Hof –
Die Zeit der großen Haushaltsdebatten ist in Hof
offensichtlich vorbei. Als es am Freitag im Stadtrat um den
Haushaltsplan für das Jahr 2009 ging, verzichtete die Stadt erstmals
auf ein Rednerpult – die Räte gaben ihre Stellungnahmen von ihren
Plätzen aus ab. Zudem fanden sich in den Zuschauerreihen fast
ausschließlich städtische Mitarbeiter ein.
Da die großen Projekte dieses Jahres seit
langem bekannt sind, richtete sich der Fokus auf den Stellenplan der
Stadt, der vor dem Haushaltsplan einstimmig beschlossen wurde. Hier
hat die Stadt zwei neue Stellen geschaffen. Zum einen wird ein
„Leerstands-Manager“ eingestellt. Er soll dem Trend entgegenwirken,
dass in der Innenstadt immer mehr Geschäfte leer stehen. Zum anderen
kümmert sich künftig ein Mitarbeiter um „koordinierenden
Kinderschutz“. Damit soll eine Art „Frühwarnsystem“ für
Kindesmisshandlungen entstehen. Für diese Stelle gibt es Zuschüsse
vom Freistaat.
Jahr der Investitionen
Dr. Gisela Strunz (CSU) sprach von
„notwendigen Maßnahmen“ in Zeiten knapper Kassen. „Jeder Leerstand
ist einer zu viel und droht, eine gefährliche Abwärtsspirale in Gang
zu setzen.“ Es sei gut, dass die Stadt rasch reagiert habe.
Heidemarie Schwärzel (SPD) zeigte sich
erfreut, dass die Reinigung der städtischen Gebäude weiterhin von
eigenen Kräften erledigt werde. Pläne für eine Fremdvergabe seien
aus „sozialpolitischen Gesichtspunkten“ aufgegeben worden.
Jörg von Rücker (FAB) machte deutlich, dass
das Einsparpotenzial beim Personal an einer Grenze angelangt sei.
„Ganz wichtig“ nannte er es, gegen die Leerstände vorzugehen.
Zum Haushaltsplan, den Kämmereileiter Peter
Fischer nochmals kurz erläuterte, nahm zuerst Oberbürgermeister Dr.
Harald Fichtner Stellung. „2009 wird ein Jahr der Investitionen“,
sagte er. Für die Großprojekte Freiheitshalle, Schule am
Longoliusplatz und Hofecker Schule habe man bereits im vergangenen
Jahr die Voraussetzungen geschaffen; nun sei die Jahnturnhalle als
weiteres millionenschweres Vorhaben hinzugekommen. Es gelte,
wichtige Infrastruktur für die Zukunft zu sichern. „Die
Wirtschaftskrise wird vor der Stadt nicht halt machen.“ Daher müsse
man den „Wind der Veränderung“ aufnehmen und die oberzentrale
Funktion Hofs erhalten und ausbauen.
Wolfgang Fleischer, Vorsitzender der
CSU-Fraktion, erklärte: „Die Schere zwischen dem Sparkurs und
Investieren in die Zukunft der Stadt klafft immer weiter
auseinander.“ Als Beispiel im Straßenbau führte er die untere
Wörthstraße an. Zu den Hofer Filmtagen werde sich die Straße am
Scala-Kino in neuem Glanz präsentieren. Fleischer wies auf den
schlechten Zustand der Kanäle hin; einige Mittel, die ursprünglich
dafür vorgesehen waren, fielen im Laufe der Beratungen dem Rotstift
zum Opfer.
Kanäle in marodem Zustand
„Ohne Hilfe von außen werden wir dem
Teufelskreis nicht entkommen“, betonte SPD-Fraktionschef Dr. Jürgen
Adelt. Besondere Projekte seien nicht mehr machbar. Auch die Wünsche
der Sportvereine in Sachen „Grüne Au“ und Eisteich seien nicht zu
erfüllen. „Sie lassen sich auch über das Konjunkturpaket nicht
umsetzen.“
Joachim Dumann, Sprecher der FAB-Räte, sah
„keinen Grund zum Jubel“. Die Sozialausgaben seien mittlerweile
höher als die Einnahmen aus der Gewerbesteuer, bedauerte er. Das
Beispiel Jahnturnahlle zeige die Folgen einer Vernachlässigung des
Bau-Unterhalts. Die Sanierung der Straßen sei ein wichtiges Thema.
Den Banken werde geholfen, den Kommunen jedoch
nicht, monierte Thomas Etzel (Die Linke). Die Ursachen für die Hofer
Haushaltskrise lägen auch in der Bundes- und Landespolitik. Etzel
lehnte ebenso wie Margit Doll (Die Grünen) den Haushaltsplan ab.
Beide kritisierten vor allem die Zuschüsse für den Flughafen aus
Hofer Haushaltsmitteln sowie das Festhalten an Plänen für ein
„Altstadt-Dach“. J. F.
Eckdaten des Haushaltsplans
Gesamtvolumen:
161,875 Millionen Euro
Verwaltungs-Etat:
128,739 Millionen Euro
Vermögens-Etat:
33,136 Millionen Euro
Schlüsselzuweisungen: 18,5 Millionen Euro
Beteiligung an der Einkommensteuer:
15,43 Millionen Euro
Gewerbesteuer:
15,5 Millionen Euro
Bezirksumlage:
6,447 Millionen Euro
Höchstbetrag an Kassenkrediten: 27 Millionen Euro
Abbau
von Fehlbeträgen aus den Jahren 2003 bis 2007: 3,674
Millionen Euro
Zuführung vom
Verwaltungs- zum
Vermögens-Haushalt (ohne Tilgung der Altfehlbeträge):
1,301 Millionen Euro
Personalkosten:
29,482 Millionen Euro
Baumaßnahmen:
21,04 Millionen Euro
Kreditaufnahmen:
12,427 Millionen Euro
Schuldenstand zum
Jahresende:
128,6 Millionen Euro
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