Von Sabine Gebhardt
Hof -
"Gott hat uns nicht gegeben den Geist der
Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht."
Dieses Wort des Apostels Paulus an
Timotheus war Doris Weber zum Lebensmotto geworden.
Es hat sie immer begleitet - es stand auf ihrem Schreibtisch, als
sie Schulleiterin war, dann im Rathaus, als sie zweite
Bürgermeisterin war; es hing in ihrer Wohnung.
Daran erinnerte Dekan Günter Saalfrank im
Trauergottesdienst in der St.-Michaelis-Kirche zu Ehren der im Alter
von 80 Jahren verstorbenen Hoferin. "Zucht" - das habe für sie
bedeutet: "Sich mäßigen, nicht treiben lassen, nicht alles
mitmachen, nur weil es gemacht werden kann. Doris Weber legte Wert
auf Werte, und für sie stand der Mensch im Mittelpunkt." Ihr Glaube
habe auf ihrer christlichen Erziehung beruht, und sie habe
öffentlich Zeugnis davon abgelegt.
Doris Weber habe viel bewegt, sagte Saalfrank
weiter. Bei der Erfüllung ihrer Aufgaben habe sie auch auf Gottes
Kraft vertraut. Saalfrank erinnerte an die umfangreiche
ehrenamtliche Arbeit Webers in leitenden Kirchengremien: im
Kirchenvorstand der Kreuzkirche, von 1977 bis 2001 in der
Gesamtkirchenverwaltung und zwölf Jahre in der Dekanatssynode, deren
Präsidium sie auch angehörte. Als sie diese Ämter nicht mehr inne
hatte, habe sie gerne besondere Aufgaben übernommen. So habe er,
Saalfrank, im Jahr 2007 mit Doris Weber in der Michaeliskirche eine
Dialog-Predigt gehalten. In dieser Kirche wurde Doris Weber
konfirmiert, hier besuchte sie häufig den Gottesdienst. Für
Saalfrank ist Doris Weber im Andenken eine "aufrechte Protestantin
und eine sympathische, beeindruckende Person".
Den Werdegang von Doris Weber als "engagierte
Kommunalpolitikerin mit Leib und Seele, aber auch mit Herz und
Verstand" ließ Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner Revue
passieren. 38 Jahre hatte sie dem Stadtrat angehört; von 1988 bis
1996 war sie hauptamtlich zweite Bürgermeisterin. Sie war beteiligt
an wichtige Entscheidungen in den Bereichen, die sie vertrat - das
Soziale, Jugend, Wohnen, Klinik und Schulen. "Sie hat Spuren
hinterlassen", sagte Fichtner und erinnerte zum Beispiel daran, dass
in ihrer Amtszeit die Zahl der Hortplätze in Hof verdoppelt wurde.
Fichtner erinnerte auch an Webers weitere ehrenamtliche Tätigkeiten
sowie die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes und der goldenen
Bürgermedaille der Stadt.
An die Schaffenskraft und das
Organisationstalent von Doris Weber bei der Gründung der
Fachakademien für Sozialpädagogik und Heilpädagogik, die sie dann
leitete, erinnerte der heutige Leiter, Pfarrer Achim Schäfer.
Während im ersten Jahr vier nebenamtliche Lehrkräfte 31 Schülerinnen
unterrichteten, waren im dritten Jahr bereits zehn hauptamtliche und
19 nebenamtliche Lehrer nötig. Weil die alte Schule in Wölbattendorf,
in der die neuen Schulen untergebracht waren, aus allen Nähten
platzte, wurde gebaut und 1975 das neue Gebäude seiner Bestimmung
übergeben. "Das Fundament der Erfolgsgeschichte der Fachakademien
hat Doris Weber gelegt", betonte Schäfer.
Ein Gedicht, in dem Doris Weber ihre Liebe zu
ihrer Heimatstadt Hof in Worte gefasst hatte, verlas ihr Patensohn
Tobias Karches. Es endet mit dem Satz: "Hier zu leben, ist wahres
Glück." |