Tausende feiern die Einheit
Mödlareuth/Saarbrücken
- 20 Jahre nach dem Fall der Mauer hat Kanzlerin Angela
Merkel (CDU) die Deutschen aufgerufen, sich ein Beispiel am Mut der
DDR-Bürger 1989 zu nehmen. Sie sollten sich auch in der Krise
engagieren und verantwortungsvoll handeln. "Wir brauchen eine
permanente produktive Unruhe, so wie wir sie 1989 (...) erlebt
haben", sagte Merkel am Samstag beim zentralen Festakt zum Tag der
Deutschen Einheit in Saarbrücken. Im ehemals geteilten Dorf
Mödlareuth im Kreis Hof forderte Bundeswirtschaftsminister
Karl-Theodor zu Guttenberg als Hauptredner des Deutschlandfestes der
CSU, Mut und Zivilcourage der Menschen in der ehemaligen DDR nie zu
vergessen.
Rund eineinhalb Millionen Menschen hatten in der saarländischen
Hauptstadt und in Berlin friedlich den 3. Oktober gefeiert. Die mehr
als einen Kilometer lange Festmeile auf der Straße des 17. Juni am
Brandenburger Tor musste zwischenzeitlich wegen Überfüllung
geschlossen werden. Das Saarland war nach 1993 zum zweiten Mal
Gastgeber der zentralen Feier.
Die Bürger könnten einen wichtigen Beitrag zur Überwindung der
aktuellen Krise leisten, sagte Merkel. Auch die Wiedervereinigung
sei nicht vom Himmel gefallen. Die Einheit, die am 3. Oktober 1990
durch den Beitritt der Länder Brandenburg, Mecklenburg- Vorpommern,
Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen sowie Berlins zur
Bundesrepublik vollzogen wurde, sei das Ergebnis einer starken
Sehnsucht nach Freiheit gewesen.
Saarlands Ministerpräsident Peter Müller (CDU) warnte in seiner
Rede vor einer Verharmlosung der DDR-Geschichte. An der Berliner
Mauer hätten mindestens 136 Menschen ihr Leben gelassen, es habe
keine freien Wahlen gegeben und Oppositionelle seien misshandelt
worden. Es grenze fast an ein Wunder, dass die Revolution 1989
friedlich geblieben sei, betonte Müller.
Zwanzig Jahre nach dem Mauerfall sei Deutschland
"auf einem guten Weg". "Es gibt blühende Landschaften, wenn auch
nicht überall", sagte der amtierende Bundesratspräsident. Die Mauer
in den Köpfen sei weitgehend eingerissen. "Es wächst wirklich
zusammen, was zusammengehört."
In Mödlareuth gab es außer dem traditionellen CSU-Fest eine
hochrangig besetzte Diskussionsrunde und eine Ausstellungseröffnung
im Deutsch-Deutschen Museum. Zeitzeugen, die den Weg über die Prager
Botschaft genommen hatten, um aus der DDR ausreisen zu können,
berichteten über ihre Erlebnisse. Zum 20. Jahrestag der Einheit
wurde zudem an der Nahtstelle zwischen den ehemaligen politischen
Systemen eine Ausstellung eröffnet, in der Erinnerungsstücke aus dem
Botschaftsgelände, Fotos und Biographien der Prager
Botschaftsflüchtlinge den gefährlichen Weg in die Freiheit
nachzeichnen.
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