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Erschienen in der Frankenpost am 29.09.2009 

Björn Weishaupt, Geschäftsführer des Kaufhofs in Hof

"Wir heben uns nicht von anderen Städten ab"

 
Herr Weishaupt, wie sehr tut Ihnen das Ergebnis des Bürgerentscheids weh?

Die Enttäuschung ist natürlich groß. Aber man muss das Ergebnis akzeptieren.

Ernst-Dieter Rochon hat von einem herben Rückschlag im Konkurrenzkampf mit Nachbarstädten wie Bayreuth oder Plauen gesprochen - teilen Sie diese Auffassung?

Hundertprozentig. Es ist eine zukunftsweisende Chance vertan worden, die Stadt und die Innenstadt für die nächsten 25 Jahre fit zu machen. Es wird uns nicht gelingen, uns von anderen Städten abzuheben, die ebenfalls ihr Zentrum aufwerten.

Das heißt, Sie befürchten, dass die Einkaufsstadt Hof im Rennen mit der Konkurrenz an Boden verliert?

Ich hoffe es nicht, aber es könnte sein, dass die Einzelhändler und die Stadt in einigen Jahren die Quittung für diese Entscheidung erhalten.

Wie konkret könnte diese Quittung aussehen?

Leerstände könnten zunehmen, weitere Fachgeschäfte sich verabschieden. Und das Niveau des Angebots könnte weiter sinken.

Welche Folgen sehen Sie für den Kaufhof?

Wir haben abgewartet, wie der Entscheid ausfällt. Es gab keine Pläne für den Fall, dass der "Hofer Himmel" nicht kommt. Wir werden uns überlegen müssen, was wir tun können, um unser Geschäft weiter nach vorne zu bringen und wie wir investieren - das gilt aber für alle Akteure in der Altstadt.

Wer muss jetzt Ihrer Meinung nach aktiv werden?

Zum einen ist die Stadt gefordert, bald neue Entwürfe vorzulegen. Zum anderen müssen jetzt auch die Gegner des "Himmels" mitarbeiten.

Sind, im Rückblick, die Hofer Bürger ausreichend mitgenommen worden auf dem Weg zum "Himmel"?

Die Bürger hatten die Möglichkeit, sich rechtzeitig und umfassend zu informieren. Das ganze Projekt ist öffentlich begleitet worden. Es gab Workshops, die Präsentation bei der Oberfranken-Ausstellung und die Ausstellung des Modells. Ich bin überzeugt davon, dass viele Gegner trotz allem nicht richtig informiert waren. Ich möchte aber keine Schelte betreiben - wir müssen nach vorne schauen.

Der "Himmel" kommt nicht, die busfreie Altstadt hingegen schon bald - ein Problem für Sie?

Ich war ja zunächst gegen die Herausnahme der Busse aus der Altstadt. Dann habe ich der Maßnahme zugestimmt unter der Voraussetzung, dass parallel dazu eine Aufwertung der Altstadt eingeleitet wird. Nun haben wir die Situation, dass wir in wenigen Wochen die Bushaltestelle vor unser Haustür verlieren - es ist immerhin die Haltestelle mit der zweitgrößten Frequenz in ganz Hof - und wir haben keine konkrete Aussicht auf eine Umgestaltung.

Was bedeutet eine Altstadt ohne Busverkehr unter diesen Vorzeichen?

Es war uns klar, dass wir wegen der busfreien Altstadt eine Durststrecke erleben werden. Doch bislang gab es immer die Aussicht auf einen Baubeginn in wenigen Jahren. Nun ist es offen, wann in der Altstadt gebaut wird. Es gibt erst einmal neue Entwürfe.

Wenn es noch möglich wäre, sollte die Entscheidung für die busfreie Altstadt zurückgestellt werden?

Im Grunde genommen müsste man jetzt mit der busfreien Altstadt noch etwas warten. Es beginnt ein neues Verfahren mit neuer Entwurfsplanung, und das wird einige Zeit dauern.

Was meinen Sie: Wie wird sich die Altstadt in fünf Jahren präsentieren?

Ich denke, es wird sich in etwa so darstellen, wie es unter dem "Himmel" aussehen sollte. Also: Grünflächen, Sitzbänke, Ruhezonen, Verweilinseln und Spielgeräte werden entstehen - auch ohne die Glas-Konstruktionen. Dazu kommen eine gepflegte Außen-Gastronomie und entsprechende Events.

Das Gespräch führte Jan Fischer
 

 

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