Von Stephan Herbert Fuchs
Bayreuth -
Die Regierung von Oberfranken hat über die Verteilung der insgesamt
125 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II entschieden. Über 130
der insgesamt 214 Gemeinden im Regierungsbezirk werden vom Paket des
Bundes profitieren, sagte Regierungspräsident Wilhelm Wenning
gestern in Bayreuth, als er die endgültige Liste über sämtliche
Einzelinvestitionsmaßnahmen vorstellte. Die Mittel seien absolut
transparent und nachvollziehbar verteilt worden, versicherte er.
Kritik kam unterdessen von SPD und Grünen, die bemängelten, dass
viele Kommunen leer ausgehen.
Insgesamt sind bei der Regierung etwa 800 Bewerbungen mit einem
Investitionsvolumen von etwa 700 Millionen Euro eingegangen. Damit
seien deutlich mehr Mittel nachgefragt worden, als letztlich zu
vergeben waren, sagte der Regierungspräsident. Zusammen mit einem
eigens einberufenen Beirat, bestehend aus Vertretern der kommunalen
Spitzenverbände, des Bezirks, der Wohlfahrtsverbände, des Amtes für
ländliche Entwicklung sowie des Zentrums Bayern Familie Soziales,
habe die Regierung einen Verteilungsschlüssel erarbeitet. Der
Schlüssel hatte zu 75 Prozent die durchschnittliche Einwohnerzahl
der vergangenen fünf Jahre und zu 25 Prozent die durchschnittliche
Finanzkraft der zurückliegenden drei Jahre als Grundlage.
Konkret werden mit Hilfe des Konjunkturprogramms Maßnahmen zur
energetischen Sanierung, vor allem in Schulen, Kindergärten und
kommunalen Gebäuden, gefördert. Daneben gibt es Geld für
Städtebauförderung, Lärmsanierungen an kommunalen Straßen,
wasserwirtschaftliche Projekte sowie Krankenhausbau und für die
Tourismusinfrastruktur. Theoretisch könnten sämtliche Projekte
sofort gestartet werden, sagte Regierungspräsident Wenning.
Entsprechende Anträge müssten bis spätestens Juli eingereicht
werden.
Für Kritik sorgte bei der offiziellen Bekanntgabe die vorzeitige
Veröffentlichung der Fördermaßnahmen (siehe unsere gestrige
Ausgabe). Woher diese Zahlen kamen, konnte sich Wenning nicht
erklären. Regierung und Beirat hätten auf jeden Fall dicht gehalten.
Im Einzelnen fließen nach Angaben der Regierung in den Landkreis
Bayreuth 6,4 Millionen Euro, in die Stadt Bayreuth 3 Millionen Euro,
in den Landkreis Hof 6,6 Millionen Euro, in die Stadt Hof 3,6
Millionen Euro, in den Landkreis Kulmbach 5,2 Millionen Euro und in
den Landkreis Wunsiedel 5,8 Millionen Euro.
Aus den Konjunkturpaketen I und II werden auch Bahnhöfe in
Oberfranken gefördert. Unter anderem bekommen Geld die Bahnhöfe in
Hof, Bayreuth, Coburg, Marktredwitz, Kulmbach, Kronach, Selbitz und
Wunsiedel-Holenbrunn.
SPD und Grüne haben die Vergabe der Gelder des Konjunkturpakets
II in Bayern kritisiert. Die SPD warf der Staatsregierung vor, das
Verfahren sei "ungerecht, mangelhaft und bürokratisch". Die
Staatsregierung wolle einen Teil der Gelder selbst ausgeben und
nicht an die Kommunen weitergeben. "Deshalb gehen heute leider viele
Städte, Märkte und Gemeinden leer aus oder werden mit
Förder-Placebos abgespeist", erklärten der designierte
SPD-Landesgruppenchef Florian Pronold und der Finanzpolitiker
Volkmar Halbleib.
Die Landtags-Grünen kritisierten, dass bei der Umsetzung des
Konjunkturpakets in Bayern viele Kommunen leer ausgehen. "Viele
vernünftige und wichtige Projekte, die im Rahmen des
Konjunkturprogramms von den Kommunen beantragt wurden, werden nun
nicht gefördert", bedauerte die kommunalpolitische Sprecherin
Christine Kamm. Der kommunale Anteil des Konjunkturprogramms sei um
ein Mehrfaches überzeichnet.
Der CSU-Bundestagsabgeordnete Dr. Hans-Peter Friedrich schrieb in
einer ersten Stellungnahme, die Kommunen sollten das Geld möglichst
schnell in die vorgesehenen Projekte umsetzen. Die Erleichterungen
beim Vergaberecht, insbesondere bei den Ausschreibungsbedingungen,
sollten dazu einen Beitrag leisten.
Die SPD-Bundestagsabgeordnete Petra Ernstberger kritisierte, dass
die knapp 24 Millionen Euro, die an die Kommunen der Region verteilt
werden, nur einen Bruchteil der tatsächlich notwendigen Maßnahmen
abdecken. "Dass das Geld hinten und vorne nicht reicht, liegt
schlichtweg daran, dass für den gesamten Regierungsbezirk
Oberfranken nicht ausreichend Geld zur Verfügung steht", schrieb
Ernstberger. "Die Kommunen, die für baureife Vorhaben keine
Förderung erhalten, können sich dafür bei der Staatsregierung in
München bedanken. Der momentane Verteilerschlüssel sorgt dafür, dass
der Löwenanteil der Mittel in den südbayerischen Ballungsgebieten
investiert wird. In anderen Ländern, beispielsweise in
Nordrhein-Westfalen, wurde den Kommunen pauschal und regional
ausgewogen Geld zur Verfügung gestellt."
Auch Elisabeth Scharfenberg, Bundestagsabgeordnete der Grünen,
zeigte sich enttäuscht, dass für Oberfranken nur 125 Millionen aus
dem Konjunkturpaket II zur Verfügung stehen. Gerade Schulen und
öffentliche Gebäude wiesen häufig die schlechtesten Energiebilanzen
auf und seien damit nicht nur Groschengräber, sondern auch
Umweltverschmutzer. Eine verbesserte Wärmedämmung und die
Ausstattung mit alternativer Energie seien längst überfällig.
Allerdings sehe eine gezielte Investition in Bildung anders aus.
Künftig würden viel zu große Klassen in modernisierten Räumen
unterrichtet, denn es fehle an Lehrkräften, Erzieherinnen und
Erziehern in Horteinrichtungen und Kindertagesstätten.
Wilhelm Wenning |