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Erschienen in der Frankenpost am 19.11.2009 

Claus Müller, Geschäftsführer der Stadtwerke Hof

"Meine Vision ist die schwarze Null"

 
Herr Müller, welche Themen bewegen derzeit die Verkehrsunternehmen?

Bei der Herbsttagung des Verbands der Verkehrsunternehmen am Dienstag in Bayreuth ging es vor allem um die Auswirkungen des Koalitionsvertrags. Dabei bestimmten die aktuelle Lage des ÖPNV und die Verkehrspolitik im Freistaat Bayern die Diskussion.

Wie entwickelt sich allgemein der Personen-Nahverkehr in Bayern?

Ganz entgegengesetzt: In Ballungsräumen wächst der Verkehr auf Bus und Schiene - das heißt, hier sind steigende Fahrgastzahlen zu verzeichnen. Auf dem flachen Land - und dazu zähle ich auch Hof - hingegen wird es zunehmend schwierig, einen wirtschaftlichen ÖPNV anzubieten.

Woran liegt das?

Uns kommen schlicht die Nutzer abhanden. Die demographische Entwicklung macht sich hier bemerkbar. Erschwerend kommt hinzu, dass Bund und Land die Finanzierung des ÖPNV zurückfahren. Es treten Finanzierungslücken auf.

Konkret: In welchen Bereichen ist dies der Fall?

Es gab Streichungen von Mitteln für die Schülerbeförderung, die Beförderung Schwerbehinderter und die Infrastruktur. Das bringt uns in Hof - aber auch viele andere Verkehrsunternehmen - in die Bredouille.

Welche Forderungen richten Sie an die "große Politik"?

Die Unternehmen sollten in die Lage versetzt werden, Daseinsvorsorge zu leisten. In Hof gilt es, neben dem ÖPNV auch die Bäder zu finanzieren. Dazu erwarten wir eine klare Antwort der Politik.

Wie hoch ist der Stellenwert, den der ÖPNV in Hof genießt?

Ich glaube, der ÖPNV hat in Kommunen generell einen hohen Stellenwert wegen des ökologischen Faktors. Wenn Sie die Personen-Kilometer von Bussen und Individualverkehr gegenüberstellen, stellen Sie fest, dass der CO2-Ausstoß der Busse um mehr als Hälfte geringer ist. Das ist natürlich ein entscheidendes Plus.

Verglichen mit anderen Städten - wie groß ist der Einschnitt für Hof durch das ÖPNV-Konzept?

Das ist alles andere als eine Eintagsfliege in Bayern. In Landshut musste wie in Hof eine Altstadt-Umfahrung organisiert werden. Auch dort wurde das Liniennetz neu gestaltet, es kam zu Veränderungen in der Verkehrsführung. Hof wird sicher nicht die letzte Stadt sein, die die Strukturen in der Innenstadt verändert.

Wo sehen Sie den Busverkehr in Hof in zehn Jahren?

Das lässt sich kaum vorhersagen. Ich würde mir wünschen, dass bis dahin die Vielzahl der Bürger ihr Auto zu Hause stehen lässt und die Busse nutzt. So käme es zu einer wirtschaftlichen Gestaltung des ÖPNV, und wir müssten gar nicht erst über Fahrpreis-Erhöhungen reden. Ich hoffe, dass sich das Ergebnis durch das ÖPNV-Konzept verbessert. Meine Vision ist die schwarze Null im betriebswirtschaftlichen Ergebnis der Hof-Verkehr GmbH.

Das Gespräch führte Jan Fischer

Interview
 

 

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