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Erschienen in der Frankenpost am 26.01.2009 

Einkaufen am 1. Advent? Der Stadtrat beschloss, dass das in diesem Jahr möglich sein wird. Die Angst vor Kunden-Abwanderungen nach Plauen und Bayreuth setzte sich gegenüber Bedenken aus religiösen Gründen durch. Foto: Archiv

Beschluss | Nach langer Diskussion stimmt der Stadtrat mit breiter Mehrheit für vier verkaufsoffene Sonntage.
Wirtschaftliche Interessen geben Ausschlag

 
HofDie Argumente sind alle schon oft gefallen – und doch haben sie nichts an ihrer Aktualität eingebüßt. Pro Einzelhandel sind die einen, pro Sonntagsruhe sind die anderen – und doch betonen beide Seiten immer wieder, dass ihre Entscheidung nicht gegen die andere Sache im Allgemeinen ist. Das Thema ist immer heiß diskutiert in der Saalestadt, diesmal jedoch zum ersten Mal im Voraus fürs ganze Jahr: Wie viele verkaufsoffene Sonntage ruft die Stadt aus, und vor allem: zu welchen Terminen?

Das Ergebnis der Diskussion im Hofer Stadtrat am Freitag haben wir bereits in unserer Samstagsausgabe veröffentlicht – was bereits zu Reaktionen empörter Leser geführt hat, nachzulesen im Internet unter www.frankenpost.de/forum. Die Ladentüren der Saalestadt öffnen sich am 19. April (im Kirchenjahr ist dieser Tag der Weiße Sonntag, in Hof ist hier Maestro-Handwerkermarkt), am 27. September (16. Sonntag nach Trinitatis und Herbstmarkt in Hof), am 1. November (Allerheiligen und Filmtage-Sonntag) und am 29. November (1. Advent und Weihnachtsmarkt) jeweils ab 13 Uhr.

Zwei dieser Termine galten schon vor der Sitzung als gesetzt: der 27. September – an diesem Tag veranstaltet die Stadt ihren Herbstmarkt – und der 1. November, der Filmtage-Sonntag. Um die beiden anderen Daten wurde im Vorfeld der Abstimmung vom Grundsatz her wie auch vom Datum eifrig debattiert.

Wunschtermine der Händler

So hatte der Hofer Einzelhandelsverband als Wunschtermin im Frühjahr den 5. April angegeben. Die Händler hatten sich dadurch Vorteile fürs Ostergeschäft erhofft. Der 5. April allerdings ist der Palmsonntag und damit ein besonderer kirchlicher Feiertag. Die Vertreter der Hofer Kirchen sprachen sich also vehement gegen diesen Termin aus. Er wurde verlegt auf den 19. April. Auch der 29. November, der 1. Advent, wurde heftig kritisiert, der Termin blieb jedoch gesetzt.

In einem offenen Brief an die Stadtratsmitglieder, den auch unsere Zeitung in Auszügen veröffentlichte, hatten die Vertreter der Hofer Kirchen massive Bedenken an der Institution des verkaufsoffenen Sonntags an sich angemeldet. Sie sprachen darin von einer „schleichenden Aushöhlung des Sonntagsschutzes“. Der Einkaufstag könne leicht als „Missachtung religiöser Gefühle“ verstanden werden.

„Wir stimmen hier nicht gegen die Kirche oder gegen den Handel“, betonte deshalb am Freitag CSU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Fleischer. Seine Fraktion könne auch trotz langer Diskussion nicht mit einer Stimme votieren.

Anders sah es da in den Reihen der SPD aus: „Wir sind der Meinung, wir sollten die vier Sonntage ausnutzen, die wir laut Gesetz verkaufsoffen gestalten können“, sagte Fraktionsvorsitzender Dr. Jürgen Adelt. Als gewichtigen Grund nannte er die Nähe zu Sachsen: Er wisse aus Zeitungsberichten aus Plauen, dass dort durch die verkaufsoffenen Sonntage regelmäßig ein Umsatzplus von 20 Prozent verzeichnet wird. „Wir in Hof können nicht auf zusätzlichen Umsatz verzichten.“

FAB-Chef Joachim Dumann sprach am Freitag zumindest für die Hälfte seiner Fraktion, als er für die Beschlussvorlage stimmte. „Der Volkstrauertag im vergangenen Jahr liegt mir da schwerer im Magen als die kirchlichen Feiertage heuer.“ Anders sah das Dr. Maximilian Dietrich von der FAB: Die Auswahl der Sonntage zeuge von Gedankenlosigkeit und Unkenntnis der Antragsteller.

Ein wenig pragmatischer ging die Frage Thomas Etzel von der „Linken“ an, er sprach sich aber grundsätzlich gegen verkaufsoffene Sonntage aus: „Man darf diesen arbeitsfreien Tag nicht zur Disposition stellen. Wir setzen damit das Kulturgut Sonntag aufs Spiel.“

Trotz umfangreichem Argumentationsaustausch – übrigens vor einem ansehnlichen Publikum aus Hofer Händlerkreisen – fiel das Votum des Stadtrates am Schluss recht eindeutig aus: 32 von 43 anwesenden Räten stimmten für die genannten Termine. Christoph Plass


 

 

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