Aktuelles
Erschienen in der Frankenpost am 06.12.2009 

Seit 2006 sitzt Dr. Harald Fichtner auf dem Chefsessel im Hofer Rathaus: Der 44-jährige Jurist weiß, dass die zweite Hälfte seiner Amtszeit weniger spannend sein wird, als es die ersten drei Jahre waren. Die nächsten OB-Wahlen finden im Frühjahr 2012 statt.
 

Die Chancen und Sorgen Hofs

Aufwertung der Innenstadt


In der Hofer Altstadt ist nach dem Scheitern des "Hofer Himmels" nicht alles vorbei. Der Hofer Stadtrat hat inzwischen einen neuen Grundsatzbeschluss gefasst. Wie OB Fichtner erklärt, will er das Altstadt-Dach keinesfalls "durch die Hintertür", der Bürgerwille wird akzeptiert. Fichtner deshalb ganz deutlich: "Es gibt auch keinen Schnellschuss, sondern eine zeitnahe Entscheidung."

Die Stadtverwaltung hat inzwischen die Planungsbüros angeschrieben, die Angebote abgeben sollen. Über die werde zu gegebener Zeit der Hofer Stadtrat entscheiden. Viel Zeit, sagt Fichtner, sei durch das Nein zum Bürgerentscheid nicht verloren gegangen. "Wir wollten mit den Baumaßnahmen in der Altstadt nicht vor 2011 starten. Jetzt werden wir frühestens 2012 loslegen können." Ein Jahr sei damit maximal an Zeitverlust zu beklagen. Ungeachtet eines großen Konzepts könnte es schon bei kleineren Dingen losgehen. "Bänke könnten auch früher aufgestellt oder Beleuchtungskörper neu gestrichen werden."

 

Neuer Fahrplan


Sichtbare Veränderung in der Hofer Altstadt: Hier rollen keine Stadtbusse mehr, die City gehört allein den Fußgängern. Seit Montag voriger Woche gilt in Hof der neue Busfahrplan, der eine geänderte Linienführung beinhaltet. Nicht bei allen Nutzern kommt das neue Streckennetz gut an. OB Fichtner spricht von einer Erprobungsphase und weiß schon jetzt, das gibt er zu, dass es auch einen Nachbesserungsbedarf geben wird. "Darüber muss man auch offen sprechen."

 

Busfreie Altstadt


Die Fragestellung heißt: "Wie nutzen wir die Chancen der Altstadt, wenn dort endlich keine Busse mehr fahren?", sagt Fichtner. Da sich der Handel dafür starkgemacht habe, werde die Diskussion eng mit den Gewerbetreibenden geführt. Die erste Gesprächsrunde startet gleich nach dem Weihnachtsgeschäft. Das Ergebnis sollte eine Liste von Aktionen sein, die 2010 in der Hofer Fußgängerzone stattfinden könnten. "Wir haben wieder eine Fußball-Weltmeisterschaft. Da wären öffentliche Übertragungen doch gelungene Events", sagt Fichtner. Aber auch im kulturellen Bereich, für Kinder und junge Familien könnte die Innenstadt zum Forum werden. "Dabei ist erfreulich, dass der Hofer Stadtrat künftig mehr Mittel bereitstellen will, etwa fürs City-Management."

 

Langer Donnerstag

 

Einkaufen in einer echten Fußgängerzone. Nicht nur am verkaufsoffenen Sonntag ist die Hofer Altstadt jetzt von den Bussen befreit.
 

Die Aktion "Hof bleibt auf" für den langen Donnerstag ist gut angelaufen. Dennoch sind noch längst nicht alle Händler mit dabei. "Ein Einkaufszent-rum tut sich leicht, die schreiben die Öffnungszeiten in den Mietvertrag fest", sagt Fichtner, darauf angesprochen. "Wir können nur an die Solidarität aller appellieren." Dass Hof als Einkaufsstadt attraktiv ist, höre er sehr oft. "Vor allem Auswärtige betonen das."

 

Zentralkauf


Vom Baubeginn ist hier nichts zu sehen und zu spüren: Das ehemalige E-Center steht leer und verlassen da - und viele haben längst die Hoffnung auf einen Lebensmittelmarkt in der Innenstadt aufgegeben. "Der Eigentümer des Gebäudes sitzt in Luxemburg und Irland, er meldet sich kaum oder gar nicht auf unsere Anschreiben", erklärt der Hofer Oberbürgermeister. Damit bekommt seine Stadt die Auswirkungen der weltweiten Finanzkrise hautnah zu spüren.

"Außerdem bekommen wir zu hören, dass 7000 Quadratmeter Verkaufs-Fläche für ein Center zu klein, für einen klassischen Markt aber zu groß sind", führt Fichtner aus. Die Stadt Hof argumentiert dann immer, dass der Busbahnhof ein großer Vorteil sei. "Die Kunden werden direkt hingefahren. Doch je länger der Markt geschlossen bleibt, umso mehr verlaufen sich die Kundenströme." Das sei für ein innerstädtisches Filet-Grundstück sehr schade. Fichtner deshalb: "Wichtig ist, dass der Eigentümer der Immobilie aus der Deckung herauskommt und sagt, was er will."

 

Fluglinie Hof-Frankfurt


 

Der Flughafen am Rande der Stadt ist das Hofer Tor zur großen, weiten Welt: Die Fluglinie nach Frankfurt/Main ist für die kommenden drei Jahre gesichert. Fotos: Hermann Kauper; Archiv
 

Für weitere drei Jahre ist die Fluglinie von Hof nach Frankfurt verlängert worden - und damit auch garantiert. "Ein großer Stein fällt mir vom Herzen", bewertet das der Oberbürgermeister. Gerade die Tatsache, dass das Okay dieses Mal für drei anstatt für bislang üblich zwei Jahre gefallen ist, bewertet er für besonders gut. Deutlich werde nach den Verhandlungen auch für ihn, dass die Lufthansa nicht mehr die Marktmacht habe, die in früheren Jahren zur Schau gestellt worden sei. "Jetzt haben auch andere attraktive Angebote." Wie Fichtner weiter versichert, würde hinter den Kulissen mit Cirrus-Air weiter behandelt. "Wir wollen doch ein Angebot über die Linie hinaus vorhalten."

 


 

Das Container-Terminal ist zum Erfolgsmodell geworden. Die notwendige Erweiterung ist laut

Oberbürgermeister in erreichbare Nähe gerückt.

 


 

Die Leerstände


 

Beste Lage und dennoch leer: Das E-Center am Strauß wartet schon lange auf Umbau und Wiedereröffnung.

Leerstände sind schon seit Jahren ein Thema im Hofer Stadtrat. Und spätestens bei Kommunalwahlen kommt es bei diesem Punkt zu kontroversen Auseinandersetzungen. Im OB-Wahlkampf 2006 hatte Fichtner das Thema der leer stehenden Läden zur Chefsache erklärt. Alsbald war ein "Manager" dafür berufen worden, der sich seitens der Stadtverwaltung in enger Absprache mit dem OB darum kümmern sollte. Die Erfolge lassen indes auf sich warten. So ist die Antwort Fichtners in Sachen "Leerstandsmanagement" klar: "Das müsste nach meiner Auffassung schneller gehen."

 

Ein-Euro-Läden


 

 

Ein-Euro-Läden schießen auch in der Hofer Innenstadt wie Pilze aus dem Boden.


Ein Kritikpunkt, der immer an Fichtner herangetragen wird, ist die Zunahme unattraktiver "Ramsch-Läden" in der Hofer Innenstadt. "Jeder Mensch kauft gerne günstig ein", weiß der Hofer Oberbürgermeister - "und dann klagt man über die vielen Ein-Euro-Läden." Würden die keine Geschäfte machen, könnten die auch die Ladenmieten nicht zahlen. Der Markt dafür, sagt der Oberbürgermeister und zuckt mit den Achseln, sei offenkundig da. Und die Situation sei nicht allein in Hof so.

 

Kommunaler Haushalt

Die Etat-Beratungen für 2010 sind bislang sehr harmonisch verlaufen, betont der Oberbürgermeister. Kein Wunder, denn es gibt kaum Geld zu verteilen. "Die Stimmung ist geprägt von einer gewissen Ratlosigkeit", lautet Fichtners Resümee. Weitere acht Millionen Euro einzusparen, wie es nötig wäre, um den Haushalt auszugleichen, geht leider nicht. "Es gibt keine nennenswerten Einsparpotenziale mehr", sagt Fichtner lapidar. Er wolle deshalb frühzeitig den Kontakt mit dem Regierungspräsidenten suchen. "Andere Städte in Oberfranken bekommen nun auch finanzielle
Probleme", weiß Fichtner. "Da werden wir dann sehen, wie die Rechtsaufsicht damit umgeht."

Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf die Gewerbesteuer lassen eben keinen Haushalt unbeeindruckt. Dazu kommen die steigenden Ausgaben für Soziales. Die Bezirksumlage steigt ebenfalls. "Das alles an sich sind Probleme, die deutschlandweit auftreten", weiß Fichtner. "Nur haben wir in Hof eben keine Rücklagen." Für Kommunen gelte damit das Gleiche wie für Wirtschaftsbetriebe: "Wer gut aufgestellt in eine Krise geht, kommt besser durch als einer, der schon angeschlagen ist."

 

Rasanter Einwohnerverlust


Einst hatte die Stadt weit über 50 000 Einwohner, nach der Grenzöffnung waren es auch schon mal 57 000. Diese Boom-Zeiten sind vorbei. Inzwischen leidet seit Jahren nicht nur die Stadt, sondern die ganze Region an einem rasanten Einwohner-Verlust. "Natürlich macht mir das große Sorgen", weiß Fichtner zu sagen. Der Sterbeüberschuss ist massiv, das Verhältnis der Zu- und Abwanderung dagegen gar nicht mal schlecht, das gelte es weiter zu verbessern. Fehler, die in den 90er-Jahren gemacht worden seien, könnten schlecht rückgängig gemacht werden. "Damals hatten wir viel Wegzug ins Umland. Der Trend geht aber wieder zum Wohnen in der Stadt. Dafür müssen wir werben."


 

Güterverkehrszentrum


Mit einer erfreulichen Nachricht wartet der Oberbürgermeister auf: Für die Erweiterung des Geländes am Container-Terminal stehen die Zeichen gut. Die Bahn hat einen Vertragsentwurf vorgelegt, die Wirtschaftsförderung der Stadt sei in guten Gesprächen mit der Firma Pöhland, die das Container-Terminal betreibe. "Das Projekt ums Güterverkehrszentrum geht voran", betont der OB.

 

Chefsache Stadtmarketing

Das Marketing habe für ihn, Fichtner, einen großen Stellenwert. Dennoch ist der Oberbürgermeister nicht ganz glücklich über den engen finanziellen Spielraum, den sich die Stadt verordnen müsse. "Unter einer Viertelmillion Euro geht mit einer professionellen Werbeagentur leider nichts. Das ist für uns nicht drin", bedauert Fichtner. Eine Stadt wie Schweinfurt, so klagt er, kann noch weit mehr als eine Viertelmillion für die Image-Kampagne und die Positionierung aufwenden. Hof hat das Geld nicht auf der hohen Kante. Deshalb betont der Oberbürgermeister die Leistungen von Stadtmarketing-Chefin Ute Fischer: "Sie hat im Rahmen der Möglichkeiten gute Arbeit geleistet. Mehr geht nicht. Wir müssen mit unseren Ressourcen leider haushalten."

 

Freiheitshalle und mehr


 

Großbaustelle eines Vorzeigeprojektes: Die Hofer Freiheitshalle soll in wenigen Monaten in neuem Glanz erstrahlen.

Die Großbaustelle Freiheitshalle sieht der Hofer Oberbürgermeister mit großer Freude. "Es war gut, dass sich der Hofer Stadtrat schnell einig war und eine Lösung gefunden wurde." Gleiches gelte für die Erweiterung des Museums. Hätte das "Ja" des Stadtrates weiter auf sich warten lassen, wäre der Bau zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr möglich. Auch in Sachen Jahnhalle gehe es erfreulich schnell voran: Im Januar 2009 sei die alte Halle wegen Baufälligkeit gesperrt worden, Anfang des neuen Jahres ist Baubeginn.

 

Seine Bilanz


Dem OB Harald Fichtner ist klar: "Die erste Halbzeit meiner sechs Jahre war spannender, als die zweite sein wird. In den ersten drei Jahren konnte ich mehr auf den Weg bringen. Jetzt sind meine Spielräume gering." Umso mehr freue ihn der Bau der Freiheitshalle als sichtbares Zeichen, dass es doch in der Stadt vorangehe. Fichtner sagt aber auch: "Die Freiheitshalle ist kein Denkmal für den OB, sondern eine Notwendigkeit für die Stadt!"


 

Freude an der Arbeit


Er steht häufig im Fadenkreuz der Kritik, hat aufgrund der desolaten Haushaltssituation seiner Stadt wenig Handlungsspielraum und auch sonst ist vieles in der Stadt Hof erst im zweiten oder dritten Anlauf zu meistern. Bei all diesen Hürden und Hindernissen stellt sich also die Frage: Ist der Hofer Oberbürgermeister eigentlich noch gerne im Amt? Ein klares Ja kommt als Antwort. "Die Freude überwiegt immer noch", sagt Fichtner. Es gäbe ja sichtbare Dinge in der Stadt, die sich in den letzten Jahren entwickelt haben. "Man kann sich nur ärgern, wenn man etwas nicht geschafft hat, weil man sich nicht bemüht hat." Er müsse sich als OB weder in Sachen Flughafen-Ausbau noch beim Projekt "Hofer Himmel" etwas vorwerfen. "Da habe ich alles versucht. Aber es leider nicht geschafft."

 

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