Von Jan Fischer
Hof – Wenn
heute der Stadtrat das Buskonzept abschließend diskutiert und
beschließt, werden Geschäftsleute aus der obere Bismarckstraße
interessierte Beobachter sein. Denn, aus ihrer Warte betrachtet,
geht es um eine existenzielle Frage: Wird die Bismarckstraße
zwischen Sonnenplatz und Schillerstraße künftig nur noch „bergab“ zu
befahren sein?
Vieles deutet darauf hin, dass es so kommen
wird. Zuletzt der Eilantrag der FAB-Fraktion, die unter anderem für
die Einbahnstraßen-Lösung in der oberen Bismarckstraße und der
Luitpoldstraße eine sechsmonatige Probephase forderte. Eine
Einbahnstraße direkt vor der Ladentür – für die betroffenen
Geschäftsleute wäre das ein schwerer Schlag, wie sie im Gespräch mit
unserer Zeitung am Donnerstag übereinstimmend betonen.
Apotheker Leonhard Wiedemann erinnert an die
Bürgerversammlung im Oktober: Damals habe der Oberbürgermeister
versprochen, keine Entscheidung zu treffen, ohne die Anwohner der
oberen Bismarckstraße anzuhören. Nun wirft er dem OB „Wortbruch“
vor; die Stadt habe sich nicht um die Anliegen der direkt
Betroffenen gekümmert.
Die CSU-Fraktion habe sich zwar mit den
Geschäftsleuten unterhalten; Argumente wie „Nach 15 Jahren muss sich
mal wieder etwas ändern“ verstehe er jedoch nicht. Die SPD-Räte
hätten sich lediglich mit einem Brief an die Anwohner gewandt. Nur
die FAB, mit denen ebenfalls ein Gespräch stattfand, hätten die
Kritik ernst genommen. Wiedemann schlägt jedoch vor, die Probephase
auf vier Wochen zu verkürzen.
Die Gewerbetreibenden in der oberen
Bismarckstraße – fast alle Inhaber von alteingesessenen Hofer
Geschäften – befürchten massive Umsatzeinbußen als Folge einer
veränderten Verkehrsführung. Doris Mattutat vom gleichnamigen
Reisebüro erinnert an die Baustellen in der Bismarckstraße, die
bereits ein Minus in der Kasse bedeutet hätten. Die Schließung des
„E-Centers“ habe sich ebenso negativ ausgewirkt. „Mit einer
Einbahnstraße geht der Umsatz nochmals um 20 Prozent zurück“,
schätzt sie. Gerhard Schmidbauer vom Café Vetter weiß, dass Kuchen
und Torten zu 50 Prozent „über die Straße“, also an Kurzzeit-Parker,
verkauft werden – Einnahmen, die er nun in Gefahr sieht.
Ulrich Krückel von der Lottoannahmestelle
hofft zumindest auf ein Entgegenkommen der Stadt bei den
Parkplätzen. Kurzzeit-Parkplätze vor den Geschäften müssten erhalten
bleiben, wenn die Kunden schon nicht mehr „bergauf“ fahren könnten.
Als die Geschäftsleute der oberen
Bismarckstraße sich am Mittwochabend trafen, um die Lage zu
besprechen, waren sie sich einig: „Es wird eine Regelung für eine
Minderheit getroffen.“ Nach Wiedemanns Worten kommen 90 Prozent der
Kunden in den Hofer Geschäften mit dem Auto in die Stadt, der Rest
per Bus. Gerhard Fickenscher vom „Quelle-Shop“ kritisiert: „Es geht
um den Busverkehr, aber nicht um Kunden, die in die Stadt Hof
gelockt werden sollen.“
Die veränderten Regelungen, zu denen auch eine
Busspur in der oberen Marienstraße gehört, führen nach Ansicht der
Anwohner zu einem „Verkehrschaos“ in der Innenstadt. „Dann werden
Autofahrer das Zentrum bald meiden“, meint Doris Mattutat.
Kritik entzündet sich auch am Stadtmarketing.
Die Bemühungen konzentrierten sich fast nur auf die Ludwigstraße,
sagt Leonhard Wiedemann. Andere Straßen würden kaum mit einbezogen.
„Nicht einmal die Altstadt – und leider auch nicht die
Bismarckstraße.“ |