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Erschienen in der Frankenpost am 31.03.2010 

Noch ist die Brücke in Moschendorf nur für Fußgänger und Radler offen. Die Stadt will sie nun wieder für Autos öffnen, wenn auch nur stark eingeschränkt. Foto: Sammer

Moschendorf schöpft Hoffnung

 
Von Harald Werder

Hof - Moschendorf könnte bald wieder zusammenwachsen. In der Diskussion um die gesperrte Brücke, die den Hofer Stadtteil in zwei Hälften teilt, deutet sich eine konkrete Lösung an. Während eines Treffens von Moschendorfern und Vertretern der Stadt hat Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner eine Möglichkeit vorgestellt, die seine Baufachleute erarbeitet hatten. Demnach könnte, zumindest teilweise, wieder Verkehr über die Brücke rollen.

50 Bürger saßen in der Gaststätte "Rosiberg", gespannt waren sie alle. Seit Monaten können sie den Ort stadtwärts nur zu Fuß oder mit dem Rad über den Rest der maroden Brücke verlassen, Autofahrern bleibt ein "Sturzacker" als Trasse, wie SPD-Stadtrat Günter Merkel es beschrieb. Als "katastrophal" fasste Thomas Thoß, der Sprecher der Initiative, die verfahrene Situation zusammen. Aber wo in Moschendorf ein einender Wille war, war bislang kein Weg. Den wollte Fichtner nun bereiten. Die Stadt hatte, unter anderem nach einer Unterschriftenaktion mit 1000 Beteiligten, nochmal nachgeforscht, was das als übler Sanierungsfall eingeordnete Bauwerk noch aushält.

Drei Tonnen hält sie aus

Offensichtlich einiges. Nach einem Teilabriss führt noch ein drei Meter breites Brückenstück über den Ölsnitzbach. Die städtischen Statikexperten haben nun ermittelt, dass das Bauwerk noch eine Belastung von bis zu drei Tonnen mitmacht. Insofern wäre es in absehbarer Zeit möglich, zumindest Anliegerverkehr einspurig nach Moschendorf rein- und wieder rauszulassen. Da aber Radler und Fußgänger auch noch zu den Nutzern zählen, dürften die Autofahrer nur in Schrittgeschwindigkeit die Brücke passieren, erklärte Fichtner. Zudem prüft die Stadt, ob nicht ein zusätzlicher Holzsteg den Fußgängern und Radlern unter die Füße und Reifen gebaut werden könnte. Wenn nun jemand frage, weshalb man für die Lösung so lange gebraucht habe, so dürfe derjenige nicht vergessen, dass eine "sorgfältige Prüfung" notwendig war.

Mehr sei nicht drin, auch wenn die Stadt durchaus die Probleme kenne, bekannte Fichtner. 330 000 Euro habe die Stadt in diesem Jahr zur Verfügung, um Straßen auf Vordermann zu bringen. Allein 170 000 für eine neue Moschendorfer Brücke auszugeben, dass dies unmöglich sei, sollte allen klar sein. Ebenso klar müsse auch sein: "Einen Neubau wird es in den nächsten zwei, drei Jahren nicht geben." Denn was der Haushalt in den kommenden Jahren jeweils hergebe, das wisse niemand. Und: "Machen wir uns nichts vor, es wird in den nächsten Jahren weitere dringliche Baustellen geben", sagte der Oberbürgermeister. Alles in allem, relativierte er, sollte man mit der vorgeschlagenen Lösung leben können. Zum einen sei die Situation nicht so, als dass Moschendorf als eine Art zweites Mödlareuth betrachtet werden dürfte, zum anderen habe es seit Jahren Überlegungen gegeben, zum Wohl der Moschendorfer den Schwerverkehr aus dem Ort zu verbannen - das sei nun der Fall.

Offenen Widerspruch fing sich Fichtner mit dem Vorschlag nicht ein. Thomas Thoß fand ihn vernünftig, immerhin sei eine der Forderungen der Initiative erfüllt: Man kann auf altgewohntem Weg wieder in den Ort fahren. Die andere Forderung, eine neue Brücke, bleibe aber auf dem Tisch. "Da stehen die Stadträte bei uns jetzt im Wort", sagte Thoß.

Baldiger Bau eine Illusion

Dieses Wort kam von mehreren Seiten. Seitens der CSU machten sich Fraktionschef Wolfgang Fleischer und Dr. Gisela Strunz für die neue, ordentliche Brücke stark, sie baten aber im gleichen Atemzug um Geduld. "Wir können keine Luftschlösser bauen. Aber wir bleiben dran", versprach die Stadträtin.

Die SPD, vertreten mit Günter Merkel, Andrea Hering und dem Moschendorfer Genossen Aytunc Kilincsoy, wollte den Bürgern auch keine unhaltbaren Versprechen machen, machte sich aber stark dafür, den Neubau in den Haushaltsentwurf 2011 einzustellen. Fleischer hielt das für wenig sinnvoll. Das könne man zwar tun, der Posten fliege aber in den Streichrunden unter Garantie wieder raus. Rückendeckung bekamen die Moschendorfer auch von der FAB-Vertreterin Gudrun Bruns, die versprach, dass man die Komplettlösung nicht vergessen werde. Und für Merkel stand fest: "Der geteilte Ort muss wieder zusammenkommen."

 

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