Herr Fichtner, welches war für
Sie der wichtigste Moment in den vergangenen drei Jahren?
Als wir nach langem Kampf die Finanzierung der Freiheitshalle in
trockenen Tüchern hatten, war das ein besonderer Moment. Ebenso, als
der Regierungspräsident im Dezember 2007 die
Verpflichtungs-Ermächtigungen für unsere Großprojekte
Freiheitshalle, Hofecker Schule und Schule am Longoliusplatz
genehmigte.
Und was hat Sie am meisten geärgert?
Das Scheitern des Flughafen-Ausbaus. Ich habe jedoch kein
schlechtes Gewissen: Ich habe mich reingekniet, nie aufgegeben. Es
wäre auch falsch gewesen, vorzeitig die Flinte ins Korn zu werfen.
Das Thema Flughafen wird Sie weiter
beschäftigen...
Die nächste Aufgabe wird sein, die Linie dauerhaft zu sichern.
Derzeit läuft die Ausschreibung für die Zeit von März 2010 an. Wir
sind in Gesprächen mit der Lufthansa und dem Wirtschaftsministerium.
Schmerzt es Sie, wenn die Stadt Hof in einem
Städteranking den letzten Platz in Bayern einnimmt?
Sicher. Aber in einem Detail der Rangliste sind wir vorne dabei -
bei der Krisenfestigkeit. Das heißt, wir haben schon einige
Rückschläge verkraftet.
Woran wollen Sie sich messen lassen? Was macht
eine Amtszeit zum Erfolg oder zum Misserfolg?
Das muss letztlich die Bevölkerung beantworten. Ich glaube, an
den Großprojekten lässt sich ein neuer Schwung ablesen; ich denke da
nur an den Automobil-Zulieferpark, dort sind über 500 Arbeitsplätze
geschaffen worden. Aber auch Landesamt für Umwelt, Geofora,
Logistik, Museum und Freiheitshalle sind zu nennen.
Wo sehen Sie Ihre Stärke?
Mit Ausdauer und Beharrlichkeit kann man Ziele erreichen. Ich
nehme mir vor, Angelegenheiten gemeinsam mit dem Stadtrat zügig
anzugehen. Man darf nicht immer zuerst das Problem sehen, sondern
muss eine tragfähige Lösung entwickeln wie bei der Finanzierung der
Freiheitshalle.
Die Freiheitshalle ist ein Zukunftsprojekt,
der Hofer Himmel ein anderes. Wie sind Sie vom anfänglichen
Skeptiker zum glühenden Befürworter der Altstadt-Aufwertung
geworden?
Ich gebe zu, dass ich als Fraktionsvorsitzender dem Vorhaben
zunächst skeptisch gegenüberstand. Für mich war immer wichtig, dass
die Anwohner sich beteiligen müssen. Als klare Signale aus dem
Einzelhandel kamen, war ich sofort überzeugt und habe das Projekt
stets verteidigt.
Was denken Sie, wenn Sie die Leserbriefe zu
dem Thema und die zahlreichen Diskussionen, unter anderem bei der
Oberfranken-Ausstellung, verfolgen?
Es war richtig, auf eine umfassende Information der Bürger zu
setzen. Am 9. Juli findet eine Bürgerversammlung statt, die sich
ausschließlich mit dem Hofer Himmel befassen wird.
"Ich weiß es nicht", haben Sie kürzlich auf
die Frage zur Finanzierung des Neun-Millionen-Euro-Projekts
geantwortet. Ist es nicht leichtsinnig, ohne sichere Finanzierung
ein solch teures Vorhaben anzugehen?
Zunächst einmal: Für dieses Jahr sind die Planungskosten im
Haushalt eingestellt. Drei Millionen Euro für Tiefbau-Maßnahmen
werden wir ohnehin ausgeben müssen. Die Kosten dafür können zum Teil
auf die Anlieger umgelegt werden. Wenn es um die weiteren sechs
Millionen Euro geht, werden wir über die Förderung verhandeln
müssen. Ich darf daran erinnern, dass in den siebziger Jahren auch
erst die Idee entstand, den Untreusee anzulegen und danach erst die
Gespräche über die Finanzierung begannen.
Apropos Finanzen: Gehören Sie noch zu den
Verfechtern einer großen Reform der Kommunalfinanzen?
Ehrlich gesagt, habe ich die Illusion von einer großen Reform
verloren. Es wird sie in absehbarer Zeit nicht geben, weil die
Staatsfinanzen aus den Fugen geraten sind.
Für die Finanzierung der Freiheitshalle hat
Innenminister Joachim Herrmann den Weg frei gemacht. Wird es in den
nächsten Jahren des Öfteren nötig sein, den Weg nach München
anzutreten?
Es gibt Themen, in denen Politiker freier sind in ihrer
Entscheidung als die Bezirksregierung. Für Entscheidungen über
höhere Fördersätze und zusätzliche Kredite müssen wir auf die
Politik zugehen. Von einem gewissen Punkt an ist die Regierung nicht
mehr zuständig.
Gibt es Momente, in denen sich ein
Oberbürgermeister machtlos fühlt?
Dieses Gefühl wird wohl in den kommenden Monaten noch öfter
aufkommen. Wenn die Arbeitslosenzahlen in Hof wieder steigen, kann
auch ein Oberbürgermeister nicht gegensteuern. Noch so starke eigene
Bemühungen sind nicht ausreichend, um die allgemeine Entwicklung zu
dämpfen.
Sie haben Stadtmarketing, Wirtschaftsförderung
und Kultur zur Chefsache gemacht. Sind Sie mit der Entwicklung
zufrieden?
Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing und Tourismus bilden einen
neuen Fachbereich im Rathaus. Das Stadtmarketing läuft besser als je
zuvor. Leider sind die Finanzen hier der begrenzende Faktor; nur
deshalb konnte der große Wurf noch nicht gelingen. Im Mittelpunkt
sollte die Positionierung der Stadt - etwa als Umweltstadt - stehen.
Und wie steht es um die Kultur?
Das Theater ist in eine neue Rechtsform übergegangen - eine
Kompromisslösung. Kulturamtsleiter Peter Hegwein stand zu Unrecht in
der öffentlichen Kritik. Als Einzelkämpfer bewältigt er riesige
Aufgaben wie jetzt die Jugendkunst-Triennale. Er begleitet das
Konzept der Museums-Erweiterung und der Villa Europa.
Das Gespräch führte Jan Fischer
Interview
mit Dr. Harald Fichtner |