Von Rainer Schmidt
Hof - Bis
tief in die Nacht hinein haben Claus Müllers Helfer
Fahrplan-Heftchen und Broschüren gedruckt. Gestern musste
schließlich alles fertig sein, denn der 4. November 2009 ist für den
Stadtwerke-Chef ein "magisches Datum": Der weite Weg bis zum
vollkommen neu strukturierten öffentlichen Personen-Nahverkehr
(ÖPNV) in der Stadt findet damit ein Ende.
Das Konzept, das Müller gemeinsam mit
Hof-Bus-Geschäftsführer Walter Oelschlegel und Oberbürgermeister Dr.
Harald Fichtner den versammelten Pressevertretern vorstellte,
beinhalte weit mehr als nur neue Nummern für die Linien und neue
Spuren für die Busse. Und es ist weit mehr als lediglich die
Verbannung der Busse aus der Altstadt, ergänzt OB Fichtner.
Die Ziele hinter der wohl größten Reform, seit
in Hof die Busse rollen, ist es, den Standortfaktor ÖPNV auszubauen.
1,9 Millionen Euro lässt sich die Stadt dieses Angebot jährlich
kosten, ein Haushaltsposten, der Jahr für Jahr als Zuschuss an die
Stadtwerke-Tochter Hof-Bus fließt. Diese Summe wolle man verringern,
erklärt Fichtner - vor allem, indem durch steigende Attraktivität
mehr zahlende Fahrgäste gewonnen werden.
Jagd nach der schwarzen Null
Aber wie macht man ein ÖPNV-Angebot
attraktiver? Zum einen, indem die Stadtgebiete stärker angebunden
werden, in denen das größte Interesse am Busfahren herrscht. Das
sind vor allem - und Gutachten sowie Bürgerstimmen bestätigen dies -
die Straßenzüge rund um die beiden Hochschulen. Außerdem sind der
Hauptbahnhof und der Hofer Untreusee nun stärker in das Liniennetz
integriert.
Dank insgesamt verkürzter Fahrstrecken und der
erhofften neuen Fahrgäste rechnen die Stadtwerke damit, ihr
Betriebsergebnis mit der Reform um gut 400 000 Euro verbessern zu
können. Das Ziel - "oder besser gesagt die Vision" - sei zwar die
schwarze Null, sagt Claus Müller. Allerdings geben die Redner zu
bedenken: "In Städten, die einen derartigen Wert beim ÖPNV
tatsächlich erreichen, fährt am Wochenende sicher kein Bus."
Und ein solches Szenario will man in Hof
natürlich nicht. Stattdessen sind die Wochenend-Linien nun denen der
anderen Tage angeglichen: "Der Siebener fährt am Samstag genauso wie
am Montag", verspricht der Oberbürgermeister.
Allerdings fährt der "Siebener" schon bald auf
einer neuen Route - genau wie die meisten anderen Busse auch. Vom
30. November an ändern sich mit dem Fahrplan auch die Namen der
Linien. "Für langjährige Buskunden ist das sicher die drastischste
Veränderung", glaubt Fichtner. Claus Müller vergleicht die
bevorstehende Übergangsphase gar mit der Umstellung auf den Euro:
"Manche rechnen auch heute noch um - aber die meisten wissen
inzwischen, was der Euro ist."
Am Tag vor dem Fahrplanwechsel steht für
Müllers Mitarbeiter dann noch einmal eine Nachtschicht an: In acht
bis zehn Trupps rücken diese aus, um die Fahrpläne an den gut 160
Haltestellen im Stadtgebiet auszutauschen.
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