkommen." |