Herr Friedl, was eine Messe wert
ist, lässt sich für einen Aussteller selten in Cent und Euro
berechnen. Was erhofft sich die Stadt Hof von der „Wasser Berlin“?
In Berlin kommt ein Publikum aus aller Welt,
vor allem aus dem europäischen Raum zusammen. Wenn es uns gelingt,
dass sich – verkürzt formuliert – in den Gehirnen der Besucher die
Verbindung zwischen Wasser, Umwelt und Hof bildet, dann haben wir
erreicht, was wir wollen. Oder anders formuliert: Wir wollen uns als
Kompetenzzentrum in diesem Bereich einen Namen verschaffen. Wobei
wir in Berlin einen riesigen Vorteil haben: Wir sind der einzige
Wirtschaftsstandort mit einem eigenen Stand. Wir spielen so die
Image-Karte aus.
Lohnt der Aufwand? Der Wasser-Umwelt-Bereich
macht nicht das Gros der Wirtschaft in Hof aus.
So würde ich das nicht sagen, außerdem
bietet er ein enormes Potenzial. Überhaupt kommt man davon ab, einen
Wirtschaftsstandort in der Gesamtheit zu bewerben. Wir gehen den
Weg, Sparten herauszustellen, in denen wir besonders stark sind. Das
sind bei uns Logistik, der sogenannte Back-Office-Bereich mit
Call-Centern und ähnlichem, das ist der Automobilbereich und eben
Umwelt und Wasser. Damit können wir punkten.
Wie groß ist das vorhandene Potenzial?
Sehr groß. Im Wasser-Umwelt-sektor sind im
Großraum Hof rund 500 bis 600 Menschen beschäftigt. Da hört es aber
nicht auf. Das Know-how kommt nicht nur aus den Unternehmen. Wir
haben das Landesamt für Umwelt, das erst einen Geothermie-Atlas
herausgebracht hat und wir haben das Projekt Technologie-Transfer
Wasser am Wasserwirtschaftsamt angesiedelt. Wichtig sind auch die
Hochschule, in der es Überlegungen gibt, Wasseringenieure
auszubilden. Alles in allem lauter Argumente, sich für den Standort
zu interessieren und nicht zuletzt das Bfz mit seinen
internationalen Projekten, dem wir gute und enge Verbindungen mit
Brasilien verdanken. Denn eines ist klar: Wer investieren will, der
sucht nicht mehr nur eine billige grüne Wiese, sondern starke
Partner vor Ort.
Also dienen die Messe und der Ausbau des
Kompetenzzentrums auch konkret dem Anlocken von Unternehmen.
Natürlich dürfen Neuansiedlungen nicht aus
dem Blickfeld geraten. Aber sie spielen in der Regel nicht die
Hauptrolle. Es zeigt sich nämlich, dass rund 80 Prozent des
Wachstums aus dem Bestand kommen, also von Unternehmen, die wir
schon haben. Demzufolge müssen wir darauf achten, dass alle
miteinander noch enger zusammenarbeiten. Es ist längst bewiesen,
dass sich Netzwerke für alle Beteiligten auszahlen.
Ein Beispiel, bitte.
Es kann so laufen: Das Landesamt, das
Wasserwirtschaftsamt oder das Bfz haben internationale Kontakte und
kennen die Probleme andernorts. Und in und um Hof sitzen Firmen mit
entsprechendem Know-how, da können enge Kontakte viel wert sein,
wenn man erfährt, was in anderen Ländern los ist.
Apropos Probleme: Da müsste es einem
Kompetenzzentrum Hof entgegenkommen, dass die Themen Wasser und
Umwelt zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Ganz klar. Dieser Markt wird riesige
Dimensionen annehmen. Schon jetzt werden Wasserkriege in zehn Jahren
vorausgesagt, unser Oberbürgermeister hat in Brasilien selbst
erlebt, wie Kinder im Abwasser hinter einer Jeansfabrik stehen, und
über Klimaveränderungen und deren Folgen muss man wohl nicht mehr
reden. Da ist sehr vieles im Argen und die Probleme müssen gelöst
werden. Das ist einer der Gründe, weshalb wir gerade auf diesen
Bereich setzen. Wir sind dort schon stark und in Zukunft wird sich
sehr, sehr viel tun. Wobei zu sagen ist, dass nicht die Stadt selbst
diese Stärke hat, sondern deren Partner.
Zurück zur Messe. Wird dort allein das
Fachpublikum angesprochen?
Nein, an einem Tag kann jeder alles rund ums
Wasser erfahren. Da können wir uns einer größeren Zahl von Menschen
präsentieren. Und wie gesagt: Unsere Ziel in den nächsten Jahren
ist, die Gleichung „Wasser + Umwelt =Hof“ in vielen Köpfen zu
verankern. Daran zu arbeiten, macht übrigens sehr viel Spaß – auch
wenn es sehr viel Arbeit bedeutet.
Das Gespräch führte Harald Werder
Interview
Walter Friedl, Wirtschaftsförderung Stadt Hof |