Von Kerstin Dolde
Hof – Marode,
überaltert und an vielen Stellen baufällig. So zeigt sich die Hofer
Jahnturnhalle am Montag bei einer Baubegehung. Am gestrigen
Nachmittag tagte die Verwaltungsspitze zu einer Krisensitzung im
Rathaus. Neben OB Dr. Harald Fichtner waren die Bürgermeister
Eberhard Siller und Bernd Scherdel, Baureferent Franz Pischel sowie
die zuständigen Fachbereichsleiter und Fachleute dabei. „Dabei
wurden die Möglichkeiten ausgelotet, wie mit der aktuellen Situation
umgegangen werden kann“, erklärte im Anschluss Peter Nürmberger von
der Medienstelle der Stadt in einer ersten Stellungnahme.
Wasser dringt durchs Dach
Wie berichtet war die Halle am Sonntag gesperrt worden, nachdem
nach einer längeren Frostperiode Wasser durch das Dach eingedrungen
ist. Noch im Sommer waren die Hofer Flachdächer auf Schwachstellen
untersucht worden. „Die Jahnturnhalle hat eine der niedrigsten
Dachlasten“, betonte Nürmberger, „sie trägt nur 75 Kilogramm pro
Quadratmeter.“
Bei der Begehung am Sonntag wurden Schäden in der Dachabdichtung
festgestellt. Die Folienabdichtung des Flachdaches der 1974 gebauten
Turnhalle ist an mehreren Stellen gerissen und zum Teil großflächig
zerstört. Regen und Schmelzwasser ist in die Dämmung und die
Hohlräume der Trapezbleche gelaufen. Um welche Mengen es sich dabei
handelt, kann nicht seriös bestimmt werden, so steht in einer
Stellungnahme der Stadt zu lesen. „In der Stadt gibt es fast keine
Foliendächer mehr“, führt Nürmberger weiter aus. Bei einer
zulässigen Dachlast von 75 Kilo pro Quadratmeter wäre zudem bei der
Jahnhalle kein Spielraum gegeben, um die Sicherheit weiter zu
garantieren.
Die Fachleute stellten gestern bei der Baubegehung fest, dass
inzwischen auch die Umkleideräume betroffen sind. An den
Hallenseiten läuft Wasser die Wände hinab, das sich in den Sicken
der Trapezbleche der Dachkonstruktion gesammelt hat.
Nun wird die Halle erstmal ausgeräumt, verlassen die Sportgeräte
das marode Gebäude.
Die vor allem vom Schiller-Gymnasium für den Sportunterricht
genutzte Halle steht auf längere Sicht nicht zur Verfügung, heißt es
aus dem Rathaus. Bereits am Sonntag war damit begonnen worden, den
Sportunterricht der Hofer Schulen so zu organisieren, dass möglichst
wenig Stunden ausfallen. Priorität genießen vor allem die Klassen
und Kurse, die im Hinblick auf das Abitur noch Noten benötigen, eben
die Grund- und Leistungskurse Sport der Kollegstufe (siehe auch
Interview unten). Insgesamt werde man in den Hofer Turnhallen für
den Sportunterricht zusammenrücken müssen.
Für den Sportunterricht wird vorerst die Turnhalle in der
Neustädter Schule wieder in Betrieb genommen, die nach der Eröffnung
der neuen Rudolf-Lion-Halle am Sigmundsgraben nicht mehr benutzt
worden war. „Auch die Nutzung der Turnhalle in der
Verwaltungs-Fachhochschule ist dankenswerterweise von der
Hochschulleitung angeboten worden“, meldet die Medienstelle.
Insgesamt hoffen die Verantwortlichen des Fachbereichs Schulen und
Sport, dass sie für rund 50 Prozent des Sportunterrichts kurzfristig
einen Ersatz schaffen können. Die Lage werde sich allerdings erst
entspannen, wenn die Witterung auch wieder Sportunterricht im Freien
zulässt.
Auch für den Vereinssport, hier insbesondere des TSV 1861 Hof,
werde intensiv nach Ausweichmöglichkeiten in Hof, aber auch im
Umland gesucht.
Die Fachleute stellten zudem bei der Krisensitzung fest: Die
Jahnturnhalle ist in allen Bereichen überaltert: Heizung,
Sanitäranlagen, Lüftung und Elektrotechnik entsprechen dem Stand
Anfang der 70-er Jahre. Gravierend sei zudem, dass der
Energieverbrauch wegen unzeitgemäßer Isolierung und alter
Heizungstechnik exorbitant hoch ist. Die dem damaligen Stand der
Technik entsprechende, aber aus heutiger Sicht mangelhafte Dämmung
von Dach und Fassade verursache hohe Kosten. Die mangelnde Dachlast
stelle ein weiteres Problem dar, das sich nicht mit vernünftigem
Aufwand wird lösen lassen.
Neubau möglich?
Schon werden erste Stimmen laut, die einen Neubau nicht
ausschließen oder einer Generalsanierung vorzögen. Als nächster
Schritt will die Stadt das Gespräch mit der Regierung von
Oberfranken suchen. Wegen der nicht vorhandenen
Ausweichmöglichkeiten für den Sportunterricht ist höchste
Dringlichkeit geboten. Hinsichtlich einer möglichen Förderung gilt
das Hauptaugenmerk auch den Konjunkturmaßnahmen, die im Hinblick auf
die energetischen Aspekte Möglichkeiten bieten könnten.
Dass die Dachabdeckung der Jahnturnhalle löchrig ist, sieht auch
der Laie. Die Kunststoffbahnen, die das Dach versiegeln sollen, sind
porös, teilweise sogar lose. Tau- oder Regenwasser kann überall
ungehindert in den Dachstuhl sickern. Foto: Stadt
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