Stummer Schrei
nach Hilfe
Von Christoph Plass
Hof - "Die
Stadt will München in die Pflicht nehmen", titelte die
Frankenpost
am 11. Juli; "Wir werden die gesamte Klaviatur nutzen",
versprach Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner damals; ein "Wir
müssen mit allen Kanonen schießen" entfuhr ihm diese Woche. Allein:
So eilig ist's anscheinend gerade nicht. Es geht um das Theater Hof,
um dessen Betrieb und Bezahlung, die Finanzierung und die
Aufrechterhaltung. Mitte Juli hatte der Stadtrat mit Verve und
Nachdruck verlangt, bei der Staatsregierung Druck auszuüben. Mit
einer Resolution wollte das Gremium mehr Mittel einfordern. Passiert
ist bislang wenig.
SPD-Fraktionsvorsitzender Dr. Jürgen Adelt war es, der am Montag
im Hauptausschuss des Hofer Stadtrats das Thema aufs Tapet brachte:
"Hof muss sich endlich an den Staat wenden!" Wenn die Defizite des
Hofer Theaters - allein in der vergangenen Spielzeit fehlten 700 000
Euro - nicht von München übernommen würden, stehe erneut die Gefahr
einer Spartenschließung im Raum. Adelt: "Die beste Premiere nützt
uns nichts, wenn es die letzte war!"
Zwei Monate Wartezeit
Das war der Punkt, an dem auch Wilfried Anton, CSU, der
Geduldsfaden riss: "Wir wollten in München noch vor der Wahl etwas
bewegen. Doch Druck ist nicht aufgebaut worden, das war eher ein
Plätschern." Konkret bezog sich Anton dabei auf die Art, wie die
Stadtverwaltung die Forderung nach mehr Geld transportiert hat: Am
9. September, zwei Monate nach der Resolution, ging ein Brief an den
zuständigen Staatsminister Dr. Wolfgang Heubisch heraus.
Für Anton sei das nicht genug: "Wenn da nicht massiv und zügigst
politisch gearbeitet wird, sind wir wieder die Dummen!" In die Wunde
schlug auch Joachim Dumann, FAB: "Wir wollen schießen, doch unsere
Kanonen sind nicht in Stellung." Claudia Graichen-Freundel, CSU,
stieß ins gleiche Horn: "Die Münchner nehmen uns nicht mehr ernst,
wir werden lächerlich gemacht."
Mit offenem Emotions-Ventil machten die Stadträte ihrem Unmut
über die Ungleichbehandlungen der Stadt in verschiedenen Bereichen
Luft - vom SZ-Artikel übers Koma-Saufen in der Stadt, den Wilfried
Anton ansprach, bis zum unentschuldigten Fernbleiben einer
Regierungsbeamtin bei der Interessensgemeinschaft Marienviertel, das
Karola Böhm, SPD, monierte. Die Richtung, in die die Giftpfeile
zielten, war bei allen Themen die gleiche: Der Oberbürgermeister
habe sich um diese Dinge zu kümmern.
In Sachen Theater zumindest werfen die Betroffenen selbst dem
Stadtoberhaupt keine Untätigkeit vor: "Er musste zunächst abwarten,
wie unser vorläufiger Jahresplan aussieht", sagt Theater-Intendant
Uwe Drechsel. Der Plan stehe jetzt, auf diesen gefestigten Zahlen
könne die Stadt auch an die Regierung herantreten. "Wer da einfach
ins Grüne schießt, kommt bei keinem Politiker an", sagt Drechsel.
Ja, auch in diesem Jahr werde sein Haus ein Defizit einfahren.
Zahlen will der Intendant nicht nennen, der Zweckverband hat die
vorläufige Rechnung noch nicht genehmigt. Doch gibt sich Drechsel
optimistisch: "Das Defizit wird wohl geringer ausfallen als
befürchtet."
Langfristiger denken
Auch für Peter Nürmberger, der Leiter des Fachbereichs Medien bei
der Stadt ist und zudem im Vorstand der Hofer Theaterfreunde sitzt,
sei das bisherige Vorgehen kein Grund für Entrüstung: "Ja, das alles
hätte schneller gehen können. Doch die Sommerferien haben die
Situation nicht einfacher gemacht." Die Theaterförderung sei
schließlich eine langfristige Angelegenheit, in der eine gute
Strategie gefordert sei.
Der Brief an Minister Heubisch habe ein klares Bekenntnis zum
vollständigen Erhalt des Hauses gefordert. Eine Antwort ist bislang
nicht eingegangen, noch habe die Stadt auch keine angemahnt.
Nürmberger: "Es geht beim Freistaat immer noch um einen Partner,
nicht um einen Gegner."
Am Dienstag, einen Tag nach den Attacken im Ausschuss, mahnt auch
CSU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Fleischer noch einmal zur
Besonnenheit: "Ich denke, dass der gesamte Stadtrat den
Oberbürgermeister unterstützen wird." Ob ein Brief nach München
genug des Kampfes ist, darauf will er nicht recht antworten.
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