Von Jan Fischer
Hof - Der
Hofer Stadtrat sieht einem Novum entgegen: Zum ersten Mal in der
jüngeren Geschichte steht der Haushaltsplan für das laufende Jahr
innerhalb von wenigen Wochen erneut auf der Tagesordnung.
"Neufestsetzung der Haushaltssatzung und des Haushaltsplans der
Stadt Hof für das Haushaltsjahr 2009 sowie Neufestsetzung des
Finanzplans" heißt das Thema laut Einladung im Beamtendeutsch.
Mit anderen Worten: Der Etat 2009, erst am 20.
Februar beschlossen, wird neu aufgerollt. Das ist das Ergebnis von
Gesprächen zwischen Vertretern der Stadt und der Regierung von
Oberfranken. Wie üblich, hatte die Stadt die Haushaltssatzung mit
dem Finanzplan für die kommenden Jahre noch Ende Februar bei der
Bayreuther Behörde eingereicht. Aufgabe der Kommunalaufsicht bei der
Regierung ist es, die Höhe der Kreditaufnahme zu prüfen. Diese
war auf 12,427 Millionen Euro festgesetzt. Eine Summe, die
den Regierungsbeamten angesichts der Verschuldung der Stadt von
128,6 Millionen Euro (Prognose für das Jahresende 2009) ein Dorn im
Auge war.
Hinzu kam die Entscheidung des bayerischen Innenministers Joachim
Herrmann in Sachen Freiheitshalle. Bei einer Besprechung, an der
auch Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner und Regierungspräsident
Wilhelm Wenning beteiligt waren, hatte Herrmann festgelegt, dass die
Stadt zur Finanzierung des Projekts zusätzliche Schulden von 2,4
Millionen Euro machen darf. Das heißt: Weitere Kredite werden nötig
sein.
Knackpunkt Leistungsfähigkeit
Nach Informationen der
Frankenpost
hat die Regierung in den Gesprächen mit den Stadtoberen
signalisiert, dass sie die im Haushalt vorgesehenen Kredite nicht
genehmigen wird. Gut drei Millionen Euro zu hoch sah sie die Kredite
angesetzt. Der Stadt stand eine "haushaltslose Zeit" ins Haus. Ein
Jahr also, in dem für jedes Projekt aus dem Vermögenshaushalt erst
die absolute Dringlichkeit und "Unaufschiebbarkeit" nachgewiesen
werden muss. Wie Verwaltungs-Mitarbeiter und Stadträte aus
leidvoller Erfahrung wissen, ist dies ein oft mühsames Prozedere.
Der Restausbau der Ossecker Straße, zum Beispiel, hat sich deswegen
lange verzögert.
Ins Kontor schlägt ein wesentlicher Passus der
Vereinbarung nach dem Gespräch mit dem Innenminister in München:
Demnach verpflichtet sich die Stadt, der Regierung von Oberfranken
nachzuweisen, dass zusätzliche Kredite ihre "dauernde
Leistungsfähigkeit" nicht beeinträchtigen. Was manche Insider erst
als Formsache abtaten, geriet offenbar bei weiteren Gesprächen der
Verantwortlichen zum Knackpunkt.
Denn ihre Leistungsfähigkeit für die kommenden
Jahre kann die Stadt nur darlegen, wenn sie Ausgaben auf das
wirklich notwendige Maß herunterfährt und gleichzeitig die Einnahmen
dauerhaft erhöht. Eine planbare Verbesserung der Einnahmen-Seite ist
freilich nur mit Steuererhöhungen möglich - ein Schritt, der für
viele Räte lange als Tabu galt.
Nun beriet der Haupt- und Finanzausschuss des
Stadtrats am Montag hinter verschlossenen Türen über den neuen
Haushalt. Wie die
Frankenpost erfahren hat, herrschte dabei Einigkeit in den drei
Fraktionen, dass die Stadt an der Steuerschraube drehen muss.
Folgerichtig steht auch auf der Tagesordnung der Sitzung am Freitag
zu lesen: "Neuerlass der Satzung über die Festsetzung der Hebesätze
für die Realsteuern zum 1. Januar 2009". Rückwirkend zum
Jahresbeginn sollen sich die Hebesätze verändern. Und da
Gewerbesteuer und Grundsteuer A nicht angetastet werden sollen, wird
die Anhebung wohl auf die Grundsteuer B zielen - also die Steuer für
Grundstücke und Gebäude. Gewöhnlich gut informierte Kreise sprechen
davon, dass der Hebesatz bisher im Vergleich mit anderen Städten
gleicher Größe im unteren Mittelfeld lag; künftig soll er auf das
zweithöchste Niveau in Oberfranken nach der Stadt Bamberg steigen.
Hoffnung auf den "Nachtrag"
Die Veränderungen auf der Ausgaben-Seite
werden dem Vernehmen nach vor allem Projekte aus dem Stadtumbau West
und dem Programm "Soziale Stadt" betreffen. Bei Schulen und Sport
und bei den kostenrechnenden Einrichtungen wie den Kanälen wird
dagegen kaum der Rotstift angesetzt. Allerdings scheint die
Sanierung der Münsterschule in Gefahr.
Die Stadträte setzen ihre Hoffnung auf eine
günstige Entwicklung der städtischen Finanzen in den kommenden
Monaten. Dann könnten Projekte, die jetzt gestrichen worden sind,
vielleicht doch noch in Angriff genommen werden. Ein
Nachtragshaushalt könnte in der zweiten Jahreshälfte manche
Kürzungen rückgängig machen- ein Plus in der vorläufigen
Jahresrechnung vorausgesetzt. Ob die Stadt zu diesem Plus kommt,
hängt von vielen Faktoren ab, die nicht allein die Stadt
beeinflusst.
Der neue Haushalt, der am Freitag zur
Verabschiedung ansteht, ist gekennzeichnet durch einen gekürzten
Vermögensetat und einen verbesserten Verwaltungsetat. Mit der Höhe
der Kreditaufnahme verringert sich die Zahl der Projekte. Die Misere
ist oft wortreich beschrieben worden - auf große Haushaltsreden
werden die Fraktionssprecher am Freitag verzichten.
Eckdaten
Zur Erinnerung: So sieht
der Hofer Haushalt aus, den der Stadtrat am 20. Februar beschlossen
hat:
Gesamtvolumen: 161,875 Millionen Euro
Verwaltungs-Etat:
128,739 Millionen Euro
Vermögens-Etat:
33,136 Millionen Euro
Schlüsselzuweisungen:
18,5 Millionen Euro
Baumaßnahmen:
21,04 Millionen Euro
Kreditaufnahmen:
12,427 Millionen Euro
Personalkosten:
29,482 Millionen Euro
Schuldenstand zum
Jahresende:
128,6 Millionen Euro
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