Hof –
Peter Hegwein ist aus allen Wolken gefallen, als er am
Samstag die Zeitung aufschlug. Dass der Ausbau des Museums
Bayerisches Vogtland generell noch einmal zur Debatte stehen würde,
das hätte sich der Leiter des städtischen Fachbereichs Kultur nicht
gedacht. Weil in der fortgeschriebenen Kostenschätzung ein nicht
gedeckter Betrag von 104 000 Euro aufgetaucht ist, wollten SPD und
FAB, Thomas Etzel von „Die Linke“ und Margit Doll von den „Grünen“
die bisherigen Auftragsvergaben zurückstellen – was das ganze
Projekt ins Wanken hätte bringen können. Erst, wenn alle Ausgaben
durch Stiftungen und Geldgeber gedeckt seien, sollte es weitergehen
mit der neuen Abteilung, forderten sie.
Mit knapper Mehrheit jedoch wurde der Auftrag vergeben, mit dem
Ausbau geht es nun weiter wie geplant. Peter Hegwein vom Fachbereich
Kultur und Peter Nürmberger vom Fachbereich Medien der Stadt
erklären den Sachstand.
Bau steht auf Schwemmland
Die geschätzten 104 000 Euro Mehrkosten fußen, so berichtet Peter
Nürmberger, auf drei Säulen: auf einem Anstieg der Baupreise von
etwa 5,8 Prozent im Vergleich zum Zeitpunkt der ersten Schätzung,
auf zusätzlich notwendige Maßnahmen beim Fundament, das sich auf
Schwemmland befindet, und auf die Entfernung eines alten Hofer
„Bekannten“ – des Hausschwamms. 28 000 Euro sind für Letzteres
bisher veranschlagt. „Das ist aber, wie alles andere auch, eine
reine Schätzung“, betont Nürmberger. Zur Beseitigung des
Hausschwamms ist die Stadt zudem sowieso verpflichtet: „Auch ohne
die Erweiterung müssten wir das durchziehen“, ergänzt Peter Hegwein.
Der Streitwert, der offene Betrag also, beträgt nur 76 000 Euro.
„Den Betrag werden wir aber auftreiben“, verspricht Hegwein. Er sei
bereits in Gesprächen mit den beteiligten Stiftungen.
Von dem Zwei-Millionen-Euro-Projekt, zu dem die Stadt laut
Beschluss keinen Cent beitragen muss, sind bislang Aufträge in Höhe
von 474 000 Euro vergeben. 356 000 davon machen die am Freitag
besprochenen Baumeisterarbeiten aus, der Rest verteilt sich auf
Zimmerer- (66 000 Euro), Dachdecker- und Klempnerarbeiten (52 000
Euro). „Demnächst stehen auch noch Heizungs-, Sanitär- und
Elektrikerarbeiten an“, verrät Peter Hegwein. Das jedoch bereite ihm
keine großen Sorgen: „Die wichtigsten Dinge sind ausgeschrieben.“
Gebäude entkernen
Losgehen soll es voraussichtlich in zwei Wochen: Zunächst stehen
Abbrucharbeiten an, das bestehende Gebäude soll teilweise entkernt
werden, die Arbeiter legen Decken und Balken frei. „Dann wissen wir
wieder mehr über weitere bauliche Notwendigkeiten“, sagt Peter
Nürmberger. Alle bisherigen Schätzungen – auch die finanzieller Art
– beruhen auf den Untersuchungen und Erfahrungen der Bauexperten von
Stadt und Architekturbüro. „Notfallpläne für alle Eventualitäten zu
erstellen, macht zu diesem Zeitpunkt keinen Sinn“, betont Nürmberger.
Für seinen Kollegen Hegwein vom Fachbereich Kultur ziehen die
Verzögerungen einen ganzen Rattenschwanz anderer Arbeiten nach sich.
Bislang sei er von der Diskussion um die Arbeiten zwar wenig berührt
worden – doch im März wolle man sich im Museum an die Erarbeitung
des inhaltlichen Gesamtkonzepts machen.
„Danach geht es an die Details, dann müssen wir uns intensiv mit
den Innenarchitekten absprechen“, sagt er. Die Inhalte der Abteilung
„Flucht, Vertreibung und Integration“ sollen schließlich auch zum
Bau selbst passen. Hegwein: „Wir sind da auf einem guten Weg.“
Christoph Plass
Peter Hegwein, Fachbereichsleiter Kultur, sichtet bereits die
ersten Objekte, die später in der Museumsabteilung „Flucht,
Vertreibung und Integration“ ausgestellt werden sollen. Dazu gehört
beispielsweise dieses geschnitzte Holzkistchen, das einen Rosenkranz
und ein kleines Gesangbüchlein enthält. Warum hatte es die Familie,
der es einst gehört hat, bei ihrer Vertreibung im Gepäck? Welche
Geschichte steckt hinter den Marienbildern in dem Büchlein, wer hat
den Rosenkranz aus gestanztem Blech benutzt? Wenn solche Fragen
geklärt sind, setzt sich aus vielen scheinbar wertlosen Gegenständen
eine Geschichte mit kostbaren Einsichten zusammen.
Foto: cp
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