Von Rainer Schmidt
Hof - Eine
einfache Bekanntgabe im Bauausschuss des Hofer Stadtrats hat gestern
für mächtig Wirbel gesorgt. Es ging um die
Freiheitshallen-Baustelle, genauer gesagt um den Abbruch der
Fassadenverkleidung. Anfang August - also mitten in der Sommerpause
des Stadtrats - hatte Bürgermeister Eberhard Siller den
entsprechenden Auftrag an die Lichtenfelser Firma Bergmann vergeben,
gemäß Artikel 37 Absatz 3 der Gemeindeordnung (siehe Kasten). 37
282,70 Euro forderte das Lichtenfelser Unternehmen für die Arbeiten
- und lag damit deutlich unter den drei weiteren Anbietern, die
jeweils über 100 000 Euro verlangten.
Diese enorme Differenz stellte die Stadträte gestern vor ein
Rätsel. Der zuständige Fachbereichsleiter Jürgen Ultsch versicherte
jedoch, dass die Verwaltung angesichts des Preisunterschiedes das
Angebot genau unter die Lupe genommen habe. Schnell stand fest, dass
sich die Lichtenfelser wohl nicht verkalkuliert hätten - die
Konkurrenz habe wahrscheinlich Unwägbarkeiten vermutet.
Stadträtin Margit Doll (Die Grünen) wollte wissen, was geschehe,
wenn eben diese Unwägbarkeiten eintreten sollten. Aber da wusste
Ultsch sie zu beruhigen: Die Maßnahme ist ja bereits abgeschlossen.
Bereits abgeschlossen
Dass aber auch diese Auftragsvergabe unter den "37/3" fiel, stieß
bei den Räten nicht nur auf Zustimmung. Zumal im Verlauf der Sitzung
schnell klar wurde, dass das günstigste Angebot zwar wesentlich
unter denen der Konkurrenz lag, die städtische Kalkulation aber
immer noch überschreite. Rainer Kellner (SPD) gestand ein, er habe
sich zunächst über die vermeintlich gesparten 60 000 Euro gefreut -
doch angesichts des nicht genau ausgeführten Vergleichs mit der
Kostenschätzung "stehen mir jetzt die Haare zu Berge, wenn ich an
die weiteren, ausstehenden Vergaben denke", sagte er. Gerade über
derart wichtige Fragen sollten der Stadtrat und seine Ausschüsse
entscheiden, betonte er. Und stieß damit ins gleiche Horn wie zuvor
schon sein CSU-Kollege Dieter Puschert, der davor warnte, die
Verwaltungsentscheidungen überhand nehmen zu lassen: "Damit
beschneiden wir unsere Kompetenzen", mahnte Puschert und regte an,
zu prüfen, welche Erfahrungen andere Städte mit einem speziell für
die Sommerpause zusammengestellten "Ferienausschuss" gemacht hätten. |