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Erschienen in der Frankenpost am 16.09.2009 

Rätselraten um das günstigste Gebot

 
Von Rainer Schmidt

Hof - Eine einfache Bekanntgabe im Bauausschuss des Hofer Stadtrats hat gestern für mächtig Wirbel gesorgt. Es ging um die Freiheitshallen-Baustelle, genauer gesagt um den Abbruch der Fassadenverkleidung. Anfang August - also mitten in der Sommerpause des Stadtrats - hatte Bürgermeister Eberhard Siller den entsprechenden Auftrag an die Lichtenfelser Firma Bergmann vergeben, gemäß Artikel 37 Absatz 3 der Gemeindeordnung (siehe Kasten). 37 282,70 Euro forderte das Lichtenfelser Unternehmen für die Arbeiten - und lag damit deutlich unter den drei weiteren Anbietern, die jeweils über 100 000 Euro verlangten.

Diese enorme Differenz stellte die Stadträte gestern vor ein Rätsel. Der zuständige Fachbereichsleiter Jürgen Ultsch versicherte jedoch, dass die Verwaltung angesichts des Preisunterschiedes das Angebot genau unter die Lupe genommen habe. Schnell stand fest, dass sich die Lichtenfelser wohl nicht verkalkuliert hätten - die Konkurrenz habe wahrscheinlich Unwägbarkeiten vermutet.

Stadträtin Margit Doll (Die Grünen) wollte wissen, was geschehe, wenn eben diese Unwägbarkeiten eintreten sollten. Aber da wusste Ultsch sie zu beruhigen: Die Maßnahme ist ja bereits abgeschlossen.

Bereits abgeschlossen

Dass aber auch diese Auftragsvergabe unter den "37/3" fiel, stieß bei den Räten nicht nur auf Zustimmung. Zumal im Verlauf der Sitzung schnell klar wurde, dass das günstigste Angebot zwar wesentlich unter denen der Konkurrenz lag, die städtische Kalkulation aber immer noch überschreite. Rainer Kellner (SPD) gestand ein, er habe sich zunächst über die vermeintlich gesparten 60 000 Euro gefreut - doch angesichts des nicht genau ausgeführten Vergleichs mit der Kostenschätzung "stehen mir jetzt die Haare zu Berge, wenn ich an die weiteren, ausstehenden Vergaben denke", sagte er. Gerade über derart wichtige Fragen sollten der Stadtrat und seine Ausschüsse entscheiden, betonte er. Und stieß damit ins gleiche Horn wie zuvor schon sein CSU-Kollege Dieter Puschert, der davor warnte, die Verwaltungsentscheidungen überhand nehmen zu lassen: "Damit beschneiden wir unsere Kompetenzen", mahnte Puschert und regte an, zu prüfen, welche Erfahrungen andere Städte mit einem speziell für die Sommerpause zusammengestellten "Ferienausschuss" gemacht hätten.

 

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