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Erschienen in der Frankenpost am 30.09.2009 

Die Staatsregierung nimmt die Stadt Hof nicht ernst, das war der Vorwurf viele Stadträte an den Oberbürgermeister. Im Kampf um Mittel fürs Theater habe er sich bislang zu sehr zurückgehalten

Stummer Schrei nach Hilfe

 

Von Christoph Plass

Hof - "Die Stadt will München in die Pflicht nehmen", titelte die Frankenpost am 11. Juli; "Wir werden die gesamte Klaviatur nutzen", versprach Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner damals; ein "Wir müssen mit allen Kanonen schießen" entfuhr ihm diese Woche. Allein: So eilig ist's anscheinend gerade nicht. Es geht um das Theater Hof, um dessen Betrieb und Bezahlung, die Finanzierung und die Aufrechterhaltung. Mitte Juli hatte der Stadtrat mit Verve und Nachdruck verlangt, bei der Staatsregierung Druck auszuüben. Mit einer Resolution wollte das Gremium mehr Mittel einfordern. Passiert ist bislang wenig.

SPD-Fraktionsvorsitzender Dr. Jürgen Adelt war es, der am Montag im Hauptausschuss des Hofer Stadtrats das Thema aufs Tapet brachte: "Hof muss sich endlich an den Staat wenden!" Wenn die Defizite des Hofer Theaters - allein in der vergangenen Spielzeit fehlten 700 000 Euro - nicht von München übernommen würden, stehe erneut die Gefahr einer Spartenschließung im Raum. Adelt: "Die beste Premiere nützt uns nichts, wenn es die letzte war!"

Zwei Monate Wartezeit

Das war der Punkt, an dem auch Wilfried Anton, CSU, der Geduldsfaden riss: "Wir wollten in München noch vor der Wahl etwas bewegen. Doch Druck ist nicht aufgebaut worden, das war eher ein Plätschern." Konkret bezog sich Anton dabei auf die Art, wie die Stadtverwaltung die Forderung nach mehr Geld transportiert hat: Am 9. September, zwei Monate nach der Resolution, ging ein Brief an den zuständigen Staatsminister Dr. Wolfgang Heubisch heraus.

Für Anton sei das nicht genug: "Wenn da nicht massiv und zügigst politisch gearbeitet wird, sind wir wieder die Dummen!" In die Wunde schlug auch Joachim Dumann, FAB: "Wir wollen schießen, doch unsere Kanonen sind nicht in Stellung." Claudia Graichen-Freundel, CSU, stieß ins gleiche Horn: "Die Münchner nehmen uns nicht mehr ernst, wir werden lächerlich gemacht."

Mit offenem Emotions-Ventil machten die Stadträte ihrem Unmut über die Ungleichbehandlungen der Stadt in verschiedenen Bereichen Luft - vom SZ-Artikel übers Koma-Saufen in der Stadt, den Wilfried Anton ansprach, bis zum unentschuldigten Fernbleiben einer Regierungsbeamtin bei der Interessensgemeinschaft Marienviertel, das Karola Böhm, SPD, monierte. Die Richtung, in die die Giftpfeile zielten, war bei allen Themen die gleiche: Der Oberbürgermeister habe sich um diese Dinge zu kümmern.

In Sachen Theater zumindest werfen die Betroffenen selbst dem Stadtoberhaupt keine Untätigkeit vor: "Er musste zunächst abwarten, wie unser vorläufiger Jahresplan aussieht", sagt Theater-Intendant Uwe Drechsel. Der Plan stehe jetzt, auf diesen gefestigten Zahlen könne die Stadt auch an die Regierung herantreten. "Wer da einfach ins Grüne schießt, kommt bei keinem Politiker an", sagt Drechsel.

Ja, auch in diesem Jahr werde sein Haus ein Defizit einfahren. Zahlen will der Intendant nicht nennen, der Zweckverband hat die vorläufige Rechnung noch nicht genehmigt. Doch gibt sich Drechsel optimistisch: "Das Defizit wird wohl geringer ausfallen als befürchtet."

Langfristiger denken

Auch für Peter Nürmberger, der Leiter des Fachbereichs Medien bei der Stadt ist und zudem im Vorstand der Hofer Theaterfreunde sitzt, sei das bisherige Vorgehen kein Grund für Entrüstung: "Ja, das alles hätte schneller gehen können. Doch die Sommerferien haben die Situation nicht einfacher gemacht." Die Theaterförderung sei schließlich eine langfristige Angelegenheit, in der eine gute Strategie gefordert sei.

Der Brief an Minister Heubisch habe ein klares Bekenntnis zum vollständigen Erhalt des Hauses gefordert. Eine Antwort ist bislang nicht eingegangen, noch habe die Stadt auch keine angemahnt. Nürmberger: "Es geht beim Freistaat immer noch um einen Partner, nicht um einen Gegner."

Am Dienstag, einen Tag nach den Attacken im Ausschuss, mahnt auch CSU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Fleischer noch einmal zur Besonnenheit: "Ich denke, dass der gesamte Stadtrat den Oberbürgermeister unterstützen wird." Ob ein Brief nach München genug des Kampfes ist, darauf will er nicht recht antworten.
 

 

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