Von Jan Fischer
Hof – In
Sachen Jobcenter ist sich die große Koalition in Berlin nicht grün.
Zuletzt ist die Reform der Arbeitsgemeinschaften (Argen) erneut
vertagt worden, weil die CDU dem Vorschlag des SPD-Arbeitsministers
nicht zustimmen wollte. Jetzt wird vor der Bundestagswahl im
September in dieser Angelegenheit nichts mehr passieren – das
prophezeit der Hofer Bürgermeister Eberhard Siller.
Er hat die Diskussion um die Reform intensiv
verfolgt und stellt fest: „Niemand will mehr Bürokratie.“ Dennoch
seien gegen das Scholz-Papier Bedenken in der Unionsfraktion
aufgekommen – und das, obwohl die CDU/CSU-geführten Bundesländer die
Reform befürwortet hatten. „Nach der Wahl wird es eine neue Regelung
geben“, fasst Siller zusammen. Die Jobcenter stehen nach seiner
Ansicht ganz oben auf der Agenda für den nächsten Arbeitsminister.
Freilich wäre es ihm recht gewesen, wenn sich
die Koalitionäre in Berlin schon jetzt geeinigt hätten. Sowohl die
Mitarbeiter der Arge als auch die Stadt als Arbeitgeber von 30 der
67 Beschäftigten bräuchten dringend Klarheit. Der Schwebezustand,
der bereits seit Dezember 2007 anhält, sei auf Dauer „unzumutbar“.
Seinerzeit hatte das Bundesverfassungsgericht
geurteilt, dass die Form der „Mischverwaltung“, wie sie bei den
Argen praktiziert wird, gegen das Grundgesetz verstößt. Bis Ende
2010 – so der Auftrag der Karlsruher Richter – muss dieser Zustand
der Vergangenheit angehören. Das heißt, die Zusammenführung von
Mitarbeitern der Kommune und der Arbeitsagentur in Jobcenter muss
bis dahin aufgehoben sein.
Der Bürgermeister ist froh, dass für die
Umstellung noch etwas Zeit bleibt. Am Montag erhielt er die
offizielle Mitteilung der Unionsfraktion im Bundestag: „Die Arbeit
der Jobcenter kann bis Ende 2010 in der bisherigen Form
weitergeführt werden.“ Weder am Leistungsumfang noch an der
Betreuung der Langzeit-Arbeitslosen ändere sich bis dahin etwas, so
die Kunde aus Berlin.
Für die Zeit danach gibt es noch einige
Fragezeichen. Für Siller ist das Ziel jedoch klar: „Für die
Betroffenen soll es keine Veränderungen geben.“ Die Anlaufstelle für
Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II (Hartz IV) solle gleich
bleiben. Auch wenn die Zuständigkeiten für Sozialhilfe und
Arbeitslosengeld wieder getrennt würden, sei eines wichtig: „Alles
soll unter einem Dach bleiben.“ Das habe sich bewährt. Die
Hauptforderung der Kommunen, die an Argen beteiligt sind, müsse nun
auf rechtlich sichere Füße gestellt werden.
Nach einer Jobcenter-Reform werden die
Kommunen nicht zusätzlich belastet – davon zumindest geht Siller
nach dem aktuellen Sachstand aus. Derzeit zahlt die Stadt
Unterkunftskosten (Miete und Heizung) für Bedarfsgemeinschaften, die
Hartz-IV-Leistungen erhalten. Von diesem Betrag übernimmt der Bund
einen Anteil von 26,4 Prozent. Zusätzlich bekommt die Stadt eine
Erstattung für ihre Sozialleistungen aus einem Ausgleichstopf des
Freistaats. „Trotzdem bleibt ein großer Brocken an uns hängen“, weiß
der Bürgermeister, der im Rathaus für die Bereiche Jugend, Soziales
und Schulen verantwortlich ist. Hinzu kommen Personalkosten für die
Arge-Mitarbeiter, die bei der Stadt angestellt sind. Hier zahlt der
Bund einen Großteil der Gehälter, weil die Beschäftigten zum Teil
Aufgaben der Arbeitsagentur wie Arbeitsvermittlung übernehmen.
Siller ist zuversichtlich: „Die Personalkosten für die Stadt werden
auch künftig nicht steigen.“
Befürchtungen, dass ein neues Loch im stark
belasteten Hofer Haushalt auftauchen könnte, teilt Eberhard Siller
nicht. Momentan zeichne sich nicht ab, dass die Kommunen weitere
Belastungen zu schultern hätten. Ob’s tatsächlich so kommt, hat die
Bundesregierung im Herbst zu entscheiden.
Zahlen und Daten zu den Argen in Hof
Die
Arge Hof-Stadt betreut derzeit
– 3729 erwerbsfähige
Hilfsbedürftige
– 1350 nicht
erwerbsfähige Hilfsbedürftige
– in 2682
Bedarfsgemeinschaften
– davon sind 1103
Menschen arbeitslos gemeldet
Die Arge Hof-Stadt
beschäftigt 67 Mitarbeiter, einschließlich der Teilzeitkräfte.
Geschäftsführer ist Uwe Mayer.
Zum Vergleich: Die
Arge Hof-Land betreut aktuell
– 3419 erwerbsfähige
Hilfsbedürftige
– 1413 nicht
erwerbsfähige Hilfsbedürftige
– in 2446
Bedarfsgemeinschaften
– davon sind 1660
arbeitslos gemeldet
Die Arge Hof-Land
beschäftigt 60 Mitarbeiter, einschließlich der Teilzeitkräfte.
Geschäftsführer ist Kai
Hammerschmidt.
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