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Erschienen in der Frankenpost am 17.03.2009 

Die Geofora – hier im Jahr 2007 in Hof – gehört mit der Messe „Wasser Berlin“ zum internationalen Schauplatz der Branche – die Stadt mischt kräftig mit.

Standort | Vieles spricht dafür, dass dem Markt in den Bereichen Wasser und Umwelt die Zukunft gehört.
„Wir spielen die Image-Karte“

 
Herr Friedl, was eine Messe wert ist, lässt sich für einen Aussteller selten in Cent und Euro berechnen. Was erhofft sich die Stadt Hof von der „Wasser Berlin“?

In Berlin kommt ein Publikum aus aller Welt, vor allem aus dem europäischen Raum zusammen. Wenn es uns gelingt, dass sich – verkürzt formuliert – in den Gehirnen der Besucher die Verbindung zwischen Wasser, Umwelt und Hof bildet, dann haben wir erreicht, was wir wollen. Oder anders formuliert: Wir wollen uns als Kompetenzzentrum in diesem Bereich einen Namen verschaffen. Wobei wir in Berlin einen riesigen Vorteil haben: Wir sind der einzige Wirtschaftsstandort mit einem eigenen Stand. Wir spielen so die Image-Karte aus.

Lohnt der Aufwand? Der Wasser-Umwelt-Bereich macht nicht das Gros der Wirtschaft in Hof aus.

So würde ich das nicht sagen, außerdem bietet er ein enormes Potenzial. Überhaupt kommt man davon ab, einen Wirtschaftsstandort in der Gesamtheit zu bewerben. Wir gehen den Weg, Sparten herauszustellen, in denen wir besonders stark sind. Das sind bei uns Logistik, der sogenannte Back-Office-Bereich mit Call-Centern und ähnlichem, das ist der Automobilbereich und eben Umwelt und Wasser. Damit können wir punkten.

Wie groß ist das vorhandene Potenzial?

Sehr groß. Im Wasser-Umwelt-sektor sind im Großraum Hof rund 500 bis 600 Menschen beschäftigt. Da hört es aber nicht auf. Das Know-how kommt nicht nur aus den Unternehmen. Wir haben das Landesamt für Umwelt, das erst einen Geothermie-Atlas herausgebracht hat und wir haben das Projekt Technologie-Transfer Wasser am Wasserwirtschaftsamt angesiedelt. Wichtig sind auch die Hochschule, in der es Überlegungen gibt, Wasseringenieure auszubilden. Alles in allem lauter Argumente, sich für den Standort zu interessieren und nicht zuletzt das Bfz mit seinen internationalen Projekten, dem wir gute und enge Verbindungen mit Brasilien verdanken. Denn eines ist klar: Wer investieren will, der sucht nicht mehr nur eine billige grüne Wiese, sondern starke Partner vor Ort.

Also dienen die Messe und der Ausbau des Kompetenzzentrums auch konkret dem Anlocken von Unternehmen.

Natürlich dürfen Neuansiedlungen nicht aus dem Blickfeld geraten. Aber sie spielen in der Regel nicht die Hauptrolle. Es zeigt sich nämlich, dass rund 80 Prozent des Wachstums aus dem Bestand kommen, also von Unternehmen, die wir schon haben. Demzufolge müssen wir darauf achten, dass alle miteinander noch enger zusammenarbeiten. Es ist längst bewiesen, dass sich Netzwerke für alle Beteiligten auszahlen.

Ein Beispiel, bitte.

Es kann so laufen: Das Landesamt, das Wasserwirtschaftsamt oder das Bfz haben internationale Kontakte und kennen die Probleme andernorts. Und in und um Hof sitzen Firmen mit entsprechendem Know-how, da können enge Kontakte viel wert sein, wenn man erfährt, was in anderen Ländern los ist.

Apropos Probleme: Da müsste es einem Kompetenzzentrum Hof entgegenkommen, dass die Themen Wasser und Umwelt zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Ganz klar. Dieser Markt wird riesige Dimensionen annehmen. Schon jetzt werden Wasserkriege in zehn Jahren vorausgesagt, unser Oberbürgermeister hat in Brasilien selbst erlebt, wie Kinder im Abwasser hinter einer Jeansfabrik stehen, und über Klimaveränderungen und deren Folgen muss man wohl nicht mehr reden. Da ist sehr vieles im Argen und die Probleme müssen gelöst werden. Das ist einer der Gründe, weshalb wir gerade auf diesen Bereich setzen. Wir sind dort schon stark und in Zukunft wird sich sehr, sehr viel tun. Wobei zu sagen ist, dass nicht die Stadt selbst diese Stärke hat, sondern deren Partner.

Zurück zur Messe. Wird dort allein das Fachpublikum angesprochen?

Nein, an einem Tag kann jeder alles rund ums Wasser erfahren. Da können wir uns einer größeren Zahl von Menschen präsentieren. Und wie gesagt: Unsere Ziel in den nächsten Jahren ist, die Gleichung „Wasser + Umwelt =Hof“ in vielen Köpfen zu verankern. Daran zu arbeiten, macht übrigens sehr viel Spaß – auch wenn es sehr viel Arbeit bedeutet.

Das Gespräch führte Harald Werder

 

Interview
 

Walter Friedl, Wirtschaftsförderung Stadt Hof

 

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