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Erschienen in der Frankenpost am 12.05.2009 

Im Chefzimmer des Rathaus laufen viele Fäden zusammen. Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing und Kultur hat Dr. Harald Fichtner zur Chefsache gemacht. Foto: Ernst Sammer

 
"Ausdauer und neuer Schwung"

 
Herr Fichtner, welches war für Sie der wichtigste Moment in den vergangenen drei Jahren?

Als wir nach langem Kampf die Finanzierung der Freiheitshalle in trockenen Tüchern hatten, war das ein besonderer Moment. Ebenso, als der Regierungspräsident im Dezember 2007 die Verpflichtungs-Ermächtigungen für unsere Großprojekte Freiheitshalle, Hofecker Schule und Schule am Longoliusplatz genehmigte.

Und was hat Sie am meisten geärgert?

Das Scheitern des Flughafen-Ausbaus. Ich habe jedoch kein schlechtes Gewissen: Ich habe mich reingekniet, nie aufgegeben. Es wäre auch falsch gewesen, vorzeitig die Flinte ins Korn zu werfen.

Das Thema Flughafen wird Sie weiter beschäftigen...

Die nächste Aufgabe wird sein, die Linie dauerhaft zu sichern. Derzeit läuft die Ausschreibung für die Zeit von März 2010 an. Wir sind in Gesprächen mit der Lufthansa und dem Wirtschaftsministerium.

Schmerzt es Sie, wenn die Stadt Hof in einem Städteranking den letzten Platz in Bayern einnimmt?

Sicher. Aber in einem Detail der Rangliste sind wir vorne dabei - bei der Krisenfestigkeit. Das heißt, wir haben schon einige Rückschläge verkraftet.

Woran wollen Sie sich messen lassen? Was macht eine Amtszeit zum Erfolg oder zum Misserfolg?

Das muss letztlich die Bevölkerung beantworten. Ich glaube, an den Großprojekten lässt sich ein neuer Schwung ablesen; ich denke da nur an den Automobil-Zulieferpark, dort sind über 500 Arbeitsplätze geschaffen worden. Aber auch Landesamt für Umwelt, Geofora, Logistik, Museum und Freiheitshalle sind zu nennen.

Wo sehen Sie Ihre Stärke?

Mit Ausdauer und Beharrlichkeit kann man Ziele erreichen. Ich nehme mir vor, Angelegenheiten gemeinsam mit dem Stadtrat zügig anzugehen. Man darf nicht immer zuerst das Problem sehen, sondern muss eine tragfähige Lösung entwickeln wie bei der Finanzierung der Freiheitshalle.

Die Freiheitshalle ist ein Zukunftsprojekt, der Hofer Himmel ein anderes. Wie sind Sie vom anfänglichen Skeptiker zum glühenden Befürworter der Altstadt-Aufwertung geworden?

Ich gebe zu, dass ich als Fraktionsvorsitzender dem Vorhaben zunächst skeptisch gegenüberstand. Für mich war immer wichtig, dass die Anwohner sich beteiligen müssen. Als klare Signale aus dem Einzelhandel kamen, war ich sofort überzeugt und habe das Projekt stets verteidigt.

Was denken Sie, wenn Sie die Leserbriefe zu dem Thema und die zahlreichen Diskussionen, unter anderem bei der Oberfranken-Ausstellung, verfolgen?

Es war richtig, auf eine umfassende Information der Bürger zu setzen. Am 9. Juli findet eine Bürgerversammlung statt, die sich ausschließlich mit dem Hofer Himmel befassen wird.

"Ich weiß es nicht", haben Sie kürzlich auf die Frage zur Finanzierung des Neun-Millionen-Euro-Projekts geantwortet. Ist es nicht leichtsinnig, ohne sichere Finanzierung ein solch teures Vorhaben anzugehen?

Zunächst einmal: Für dieses Jahr sind die Planungskosten im Haushalt eingestellt. Drei Millionen Euro für Tiefbau-Maßnahmen werden wir ohnehin ausgeben müssen. Die Kosten dafür können zum Teil auf die Anlieger umgelegt werden. Wenn es um die weiteren sechs Millionen Euro geht, werden wir über die Förderung verhandeln müssen. Ich darf daran erinnern, dass in den siebziger Jahren auch erst die Idee entstand, den Untreusee anzulegen und danach erst die Gespräche über die Finanzierung begannen.

Apropos Finanzen: Gehören Sie noch zu den Verfechtern einer großen Reform der Kommunalfinanzen?

Ehrlich gesagt, habe ich die Illusion von einer großen Reform verloren. Es wird sie in absehbarer Zeit nicht geben, weil die Staatsfinanzen aus den Fugen geraten sind.

Für die Finanzierung der Freiheitshalle hat Innenminister Joachim Herrmann den Weg frei gemacht. Wird es in den nächsten Jahren des Öfteren nötig sein, den Weg nach München anzutreten?

Es gibt Themen, in denen Politiker freier sind in ihrer Entscheidung als die Bezirksregierung. Für Entscheidungen über höhere Fördersätze und zusätzliche Kredite müssen wir auf die Politik zugehen. Von einem gewissen Punkt an ist die Regierung nicht mehr zuständig.

Gibt es Momente, in denen sich ein Oberbürgermeister machtlos fühlt?

Dieses Gefühl wird wohl in den kommenden Monaten noch öfter aufkommen. Wenn die Arbeitslosenzahlen in Hof wieder steigen, kann auch ein Oberbürgermeister nicht gegensteuern. Noch so starke eigene Bemühungen sind nicht ausreichend, um die allgemeine Entwicklung zu dämpfen.

Sie haben Stadtmarketing, Wirtschaftsförderung und Kultur zur Chefsache gemacht. Sind Sie mit der Entwicklung zufrieden?

Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing und Tourismus bilden einen neuen Fachbereich im Rathaus. Das Stadtmarketing läuft besser als je zuvor. Leider sind die Finanzen hier der begrenzende Faktor; nur deshalb konnte der große Wurf noch nicht gelingen. Im Mittelpunkt sollte die Positionierung der Stadt - etwa als Umweltstadt - stehen.

Und wie steht es um die Kultur?

Das Theater ist in eine neue Rechtsform übergegangen - eine Kompromisslösung. Kulturamtsleiter Peter Hegwein stand zu Unrecht in der öffentlichen Kritik. Als Einzelkämpfer bewältigt er riesige Aufgaben wie jetzt die Jugendkunst-Triennale. Er begleitet das Konzept der Museums-Erweiterung und der Villa Europa.

Das Gespräch führte Jan Fischer

Interview mit Dr. Harald Fichtner

 

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