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Erschienen in der Frankenpost am 06.02.2009 

Künftig nur noch in eine Richtung: Der Hofer Stadtrat wird heute voraussichtlich beschließen, dass die obere Bismarckstraße als Einbahnstraße ausgewiesen wird. Fotos: Hermann Kauper

Protest gegen geplante Einbahnstraße

 
Von Jan Fischer

Hof Wenn heute der Stadtrat das Buskonzept abschließend diskutiert und beschließt, werden Geschäftsleute aus der obere Bismarckstraße interessierte Beobachter sein. Denn, aus ihrer Warte betrachtet, geht es um eine existenzielle Frage: Wird die Bismarckstraße zwischen Sonnenplatz und Schillerstraße künftig nur noch „bergab“ zu befahren sein?

Vieles deutet darauf hin, dass es so kommen wird. Zuletzt der Eilantrag der FAB-Fraktion, die unter anderem für die Einbahnstraßen-Lösung in der oberen Bismarckstraße und der Luitpoldstraße eine sechsmonatige Probephase forderte. Eine Einbahnstraße direkt vor der Ladentür – für die betroffenen Geschäftsleute wäre das ein schwerer Schlag, wie sie im Gespräch mit unserer Zeitung am Donnerstag übereinstimmend betonen.

Apotheker Leonhard Wiedemann erinnert an die Bürgerversammlung im Oktober: Damals habe der Oberbürgermeister versprochen, keine Entscheidung zu treffen, ohne die Anwohner der oberen Bismarckstraße anzuhören. Nun wirft er dem OB „Wortbruch“ vor; die Stadt habe sich nicht um die Anliegen der direkt Betroffenen gekümmert.

Die CSU-Fraktion habe sich zwar mit den Geschäftsleuten unterhalten; Argumente wie „Nach 15 Jahren muss sich mal wieder etwas ändern“ verstehe er jedoch nicht. Die SPD-Räte hätten sich lediglich mit einem Brief an die Anwohner gewandt. Nur die FAB, mit denen ebenfalls ein Gespräch stattfand, hätten die Kritik ernst genommen. Wiedemann schlägt jedoch vor, die Probephase auf vier Wochen zu verkürzen.

Die Gewerbetreibenden in der oberen Bismarckstraße – fast alle Inhaber von alteingesessenen Hofer Geschäften – befürchten massive Umsatzeinbußen als Folge einer veränderten Verkehrsführung. Doris Mattutat vom gleichnamigen Reisebüro erinnert an die Baustellen in der Bismarckstraße, die bereits ein Minus in der Kasse bedeutet hätten. Die Schließung des „E-Centers“ habe sich ebenso negativ ausgewirkt. „Mit einer Einbahnstraße geht der Umsatz nochmals um 20 Prozent zurück“, schätzt sie. Gerhard Schmidbauer vom Café Vetter weiß, dass Kuchen und Torten zu 50 Prozent „über die Straße“, also an Kurzzeit-Parker, verkauft werden – Einnahmen, die er nun in Gefahr sieht.

Ulrich Krückel von der Lottoannahmestelle hofft zumindest auf ein Entgegenkommen der Stadt bei den Parkplätzen. Kurzzeit-Parkplätze vor den Geschäften müssten erhalten bleiben, wenn die Kunden schon nicht mehr „bergauf“ fahren könnten.

Als die Geschäftsleute der oberen Bismarckstraße sich am Mittwochabend trafen, um die Lage zu besprechen, waren sie sich einig: „Es wird eine Regelung für eine Minderheit getroffen.“ Nach Wiedemanns Worten kommen 90 Prozent der Kunden in den Hofer Geschäften mit dem Auto in die Stadt, der Rest per Bus. Gerhard Fickenscher vom „Quelle-Shop“ kritisiert: „Es geht um den Busverkehr, aber nicht um Kunden, die in die Stadt Hof gelockt werden sollen.“

Die veränderten Regelungen, zu denen auch eine Busspur in der oberen Marienstraße gehört, führen nach Ansicht der Anwohner zu einem „Verkehrschaos“ in der Innenstadt. „Dann werden Autofahrer das Zentrum bald meiden“, meint Doris Mattutat.

Kritik entzündet sich auch am Stadtmarketing. Die Bemühungen konzentrierten sich fast nur auf die Ludwigstraße, sagt Leonhard Wiedemann. Andere Straßen würden kaum mit einbezogen. „Nicht einmal die Altstadt – und leider auch nicht die Bismarckstraße.“

 

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