Von Christine Wild
Hof -
Samstagmorgen, kurz vor halb zehn in der Hofer Innenstadt: Die
Auswahl an freien Parkplätzen ist groß, im Nieselregen überquert ein
einzelner junger Mann in Tracht die Straße, überhaupt sind die
Bürgersteige so gut wie leer. Hof scheint Pech zu haben mit seinem
ersten Oster- und Bauernmarkt in der Altstadt. Doch so leicht lassen
sich die Hofer nicht abhalten, wenn etwas los ist in der
Innenstadt...
Kaum bewegt sich der große Zeiger auf die volle Stunde zu,
schießen plötzlich Kinderwagen wie Pilze aus dem Boden, erste
herrenlose Luftballons überqueren die Ludwigstraße, freie Parkplätze
sieht man kaum noch. Wochen- und Bauernmarkt am Maxplatz, in der
Ludwigstraße und der Altstadt füllen sich im Nu, und die Stimmung
könnte - trotz des anfänglich abschreckenden Wetters - nicht besser
sein.
Fünf Pfund Pferdeäpfel
"Sie sind von Döhlau, oder?", begrüßt eine Marktfrau ihre
Kundschaft, und schon wird gescherzt und überlegt, woher man sich
kennt. Überhaupt kommt man sofort ins Gespräch mit den
Standbetreibern, deren Warenangebot viele Bereiche abdeckt. Und das,
obwohl man, wie Stadtmarketing-Chefin Ute Fischer betont,
absichtlich nur Direktvermarkter und Verkäufer österlicher Produkte
für den ersten Bauernmarkt zugelassen hat. Duftende Waffeln, Fleisch
in Aspik, eine schier endlose Auswahl an Marmeladen, Gelees und
Likören, Brot und Kuchen stehen genauso zum Verkauf wie Kuchen im
Glas, Salatsetzlinge samt Zuchtkasten, österliche Dekorationsideen
aus unterschiedlichsten Materialien, Honigprodukte, getöpferte
Kreuze und wärmende oder kühlende Getreidekissen. Für 2,40 Euro
bekommt man sogar fünf Pfund frische Pferdeäpfel - glücklicherweise
im geruchssicheren Eimerchen verpackt.
Sie haben sich wirklich alle etwas einfallen lassen, die Bauern,
Hobbykünstler und Vereine, die sich und ihre Waren am Samstag in der
Altstadt vorgestellt haben, so dass kleine wie große Besucher auf
ihre Kosten kommen: Neben Melkversuchen an der künstlichen Kuh
können die Kinder ihr Gesicht für ein Foto einem riesigen Osterhasen
leihen, nach alter böhmischer Sitte mit rollenden Münzen auf
Ostereier zielen oder die echten Tiere im Mini-Streichelzoo
bewundern. Bürgermeister Eberhard Siller darf übrigens nach nur zwei
geschickten Zielversuchen sein persönliches Pro-Hof-Frühstücksei
mitnehmen.
Überhaupt tummelt sich eine Menge regionale Prominenz zwischen
den Marktständen und den hübsch dekorierten Schaufenstern der
Einzelhändler. Zur Eröffnung des 1. Hofer Ostermarkts hat
Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner jedenfalls große Teile des
Stadtrats und zahlreiche Vertreter des Landkreises hinter sich.
Immerhin lautet das Motto "Stadt und Land - Hand in Hand". Nach dem
Lob für das reichhaltige Angebot und das große Engagement aller
Organisatoren und Anbieter sorgt der Oberbürgermeister für
Erheiterung mit dem Ausspruch: "Die Sau kommt aus dem Landkreis!"
Gemeint ist die leckere Sau am Spieß, und Landrat Bernd Hering lässt
es sich nicht nehmen, direkt zu kontern: "Nicht nur die Sau - der
Osterhase auch!" Denn bei dem flauschigen Genossen, der fröhlich
Eier und Teilnahmekarten fürs Osterquiz verteilt, handelt es sich um
den Selbitzer Bürgermeister Klaus Adelt. Auch Kreisbäuerin Karin
Wolfrum lobt die gute Zusammenarbeit, das gelungene Rahmenprogramm
und die Qualität der regionalen Erzeugnisse. Sie betont, wie wichtig
es für die Region sei, verstärkt Produkte von einheimischen
Erzeugern zu kaufen.
Abstimmung mit den Füßen
Gegen Mittag lässt sich sogar die Sonne blicken. Die Landjugend
Zedtwitz beweist in Volkstänzen, wie fröhlich es auf dem Land
zugeht, und OB Fichtner holt erfreut ein kleines wärmendes
Körnerkissen aus seiner Manteltasche, das er neben anderen
Kleinigkeiten erworben hat. Seine Resümee: "Der heutige Tag darf als
Abstimmung mit den Füßen für die Altstadt gewertet werden." Ute
Fischer ist auch zufrieden und findet, die erfolgreiche Aktion rufe
nach einer Fortsetzung.
Der Osterhase kommt aus Selbitz: Klaus Adelt schlüpft in das
flauschige Kostüm und erfreut die Kinder mit kleinen Geschenken.
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