Hof –
Die Argumente sind alle schon oft gefallen – und doch haben
sie nichts an ihrer Aktualität eingebüßt. Pro Einzelhandel sind die
einen, pro Sonntagsruhe sind die anderen – und doch betonen beide
Seiten immer wieder, dass ihre Entscheidung nicht gegen die andere
Sache im Allgemeinen ist. Das Thema ist immer heiß diskutiert in der
Saalestadt, diesmal jedoch zum ersten Mal im Voraus fürs ganze Jahr:
Wie viele verkaufsoffene Sonntage ruft die Stadt aus, und vor allem:
zu welchen Terminen?
Das Ergebnis der Diskussion im Hofer Stadtrat am Freitag haben
wir bereits in unserer Samstagsausgabe veröffentlicht – was bereits
zu Reaktionen empörter Leser geführt hat,
nachzulesen im Internet unter
www.frankenpost.de/forum. Die Ladentüren der Saalestadt
öffnen sich am 19. April (im Kirchenjahr ist dieser Tag der Weiße
Sonntag, in Hof ist hier Maestro-Handwerkermarkt), am 27. September
(16. Sonntag nach Trinitatis und Herbstmarkt in Hof), am 1. November
(Allerheiligen und Filmtage-Sonntag) und am 29. November (1. Advent
und Weihnachtsmarkt) jeweils ab 13 Uhr.
Zwei dieser Termine galten schon vor der Sitzung als gesetzt: der
27. September – an diesem Tag veranstaltet die Stadt ihren
Herbstmarkt – und der 1. November, der Filmtage-Sonntag. Um die
beiden anderen Daten wurde im Vorfeld der Abstimmung vom Grundsatz
her wie auch vom Datum eifrig debattiert.
Wunschtermine der Händler
So hatte der Hofer Einzelhandelsverband als Wunschtermin im
Frühjahr den 5. April angegeben. Die Händler hatten sich dadurch
Vorteile fürs Ostergeschäft erhofft. Der 5. April allerdings ist der
Palmsonntag und damit ein besonderer kirchlicher Feiertag. Die
Vertreter der Hofer Kirchen sprachen sich also vehement gegen diesen
Termin aus. Er wurde verlegt auf den 19. April. Auch der 29.
November, der 1. Advent, wurde heftig kritisiert, der Termin blieb
jedoch gesetzt.
In einem offenen Brief an die Stadtratsmitglieder, den auch
unsere Zeitung in Auszügen veröffentlichte, hatten die Vertreter der
Hofer Kirchen massive Bedenken an der Institution des
verkaufsoffenen Sonntags an sich angemeldet. Sie sprachen darin von
einer „schleichenden Aushöhlung des Sonntagsschutzes“. Der
Einkaufstag könne leicht als „Missachtung religiöser Gefühle“
verstanden werden.
„Wir stimmen hier nicht gegen die Kirche oder gegen den Handel“,
betonte deshalb am Freitag CSU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang
Fleischer. Seine Fraktion könne auch trotz langer Diskussion nicht
mit einer Stimme votieren.
Anders sah es da in den Reihen der SPD aus: „Wir sind der
Meinung, wir sollten die vier Sonntage ausnutzen, die wir laut
Gesetz verkaufsoffen gestalten können“, sagte Fraktionsvorsitzender
Dr. Jürgen Adelt. Als gewichtigen Grund nannte er die Nähe zu
Sachsen: Er wisse aus Zeitungsberichten aus Plauen, dass dort durch
die verkaufsoffenen Sonntage regelmäßig ein Umsatzplus von 20
Prozent verzeichnet wird. „Wir in Hof können nicht auf zusätzlichen
Umsatz verzichten.“
FAB-Chef Joachim Dumann sprach am Freitag zumindest für die
Hälfte seiner Fraktion, als er für die Beschlussvorlage stimmte.
„Der Volkstrauertag im vergangenen Jahr liegt mir da schwerer im
Magen als die kirchlichen Feiertage heuer.“ Anders sah das Dr.
Maximilian Dietrich von der FAB: Die Auswahl der Sonntage zeuge von
Gedankenlosigkeit und Unkenntnis der Antragsteller.
Ein wenig pragmatischer ging die Frage Thomas Etzel von der
„Linken“ an, er sprach sich aber grundsätzlich gegen verkaufsoffene
Sonntage aus: „Man darf diesen arbeitsfreien Tag nicht zur
Disposition stellen. Wir setzen damit das Kulturgut Sonntag aufs
Spiel.“
Trotz umfangreichem Argumentationsaustausch – übrigens vor einem
ansehnlichen Publikum aus Hofer Händlerkreisen – fiel das Votum des
Stadtrates am Schluss recht eindeutig aus: 32 von 43 anwesenden
Räten stimmten für die genannten Termine.
Christoph Plass
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